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Frankfurter Mundartdichter hat Geburtstag
Stoltze wird stolze 200
Vor allem für seine Gedichte in Frankfurter Mundart ist er bekannt geworden: Friedrich Stoltze war jedoch so viel mehr. Der Demokrat und Kritiker war auch Herausgeber und Verleger der "Frankfurter Latern". Heute wäre sein 200. Geburtstag
Genau heute vor 200 Jahren, am 21. November 1816, wurde der Dichter und Schriftsteller Friedrich Stoltze in Frankfurt geboren. Vor allem ist Stoltze durch seine Gedichte in Frankfurter Mundart bekannt geworden. Doch, dass er sich als Herausgeber und Verleger der "Frankfurter Latern" für die Demokratie engagierte, wissen wahrscheinlich die Wenigsten.
Stoltze war Sohn eines Gastwirts und das siebte Kind in der Familie. Fünf seiner Geschwister starben noch im Kindesalter. An sein Geburtshaus in der Braubachstraße erinnert heute eine Gedenktafel. Stoltze genoss eine gute Erziehung und wurde unter anderem von Friedrich Karl Ludwig Textor unterrichtet, einem Neffen Goethes. Er sollte nach seiner Ausbildung zunächst einen kaufmännischen Beruf lernen. Doch seinem poetischen Talent ging er währenddessen dennoch nach. In seiner Lehrzeit in Lyon entstand 1838 das Bundeslied der Deutschen in Lyon, das von Felix Mendelssohn Bartholdy vertont wurde. Als er 1841 nach Frankfurt zurückkehrte, erschien sein erster Gedichtband.
Stoltze wurde zeitweise zum Vorleser des Frankfurter Bankiers Amschel Mayer von Rothschild und zum Gelegenheitsdichter für die gehobene Frankfurter Gesellschaft. Dabei hatte der Dichter es in seiner Lieblingsstadt nicht immer ganz einfach. 1860 hatte er gemeinsam mit dem Karikaturisten Ernst Schalck die Satirezeitschrift Frankfurter Latern gegründet. Auf dem Titelblatt nannte die Latern sich: „Illustrirtes-satyrisches, humoristisch-lyrisches, kritisch-raisonierendes, ästhetisch-annoncierendes Wochenblatt“. An ein einiges Deutschland war damals noch nicht zu denken, der Konflikt zwischen den Preußen und den Österreichern dominierte die politische Landschaft. Von der freien Stadt Frankfurt aus machte Stoltze sich über die großen Herren lustig.
"Un es will merr net in mein Kopp enei:
Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!"
Besonders in Berlin kamen diese Späße jedoch nicht so gut an. Zuerst wurde das Blatt nur außerhalb Frankfurts wegen seiner „antipreußischen Haltung“ zensiert. Am 21. Juli 1866 besetzten dann preußische Truppen die Redaktion der Frankfurter Latern in der Großen Eschenheimer Gasse und Stoltze musste in die Schweiz fliehen. Aus dem Exil gab er die Latern jedoch unregelmäßig weiter heraus.
Aber auch durch seine Frankfurter Krebbel- und Warme Broedscher Zeitung war Stoltze nicht unbedingt beliebt. Die humoristische und mundartliche Zeitung erschien in unregelmäßigen Abständen und beinhaltete hauptsächlich Glossen zum Zeitgeschehen in der Freien Stadt Frankfurt und Deutschland. Die Frankfurter Behörden waren tolerant, nicht aber die Nachbarstaaten Hessen und Kurhessen. Dort wurde er steckbrieflich gesucht. So war er nur noch innerhalb der Grenzen der Freien Stadt Frankfurt sicher. Er entging nur knapp einer Verhaftung während eines Kuraufenthalts im nassauischen Königstein im Taunus, weil zwischen Nassau und Hessen ein Auslieferungsabkommen bestand.
So legte Stoltze den Grundstein für die große Frankfurter Satiretradition, die man heute in der Caricatura bewundern kann.
>> Wer mehr über den Humor-Standort Frankfurt erfahren möchte, sollte am 29. November 2016 das JOURNAL FRANKFURT kaufen. Die Titelgeschichte des Heftes erzählt die Frankfurter Satiregeschichte von Stoltze bis Sonneborn.
Stoltze war Sohn eines Gastwirts und das siebte Kind in der Familie. Fünf seiner Geschwister starben noch im Kindesalter. An sein Geburtshaus in der Braubachstraße erinnert heute eine Gedenktafel. Stoltze genoss eine gute Erziehung und wurde unter anderem von Friedrich Karl Ludwig Textor unterrichtet, einem Neffen Goethes. Er sollte nach seiner Ausbildung zunächst einen kaufmännischen Beruf lernen. Doch seinem poetischen Talent ging er währenddessen dennoch nach. In seiner Lehrzeit in Lyon entstand 1838 das Bundeslied der Deutschen in Lyon, das von Felix Mendelssohn Bartholdy vertont wurde. Als er 1841 nach Frankfurt zurückkehrte, erschien sein erster Gedichtband.
Stoltze wurde zeitweise zum Vorleser des Frankfurter Bankiers Amschel Mayer von Rothschild und zum Gelegenheitsdichter für die gehobene Frankfurter Gesellschaft. Dabei hatte der Dichter es in seiner Lieblingsstadt nicht immer ganz einfach. 1860 hatte er gemeinsam mit dem Karikaturisten Ernst Schalck die Satirezeitschrift Frankfurter Latern gegründet. Auf dem Titelblatt nannte die Latern sich: „Illustrirtes-satyrisches, humoristisch-lyrisches, kritisch-raisonierendes, ästhetisch-annoncierendes Wochenblatt“. An ein einiges Deutschland war damals noch nicht zu denken, der Konflikt zwischen den Preußen und den Österreichern dominierte die politische Landschaft. Von der freien Stadt Frankfurt aus machte Stoltze sich über die großen Herren lustig.
"Un es will merr net in mein Kopp enei:
Wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!"
Besonders in Berlin kamen diese Späße jedoch nicht so gut an. Zuerst wurde das Blatt nur außerhalb Frankfurts wegen seiner „antipreußischen Haltung“ zensiert. Am 21. Juli 1866 besetzten dann preußische Truppen die Redaktion der Frankfurter Latern in der Großen Eschenheimer Gasse und Stoltze musste in die Schweiz fliehen. Aus dem Exil gab er die Latern jedoch unregelmäßig weiter heraus.
Aber auch durch seine Frankfurter Krebbel- und Warme Broedscher Zeitung war Stoltze nicht unbedingt beliebt. Die humoristische und mundartliche Zeitung erschien in unregelmäßigen Abständen und beinhaltete hauptsächlich Glossen zum Zeitgeschehen in der Freien Stadt Frankfurt und Deutschland. Die Frankfurter Behörden waren tolerant, nicht aber die Nachbarstaaten Hessen und Kurhessen. Dort wurde er steckbrieflich gesucht. So war er nur noch innerhalb der Grenzen der Freien Stadt Frankfurt sicher. Er entging nur knapp einer Verhaftung während eines Kuraufenthalts im nassauischen Königstein im Taunus, weil zwischen Nassau und Hessen ein Auslieferungsabkommen bestand.
So legte Stoltze den Grundstein für die große Frankfurter Satiretradition, die man heute in der Caricatura bewundern kann.
>> Wer mehr über den Humor-Standort Frankfurt erfahren möchte, sollte am 29. November 2016 das JOURNAL FRANKFURT kaufen. Die Titelgeschichte des Heftes erzählt die Frankfurter Satiregeschichte von Stoltze bis Sonneborn.
21. November 2016, 11.13 Uhr
jps/tm
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