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Wohnen in Frankfurt
„Es geht um Identität, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität“
Eine Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität befasst sich mit dem persönlichen sowie politischen Thema Wohnen. Künstlerisch gestaltete „WG-Zimmer“ eröffnen dazu verschiedene Perspektiven.
Die neue Ausstellung „Our House. Künstlerische Positionen zum Wohnen“ setzt sich auf vielfältige Art und Weise mit Fragen zum Wohnen auseinander, einem Thema, das einen intimen und persönlichen, zugleich aber auch hochpolitischen und gesellschaftlichen Bereich betrifft. Vom 25. Oktober 2024 bis 16. Februar 2025 entsteht auf diese Weise im Museum Giersch der Goethe-Universität eine Art WG, in der verschiedene Künstler je ein Zimmer mit ihren Arbeiten und Perspektiven auf das Thema beziehen. Wie für eine WG üblich, gibt es auch hier Gemeinschaftsräume wie Küche und Wohnzimmer, die mit Literatur, Kaffee und Getränken sowie Sitzmöglichkeiten zum Verweilen und zum Austausch einladen sollen.
Katrin Kolk, Kuratorin des Museums Giersch, beschreibt die Ausstellung folgendermaßen: „Wohnen ist ein ebenso politisches wie persönliches Thema. Es geht um Identität, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität – das reflektieren die Künstler*innen in ihren Arbeiten. Zusammengenommen entsteht die Idee der Wohngemeinschaft, vielleicht der politischste Moment der Ausstellung, denn hier stellt sich die Frage: Wie können wir eigentlich gemeinsam wohnen, wie leben wir miteinander?“
Ein gemeinsamer Diskursort für Frankfurt als gesellschaftliches Bindeglied
Um zu einem Ort des offenen Diskurses zu werden, wurde im Museum die Stelle eines Kurators für Vermittlung und Diskurs geschaffen, die mit Tim Pickartz besetzt ist. Der Kurator möchte durch seine Arbeit das Gebäude der historischen Wohnvilla „öffnen“: Sowohl durch die räumliche Neugestaltung als auch durch den gesellschaftlichen Austausch, und indem ein „Bindeglied zwischen Künstlerinnen, Stadtgesellschaft, Studenten“, aber auch möglichst vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen entsteht.
Ein offener Diskurs soll gerade auch vor dem Hintergrund politischer Fragen wie der aktuellen Wohnungsnot und prekärer Wohnsituationen vieler Menschen angeregt werden. Am Donnerstag, den 21. November 2024, findet dazu beispielsweise ein Gesprächsabend „Wohnungslos – Obdachlos?“ statt. Die Ausstellung wirft Fragen danach auf, wie Studenten, Flüchtlinge, Obdachlose, aber auch sozial bessergestellte Gruppen in einer der teuersten Städte Deutschlands leben.
Neben den „WG-Zimmern“ geht es auch um die Geschichte des Frankfurter Museumsgebäudes
Zilla Leutenegger befasst sich im Erdgeschoss mit der Geschichte des Gebäudes, das 1910 als Wohnvilla gebaut, zwischenzeitlich Sitz der spanischen Handelskammer war und seit dem Jahre 2000 als Museum genutzt wird. Jana Sophia Nolle lässt urteilsfrei Wohnwelten aufeinandertreffen: Ihr Zimmer ist als wohlhabendes Wohnzimmer gestaltet, innerhalb dessen sich einen nachempfundene Obdachlosenbehausung befindet. Beide Lebensräume sind umfangreich recherchiert, ihre Darstellungen sind unmittelbar echter Wohnsituationen aus Frankfurt entnommen.
Weitere Eindrücke aus den „WG-Zimmern“
Karolin Horner dokumentierte via Zoom während des ersten Lockdowns 2020 den beengten Alltag von Familien und zeigt fotografisch die Situation einer dieser Familien. Die Verengung des Corona-Alltags zeigen auch die Malereien von Elisabeth Ravn. Inge Werth zeigt Fotografien von Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten in ihren Schlafzimmern aus der Zeit der Hausbesetzungen in Frankfurt der 68er-Bewegung. Susanne Kutter befasst sich mit schwindenden Gewissheiten im Verhältnis Natur und Kultur, in dem aus einer friedlichen Atmosphäre eine dystopische Zerquetschung des Raums geschieht.
Sehenswert sind auch die Aufnahmen des jüdischen Fotografen Robert Haas, der im Jahre 1938 die Wohnsituation jüdischer Menschen in Wien festhielt, kurz bevor ihm selbst nur knapp die Flucht gelang. Francisca Gómez rekonstruiert die Wohnfläche geflüchteter Menschen in einer Erstunterkunft, die etwa 3,5 Quadratmeter umfasst und stellt sich die Frage: Ist jede Architektur bewohnbar?
Info
MGGU – Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt
Eintritt: Erwachsene 7 Euro / Ermäßigt 5 Euro. Freier Eintritt für Personen unter 18 Jahren, Schulklassen und Personen mit Goethe-Card.
Alle Informationen finden Sie hier.
Katrin Kolk, Kuratorin des Museums Giersch, beschreibt die Ausstellung folgendermaßen: „Wohnen ist ein ebenso politisches wie persönliches Thema. Es geht um Identität, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität – das reflektieren die Künstler*innen in ihren Arbeiten. Zusammengenommen entsteht die Idee der Wohngemeinschaft, vielleicht der politischste Moment der Ausstellung, denn hier stellt sich die Frage: Wie können wir eigentlich gemeinsam wohnen, wie leben wir miteinander?“
Um zu einem Ort des offenen Diskurses zu werden, wurde im Museum die Stelle eines Kurators für Vermittlung und Diskurs geschaffen, die mit Tim Pickartz besetzt ist. Der Kurator möchte durch seine Arbeit das Gebäude der historischen Wohnvilla „öffnen“: Sowohl durch die räumliche Neugestaltung als auch durch den gesellschaftlichen Austausch, und indem ein „Bindeglied zwischen Künstlerinnen, Stadtgesellschaft, Studenten“, aber auch möglichst vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen entsteht.
Ein offener Diskurs soll gerade auch vor dem Hintergrund politischer Fragen wie der aktuellen Wohnungsnot und prekärer Wohnsituationen vieler Menschen angeregt werden. Am Donnerstag, den 21. November 2024, findet dazu beispielsweise ein Gesprächsabend „Wohnungslos – Obdachlos?“ statt. Die Ausstellung wirft Fragen danach auf, wie Studenten, Flüchtlinge, Obdachlose, aber auch sozial bessergestellte Gruppen in einer der teuersten Städte Deutschlands leben.
Zilla Leutenegger befasst sich im Erdgeschoss mit der Geschichte des Gebäudes, das 1910 als Wohnvilla gebaut, zwischenzeitlich Sitz der spanischen Handelskammer war und seit dem Jahre 2000 als Museum genutzt wird. Jana Sophia Nolle lässt urteilsfrei Wohnwelten aufeinandertreffen: Ihr Zimmer ist als wohlhabendes Wohnzimmer gestaltet, innerhalb dessen sich einen nachempfundene Obdachlosenbehausung befindet. Beide Lebensräume sind umfangreich recherchiert, ihre Darstellungen sind unmittelbar echter Wohnsituationen aus Frankfurt entnommen.
Karolin Horner dokumentierte via Zoom während des ersten Lockdowns 2020 den beengten Alltag von Familien und zeigt fotografisch die Situation einer dieser Familien. Die Verengung des Corona-Alltags zeigen auch die Malereien von Elisabeth Ravn. Inge Werth zeigt Fotografien von Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten in ihren Schlafzimmern aus der Zeit der Hausbesetzungen in Frankfurt der 68er-Bewegung. Susanne Kutter befasst sich mit schwindenden Gewissheiten im Verhältnis Natur und Kultur, in dem aus einer friedlichen Atmosphäre eine dystopische Zerquetschung des Raums geschieht.
Sehenswert sind auch die Aufnahmen des jüdischen Fotografen Robert Haas, der im Jahre 1938 die Wohnsituation jüdischer Menschen in Wien festhielt, kurz bevor ihm selbst nur knapp die Flucht gelang. Francisca Gómez rekonstruiert die Wohnfläche geflüchteter Menschen in einer Erstunterkunft, die etwa 3,5 Quadratmeter umfasst und stellt sich die Frage: Ist jede Architektur bewohnbar?
MGGU – Museum Giersch der Goethe-Universität, Schaumainkai 83, 60596 Frankfurt
Eintritt: Erwachsene 7 Euro / Ermäßigt 5 Euro. Freier Eintritt für Personen unter 18 Jahren, Schulklassen und Personen mit Goethe-Card.
Alle Informationen finden Sie hier.
25. Oktober 2024, 09.50 Uhr
Florian Aupor
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Text: Florian Aupor / Foto: Über den Holbeinsteg zum Museumsufer © Adobe Stock/Branko Srot
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23. Dezember 2024
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