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Foto: Tamara Marszalkowski
Foto: Tamara Marszalkowski

Das MMK2 zeigt "Willem de Rooij. Entitled"

Die Sprache der Blumen

Das MMK2 zeigt eine Schau mit Arbeiten von Willem de Rooij. Der Künstler mit niederländischen Wurzeln lehrt seit 2006 Freie Bildende Kunst an der Städelschule. Jetzt sind seine Arbeiten im Taunusturm zu sehen.
Ein üppiger, vor Opulenz berstender Blumenstrauß begrüßt den Besucher im ersten Ausstellungsraum. Die Blütenpracht samt ihrer olfaktorischen Präsenz trifft den Eintretenden wie eine Wucht. "Bouquet IX" heißt die Arbeit von Willem de Rooij (Bild) und ist in den Räumen der zweiten Dependence des Museums für Moderne Kunst im TaunusTower zu sehen.

Weiße Gerbera, Nelken und Flamingoblumen: In "Bouquet IX" sind alle Blumen weiß. Was das bezogen auf eine Gesellschaft heißt, ist sehr greifbar. Begriffe wie Gleichheit und Differenz, Individualität und Gemeinschaft stehen im Raum. Themen, die de Rooij häufiger in seinen Arbeiten aufgreift. Seine Blumenbouquets sind Teil einer Reihe. Die Ausstellung "Willem de Rooij. Entitled" ist in vier solcher Werkgruppen aufgeteilt. Die Blumenarbeiten sind während de Rooijs Zeit als Student in den Niederlanden entstanden. Auf den holländischen Blumengroßmärkten war es für ihn, besonders in Hinblick auf seine ökonomische Situation, ein Leichtes mit Blumen als Material zu arbeiten.

"Bouquet IV" stammt aus der Sammlung des MMK. Verkauft de Rooij solch eine Arbeit, wird ein Kontrakt aufgesetzt und der Sammler bekommt ein Zertifikat samt einer Beschreibung für die Zusammensetzung des Strausses. So sieht der Blumenstrauß nie identisch aus. Denn bei der Zusammenstellung fließt die Subjektivität von demjenigen mit ein, der den Strauß zusammenstellt. Während der Ausstellung werden die Blumen immer wieder erneuert und nach der Ausstellung nimmt die Arbeit im Depot keinen Platz ein. Dann existiert sie wieder auf dem Papier oder in den Köpfen der Besucher, oder ihren Smartphones und Kameras. Natürlich sind seine Blumenarbeiten besonders vor dem Hintergrund der niederländischen Stilllebenmalerei zu betrachten. Besonders der Gedankengang zum Vanitas-Stillleben, also dem Malen von Symbolen der Vergänglichkeit, ist ein kurzer. Auch wenn de Rooij mit Medien wie Installation, Fotografie und Film arbeitet, seine "erste und letzte Referenz ist immer das Malen", so de Rooij.

Das Verhältnis von Blume zu Strauß, also von Individuum zur Gemeinschaft, bildet einen Punkt, der de Rooij immer wieder beschäftigt. Das spiegelt sich auch in der Werkgruppe "Fong Leng Sportkleidung" wider. Hier sind Fleece-Jacken der Designerin Fong Leng zu sehen. Die Designerin produzierte ihre Stücke zuerst für eine kleine, exklusive Käuferschaft. Erst in den 80ern begann sie ihre Kleidung für ein Massenpublikum zu entwerfen. Besonders diese Veränderung fasziniere de Rooij. In der Ausstellung ordnet er die Schaufensterpuppen so an, dass sie mit dem Platz vor dem Gebäude in Korrespondenz treten. Jede Puppe trägt eine andere Fleece-Jacke und steht dementsprechend unterschiedlich in Beziehung zur Gruppe. Auch die Jacken selbst tragen kulturelle Zeichen. Die Muster verweisen auf unterschiedliche kulturelle Sphären. Da sind Muster kaukasischer Teppiche zu finden, bis hin zu Muster von Navajo Decken.

De Rooij arbeitet viel mit archivalischen Systemen. Seine Arbeiten erschließen sich erst Stück für Stück. In die Ausstellung "Willem de Rooij. Entitled" sollte man sich Zeit mitnehmen. Auch eine Führung kann nur helfen. Aber die lohnt sich!

>> "Willem de Rooij. Entitled", 14. Oktober 2016 - 8. Januar 2017, MMK2, MMK Museum für Moderne Kunst, Taunustor 1. Mehr Informationen unter www.mmk-frankfurt.de
 
14. Oktober 2016, 11.40 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
Fotogalerie:
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