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Ana Marija Milkovics Kolumne
Über den deutschen Beitrag zur 15. Architekturbiennale in Venedig
Unsere Kolumnistin Ana Marija Milkovic hat die Architekturbiennale in Venedig besucht. Dort wurde vor einigen Tagen der Deutsche Pavillon eröffnet. Wie unsere Kolumnistin den findet, schreibt sie hier.
Reporting from the Front. Diese Aufgabe stellte der diesjährige Leiter der in Venedig stattfindenden Architekturbiennale, Alejandro Aravena, chilenischer Architekt und Pritzker-Preisträger, den Beteiligten der 15. Architekturbiennale, die vor wenigen Tagen eröffnet hat. Die Biennale findet in den Giardini und dem Gebäudekomplex der ehemaligen Schiffswerft, dem Arsenal, statt.
In den Giardini, den Gärten, stehen die Pavillons der Länder. Jeder Pavillon steht für eine Nation. Die Baustile repräsentieren die geschichtliche Perioden ihrer Entstehungszeit. Der deutsche Pavillon wurde 1909 erbaut und 1939 umgebaut. In Wirklichkeit wirkt das Gebäude eher bedrückend, wenn es auf Fotos noch stattlich aussehen mag. Es steht als Relikt einer verloren gegangenen Welt, die Anmut durch Selbstherrlichkeit ersetzt hat. Kein Ausstellungsmacher tut sich leicht, diesem Ort frischen Wind einzuhauchen. Zu sehr macht sich das Gebäude durch bauliche Überhöhung den Ort zu eigen. Manche Ausstellungsmacher ästhetisieren den Baustil. Mit Rostrot wirkte das Weiße im Inneren in einer der vergangenen Ausstellungen sogar ganz schick.
Nun wurde der frische Wind, eine Metapher für Änderung, auf das Gebäude baulich übertragen. Das gefällt mir flüchtig, vor allem rückseitig des Gebäudes, wo ein Durchbruch den Blick zur See öffnet. Ja es stimmt, Venedig wurde inmitten einer Lagune erbaut. Falls sich im deutschen Pavillon dazu die Sicht verklärt, fällt es dem Betrachter spätestens hier wieder ein. Die bauliche Umsetzung wiederum überzeugt halbherzig. Statisch mag der Sturz die darüber liegende Wand tragen, gestalterisch tut es das nicht.
Wäre der Raum leer, nackt geblieben, die Tore grösser, nach einem ostpreußischem Kirchenlied... macht hoch die Tür, das Tor macht weit, eu`r Herz zum Tempel zubereit. Die Zweiglein der Gottseligkeit steckt auf mit Andacht, Lust und Freud: so kommt der König auch zu euch, ja, Heil und Leben mit zugleich. Gelobet sei mein Gott, voll Rat, voll Tat, voll Gnad, wäre vielleicht den Beteiligten die Einsicht gekommen, von der Idee ganz abzulassen. So aber bleibt die bauliche Trivialisierung einer Sozialpädagogik „Es kann keine Obergrenze für Flüchtlinge geben“ einen architektonischen Diskurs von der Front schuldig.
In den Giardini, den Gärten, stehen die Pavillons der Länder. Jeder Pavillon steht für eine Nation. Die Baustile repräsentieren die geschichtliche Perioden ihrer Entstehungszeit. Der deutsche Pavillon wurde 1909 erbaut und 1939 umgebaut. In Wirklichkeit wirkt das Gebäude eher bedrückend, wenn es auf Fotos noch stattlich aussehen mag. Es steht als Relikt einer verloren gegangenen Welt, die Anmut durch Selbstherrlichkeit ersetzt hat. Kein Ausstellungsmacher tut sich leicht, diesem Ort frischen Wind einzuhauchen. Zu sehr macht sich das Gebäude durch bauliche Überhöhung den Ort zu eigen. Manche Ausstellungsmacher ästhetisieren den Baustil. Mit Rostrot wirkte das Weiße im Inneren in einer der vergangenen Ausstellungen sogar ganz schick.
Nun wurde der frische Wind, eine Metapher für Änderung, auf das Gebäude baulich übertragen. Das gefällt mir flüchtig, vor allem rückseitig des Gebäudes, wo ein Durchbruch den Blick zur See öffnet. Ja es stimmt, Venedig wurde inmitten einer Lagune erbaut. Falls sich im deutschen Pavillon dazu die Sicht verklärt, fällt es dem Betrachter spätestens hier wieder ein. Die bauliche Umsetzung wiederum überzeugt halbherzig. Statisch mag der Sturz die darüber liegende Wand tragen, gestalterisch tut es das nicht.
Wäre der Raum leer, nackt geblieben, die Tore grösser, nach einem ostpreußischem Kirchenlied... macht hoch die Tür, das Tor macht weit, eu`r Herz zum Tempel zubereit. Die Zweiglein der Gottseligkeit steckt auf mit Andacht, Lust und Freud: so kommt der König auch zu euch, ja, Heil und Leben mit zugleich. Gelobet sei mein Gott, voll Rat, voll Tat, voll Gnad, wäre vielleicht den Beteiligten die Einsicht gekommen, von der Idee ganz abzulassen. So aber bleibt die bauliche Trivialisierung einer Sozialpädagogik „Es kann keine Obergrenze für Flüchtlinge geben“ einen architektonischen Diskurs von der Front schuldig.
2. Juni 2016, 10.19 Uhr
Ana Marija Milkovic
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