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Musikalische Geschichten in der Stadtbücherei
Identitätssuche im Songformat
Fee., Catenia Quentin und Aren & Chima – diesmal gibt es bei der „Musikszene Frankfurt“ in der Stadtbücherei wieder einen Abend mit Singer/Songwritern.
Das Publikum in der Stadtbücherei ist wortaffin. Beim letzten „Musikszene Frankfurt“-Konzert Mitte Mai musste es aber auf Texte verzichten. Denn es gab „4x solo“ mit Shakuhachi, Schlagzeug, Akkordeon und Saxophon + Loops, ein rein instrumentales Experiment, das gut ankam. Beim „Singer/Songwriter-Special“ am 22.11. haben die Geschichtenerzähler wieder das Sagen.
Fee. ist aktuell die Frankfurter Musikerin, die am meisten rumkommt. Schon bevor ihre EP „Lieber liegen“ Ende April erschien, war die gebürtige Marburgerin seit März 2014 auf Achse, spielte bei Songslams, auf Wohnzimmerkonzerten, aber auch auf dem Bad Nauheimer Soundgarden-, dem Trebur- oder dem Picknick-Open Air auf der Loreley. Und sie supportete Femme Schmidt oder Katie Melua, immer allein – mit akustischer Gitarre zur Stimme, pur, ohne Laptop oder Looper.
Ihre Band Neoh sollte das Juli- und Silbermond-Publikum bedienen. Zu viel Fremdbestimmung beim Major Universal für die junge Sängerin. „Raus aus dem Korsett“, dachte sich die heute 26-Jährige, kein Chartsdenken mehr. „Wenn es passiert, schön, aber deswegen macht man doch nicht Musik.“ Dann lieber ganz zurück geworfen auf sich selbst Momentaufnahmen skizzieren. „Es ist wirklich so als würde ich einen Tagebucheintrag schreiben. Die Musik entsteht mit dem Text zusammen“, erzählt Fee. „Ich brauche eine krasse Narrenfreiheit, um meine Songs zu schreiben.“ Ihre „persönlichen Gemütszustände“ kommen an.
Andi Kunze, der Fees Laissez-faire-Songs produzierte, war auch schon mit Catenia Quentin, die er in der Stadtbücherei begleitet, im Studio. Obwohl sie bereits als Kind zu Barbra Streisand und im Internat auf Schulfesten sang, war Fruit 1998 ihre erste Band. „Exposure Left“ hieß das Album bei EMI. Indie Pop mit Rock-Appeal und Programming-Ästhetik und einer Sängerin, die barfuß auf ihrem Teppich das „Wondergirl“ im „Lipstick Buttercup Universe“ gab. Nach dem „Findungsprozess“ in der Band, gab es eine lange Livepause.
„Ich habe viel Musik gemacht mit unterschiedlichen Musikern, ohne gleich Konzerte geben zu wollen“, erläutert die Innenarchitektin und Mitbetreiberin des Grrrr!, einem Möbel- und Dekoladen mit Bar in Bornheim. Auf dem „Mars Musik“-Sampler aus der Landkommune von Thomas D. gab es einen Song, mit Gabriel Le Mar und Aural Float nahm sie auf. Daneben interpretierte sie Jazzstandards im Comboformat. „Man muss nicht immer alles einordnen können“, sagt sie sich bevor sie wieder ins Studio geht. Im Lotte Linderberg könnte so etwas wie eine neue Definition des „Torch Song“ entstehen. „Nicht nur schwermütig, durchaus positiv“, verspricht Quentin „Fröhlich-Trauriges“.
Seit der Noise Rock mit Harmful für Aren Emirze Geschichte ist, kennen wir ihn unter seinem Singer/Songwriter-Alias Emirsian. Gerade wurde das in L.A. aufgenommene Album „Papak“ mit Ara Dabandjian veröffentlicht, die Vertonung alter armenischer Poesie. Emirsian & Dabandjian live gibt es am 18.3. in der Brotfabrik. Der Abend mit Chima ist Vorgriff auf eine CD, die erst 2017 mit Moses Schneider realisiert werden wird. „Wir haben uns öfters getroffen, viel über Musik geredet und kamen irgendwann auf die Idee, vielleicht so etwas wie Simon & Garfunkel auf Deutsch zu machen“, verrät Emirze. Zwei Frankfurter Buben, der eine mit armenischen, der andere mit nigerianischen Wurzeln, mit westlicher Kultur groß geworden. Auch wenn Migration und Integration nicht Thema der Songtexte sind: „Allein, dass es uns gibt und wir zusammen Musik machen, ist Aussage und Haltung genug.“
„Wenn wir uns sahen, sind wir immer an den gleichen Themen hängengeblieben: Es ging immer um Beziehungsdynamiken, Träume und Identität“, konkretisiert Chima. Simon & Garfunkel war tatsächlich ein Thema bei seinen Eltern. Bekannt wurde Chimaobinna Enyiakanwanne Onyele als Teil der Brothers Keepers-Initiative gegen Rassismus und der 3p-Familie. Sein letztes Album „Von Steinen & Elefanten“ wurde als musikalischer „Überlebensratgeber“ gelobt. „Ich sehe mich tatsächlich weiterhin als singender Rapper“, erklärt er. „Ich fühle mich noch stark der Hip-Hop-Kultur verbunden. Sie ist so frei, so experimentierfreundlich. Durch Hip-Hop wurde ich dazu angehalten meine Gefühle auf Band zu packen und dabei mit verschiedenen Genres zu spielen.“
Im Foto zu sehen; Aren Emirze, Fee., Chima und Catenia Quentin (v.l.n.r.) – so unterschiedlich ihre Biografien sind, so individuell erzählen sie ihre Geschichten
Ein Interview mit Chima finden Sie unter www.journal-frankfurt.de/chima
Fee. ist aktuell die Frankfurter Musikerin, die am meisten rumkommt. Schon bevor ihre EP „Lieber liegen“ Ende April erschien, war die gebürtige Marburgerin seit März 2014 auf Achse, spielte bei Songslams, auf Wohnzimmerkonzerten, aber auch auf dem Bad Nauheimer Soundgarden-, dem Trebur- oder dem Picknick-Open Air auf der Loreley. Und sie supportete Femme Schmidt oder Katie Melua, immer allein – mit akustischer Gitarre zur Stimme, pur, ohne Laptop oder Looper.
Ihre Band Neoh sollte das Juli- und Silbermond-Publikum bedienen. Zu viel Fremdbestimmung beim Major Universal für die junge Sängerin. „Raus aus dem Korsett“, dachte sich die heute 26-Jährige, kein Chartsdenken mehr. „Wenn es passiert, schön, aber deswegen macht man doch nicht Musik.“ Dann lieber ganz zurück geworfen auf sich selbst Momentaufnahmen skizzieren. „Es ist wirklich so als würde ich einen Tagebucheintrag schreiben. Die Musik entsteht mit dem Text zusammen“, erzählt Fee. „Ich brauche eine krasse Narrenfreiheit, um meine Songs zu schreiben.“ Ihre „persönlichen Gemütszustände“ kommen an.
Andi Kunze, der Fees Laissez-faire-Songs produzierte, war auch schon mit Catenia Quentin, die er in der Stadtbücherei begleitet, im Studio. Obwohl sie bereits als Kind zu Barbra Streisand und im Internat auf Schulfesten sang, war Fruit 1998 ihre erste Band. „Exposure Left“ hieß das Album bei EMI. Indie Pop mit Rock-Appeal und Programming-Ästhetik und einer Sängerin, die barfuß auf ihrem Teppich das „Wondergirl“ im „Lipstick Buttercup Universe“ gab. Nach dem „Findungsprozess“ in der Band, gab es eine lange Livepause.
„Ich habe viel Musik gemacht mit unterschiedlichen Musikern, ohne gleich Konzerte geben zu wollen“, erläutert die Innenarchitektin und Mitbetreiberin des Grrrr!, einem Möbel- und Dekoladen mit Bar in Bornheim. Auf dem „Mars Musik“-Sampler aus der Landkommune von Thomas D. gab es einen Song, mit Gabriel Le Mar und Aural Float nahm sie auf. Daneben interpretierte sie Jazzstandards im Comboformat. „Man muss nicht immer alles einordnen können“, sagt sie sich bevor sie wieder ins Studio geht. Im Lotte Linderberg könnte so etwas wie eine neue Definition des „Torch Song“ entstehen. „Nicht nur schwermütig, durchaus positiv“, verspricht Quentin „Fröhlich-Trauriges“.
Seit der Noise Rock mit Harmful für Aren Emirze Geschichte ist, kennen wir ihn unter seinem Singer/Songwriter-Alias Emirsian. Gerade wurde das in L.A. aufgenommene Album „Papak“ mit Ara Dabandjian veröffentlicht, die Vertonung alter armenischer Poesie. Emirsian & Dabandjian live gibt es am 18.3. in der Brotfabrik. Der Abend mit Chima ist Vorgriff auf eine CD, die erst 2017 mit Moses Schneider realisiert werden wird. „Wir haben uns öfters getroffen, viel über Musik geredet und kamen irgendwann auf die Idee, vielleicht so etwas wie Simon & Garfunkel auf Deutsch zu machen“, verrät Emirze. Zwei Frankfurter Buben, der eine mit armenischen, der andere mit nigerianischen Wurzeln, mit westlicher Kultur groß geworden. Auch wenn Migration und Integration nicht Thema der Songtexte sind: „Allein, dass es uns gibt und wir zusammen Musik machen, ist Aussage und Haltung genug.“
„Wenn wir uns sahen, sind wir immer an den gleichen Themen hängengeblieben: Es ging immer um Beziehungsdynamiken, Träume und Identität“, konkretisiert Chima. Simon & Garfunkel war tatsächlich ein Thema bei seinen Eltern. Bekannt wurde Chimaobinna Enyiakanwanne Onyele als Teil der Brothers Keepers-Initiative gegen Rassismus und der 3p-Familie. Sein letztes Album „Von Steinen & Elefanten“ wurde als musikalischer „Überlebensratgeber“ gelobt. „Ich sehe mich tatsächlich weiterhin als singender Rapper“, erklärt er. „Ich fühle mich noch stark der Hip-Hop-Kultur verbunden. Sie ist so frei, so experimentierfreundlich. Durch Hip-Hop wurde ich dazu angehalten meine Gefühle auf Band zu packen und dabei mit verschiedenen Genres zu spielen.“
Im Foto zu sehen; Aren Emirze, Fee., Chima und Catenia Quentin (v.l.n.r.) – so unterschiedlich ihre Biografien sind, so individuell erzählen sie ihre Geschichten
Ein Interview mit Chima finden Sie unter www.journal-frankfurt.de/chima
22. November 2016, 10.42 Uhr
Detlef Kinsler
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. Mehr von Detlef
Kinsler >>
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