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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

OB-Kandidatin Nargess Eskandari-Grünberg:

"Ich vermisse klare Aussagen der anderen Kandidaten zur Kultur"

Ihr Ziel ist es, in die Stichwahl zu kommen – und sie ist überzeugt, genau das zu schaffen. Ein Gespräch mit der Oberbürgermeister-Kandidatin Nargess Eskandari-Grünberg über Kunst, Kultur und grüne Stadtentwicklung
Journal Frankfurt: Ich möchte gerne mit Ihnen über Ihre Ziele sprechen, über Ihre Chancen – und darüber, was Sie machen, wenn Sie nicht gewählt werden.
Nargess Eskandari-Grünberg: Oh nein, über letzteres sprechen wir nicht. Es wird nämlich klappen.

Beim vergangenen Mal lag die Kandidatin der Grünen, Rosemarie Heilig, bei 14,9 Prozent. Um gewählt zu werden, braucht man 50 Prozent. Wie soll das funktionieren?
Ich brauche lediglich über 20 Prozent, um in die Stichwahl zu kommen. Das ist mein Ziel.

Warum sind Sie so überzeugt, dass das gelingen kann?
In der Schule, später beim Leistungssport habe ich mir immer gedacht: Es ist gut, immer ein Ziel vor Augen zu haben. Nur eine vage Vorstellung von Gewinn oder Niederlage zu haben, das macht mir keinen Spaß. Sie kennen das bestimmt von einer Straßenbahn, die Sie erwischen wollen: Es ist ein sehr gezielter Lauf.

Ich renne nur, wenn ich sicher bin, die Bahn noch zu bekommen.
Es geht nur um ein paar Sekunden. Das schaffe ich.

Wann haben Sie sich entschieden, Politikerin werden zu wollen?
Mit 14 Jahren. Ich habe mit 14 auf der Straße vor Panzern gestanden. Ich ging noch zur Schule als die iranische Revolution begann. Alle gingen damals auf die Straße aus meiner Schule. Es wurde geschossen, da waren die Panzer und die Soldaten.

Ihre Eltern haben sich Sorgen gemacht …
Und wie. Einmal versteckte ich mich unter einem Panzer vor den umherfliegenden Kugeln. Ich hatte Angst, richtige Angst. Doch ich war sicher, dass ich das tun muss. Ich saß also unter dem Panzer mit meiner kleinen selbstgebastelten Fahne auf der "Für Menschenrechte und Freiheit" stand und war überzeugt, das Richtige zu tun. Naja, das ist nun lange her. Aber der Gedanke, mich immer für die Veränderung zum Besseren einzusetzen, der ist geblieben.

Welche Veränderung liegt Ihnen heute in Frankfurt besonders wichtig?
Es gibt eigentlich drei zentrale Themen. Das erste ist die Verkehrswende. 350.000 Menschen pendeln jeden Tag nach Frankfurt. Die Stadt muss auch noch in einigen Jahren Luft zum Atmen bieten.

Also: Diesel verbieten.
Nein, ich halte nichts von Verboten. Es muss vielmehr attraktive Angebote geben. Deswegen habe ich ein RMV-Jahres-Ticket für 365 Euro vorgeschlagen.

Warum nicht noch einen Schritt weiter und es ganz kostenlos machen?
Das erste ist meine Idee. Das, was Sie sagen, ist meine Vision. Bildung und der Nahverkehr sollten kostenlos sein. Das Thema Klimawandel muss man erstnehmen, es gehört zum Kern der grünen Partei.

Ihr zweites Thema?
Das Problem der teuren Wohnungen. Das lässt sich ohne die Region nicht lösen. Mein Appell an die Region, den vier grüne Stadtoberhäupter schon unterzeichnet haben, ist, Ziele zu vereinbaren, wie die Region bebaut werden soll. Eine internationale Bauausstellung könnte dafür das richtige Mittel sein. Ein Expertentreffen, bei dem Stadtplaner aus aller Welt zusammenkommen, um uns Ideen für den Wohnungsbau der Zukunft geben können. Das Thema ist deswegen so zentral, weil es bestimmt, wer künftig in dieser Stadt einen Platz hat. Nur so lässt sich die Vielfalt und auch die Kreativität erhalten, die Frankfurt derzeit entfaltet.

Das Problem teurer Mieten oder Ateliers haben Künstler doch schon seit Jahren, oder?
Das macht es ja nicht besser. Darum muss man sich endlich kümmern. Kultur und Kunst lehren uns, die Dinge neu zu sehen. Also müssen wir ihr den Freiraum geben.

Schlecht ausgestattet mit Bühnen und Museen ist diese Stadt ja nicht …
Ich gehe auch gerne ins Museen und in die Oper, doch daraus entsteht ja noch nicht unbedingt etwas Neues. Wir müssen die Kultur und die Wirtschaft wieder zusammenbringen, damit Frankfurt wieder mehr auch nach außen strahlt und als kreatives Zentrum gesehen wird – als Kulturstadt.

Aber was heißt das jetzt konkret?
Die kulturelle Außenwirkung muss sich verbessern.

Wie?
Es gilt, in Frankfurt noch viele Menschen zu überzeugen, in Kultur zu investieren. Es gilt, die autonome Kultur in den Stadtteilen zu stärken, die Clublandschaft. Das wird nur funktionieren, wenn sich auch die Lokalpolitik mehr um die Kultur bemüht und nicht nur einige wenige. Ein Kulturfonds für die Stadtteile, aus denen dort unbürokratisch kleine Projekte finanziert werden können, wäre eine erste, leicht umsetzbare Idee. Jetzt im Wahlkampf vermisse ich klare Aussagen der anderen Kandidaten dazu. Kultur und auch die Wissenschaft spielen da keine Rolle. Das Oberbürgermeisteramt sollte nicht nur mit Repräsentation zu tun haben.

Dabei ist das Amt so angelegt, dass es keine wirklich Macht gibt. Sie wären als Oberbürgermeisterin auch auf die Mehrheiten mit SPD und CDU angewiesen.
Ich sehe das Amt wie das der Kapitänin einer Fußballmannschaft. Es muss wieder eine Gemeinschaftsgefühl erzeugt werden – manches Dezernat kommt mir vor, als wenn es nur für sich arbeitet, ohne nach links und rechts zu schauen. Das muss sich ändern.

Die Grünen sind seit über zehn Jahren in der Stadtregierung. Sie hatten doch die Chance, einiges zu verändern.
Die Grünen haben diese Stadt wirklich geprägt. Aber das heißt doch nicht, dass man aufhören sollte, nach vorne zu schauen und zu überlegen, was noch alles möglich wäre.

Nehmen wir mal an, Sie schaffen es wirklich …
… ich schaffe es wirklich …

Ok! Was ist Ihre erste Amtshandlung?
Das 365-Euro-Ticket einführen. Es ist eine einfache Maßnahme – und ich kenne keinen Bürger, der das nicht gut findet. Es lässt sich finanzieren und es wäre wirklich ein großer Schritt nach vorne. Danach kommt der angesprochene Fonds für die autonome Kultur. Und dann das große, komplexe Thema Wohnen. Langweilig wird mir gewiss nicht werden.
 
22. Februar 2018, 11.36 Uhr
Nils Bremer
 
 
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