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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Nico Wehnemann kandidiert als Oberbürgermeister

„Ich werde nichts tun und der erste fehlerfreie Oberbürgermeister sein“

Für die Satirepartei Die Partei geht Nico Wehnemann im Kampf um das Oberbürgermeisteramt ins Rennen. Im Interview verrät er, wie er als Amtsträger die Stadt verändern würde.
JOURNAL FRANKFURT: Was halten Sie von Peter Feldmann?
Nico Wehnemann: Peter Feldmann ist ein liebenswerter Tölpel, der in sein Amt reingestolpert ist. Er ist ein netter Grüß-August. Dafür, dass er nicht viel macht, macht er sehr viel falsch. Ich denke, Frankfurt hat etwas Besseres oder zumindest etwas Gleichgültigeres verdient. Und das bin ich. Peter ist zu schlecht. Ich bin gut genug für Frankfurt.

Was kritisieren Sie konkret an ihm?
Feldmann hat ganz viele Dinge zur Chefsache erklärt, zum Beispiel den Wohnungsbau, Schultoiletten und die Wirtschaft. Es ist in allen Bereichen nicht viel passiert. An der Wohnsituation und den Schultoiletten hat sich nichts geändert und die Wirtschaft ist unverändert gut.

Warum sind Sie die beste Wahl für Frankfurt?
Ich persönlich würde nicht mal irgendetwas zur Chefsache erklären. Um die Dinge einfach so zu belassen wie sie sind, reicht es aus, wenn ich nichts tue. Mit dieser revolutionären Taktik werde ich der erste fehlerfreie Oberbürgermeister sein.

Welche Aktionen planen Sie im Rahmen Ihres Wahlkampfs?
Es gibt einige Aktionen des zivilen Ungehorsams: Wir testen unser kostenloses ÖPNV-Konzept mit dem Ausschank von Getränken in einer Bahn. Wir haben das schon drei Mal mit der Party-Tram gemacht. Diesmal wird es den Nachtverkehr betreffen. Außerdem bieten wir Wasserhäuschen-Touren an. Am 24. Februar veranstalten wir eine große Weihnachtsfeier in der Biertonne – die erste Weihnachtsfeier des Jahres. Ich werde Glühwein ausgeben und Schoko-Nikoläuse verteilen. Sie ist gleichzeitig eine Wahlsiegparty am Abend vor der Wahl: Wir feiern rein, um dann betrunken am nächsten Tag wählen zu gehen.

Wie schätzen Sie die anderen Kandidaten ein?
Frau Weyland wird in ihrer eigenen Partei nicht gemocht, weil sie ständig gegen die eigenen Dezernenten wettert. Sie versteht offensichtlich nichts vom politischen Handwerk. Volker Klein oder Oberst Klein, wie ich ihn nenne, ist ein Oberst der Reserve. Er spielt sich als Hardliner auf, der gerne für Ordnung und Sauberkeit sorgen würde, ist aber so dumm, nicht mal seine eigene Partei hinter sich zu haben. Der scheidet also völlig aus. Frau Herrschaft ist eine kranke, irre Öko-Lady.

Was ist mit Frau Nargess Eskandari-Grünberg?
Ja, die Grüne, die gerade verbrannt wird. Die Grünen haben sie schon einmal fallen lassen. Sie war ja schon mal Dezernentin. Ich glaube, die lassen sie ein weiteres Mal fallen und nach der herben Niederlage der Oberbürgermeisterwahl wird sie sich auch ins Privatleben verabschieden.

Und Janine Wissler?
Die tritt nur halbherzig an. Eigentlich möchte die im Landtag bleiben und das wird schwer genug. Sie sollte sich lieber darauf beschränken.

Und die anderen Kandidaten?
Da gibt es ja noch einen, der ein Friseurgeschäft hat und gerne Oberbürgermeister werden möchte. Ich habe gehört, dass er nicht mal selbst Friseur ist. Also er versteht offensichtlich noch nicht mal was von seinem eigenen Handwerk. Er sollte sich auf das Frisieren, statt auf das Regieren beschränken. Alle anderen kenne ich nicht, die interessieren mich auch nicht.

Inwiefern unterscheiden Sie sich von den anderen Kandidaten?
Ich bin der einzige Oberbürgermeisterkandidat, der es in die bundesweiten Medien geschafft hat: Ich habe gemeinsam mit der Buchmesse eine kleine Absprache getroffen, dass ich gefilmt werde, während sich jemand auf mich wirft. Das war ganz gut. Von daher bin ich bundesweit ein guter Repräsentant. Ich sehe gut aus, bin jung, dynamisch, habe die besten Ideen.

Was sind das für Ideen?
Wir werden den Main wieder umkehren und in die richtige Richtung leiten. Er fließt derzeit aus Frankfurt raus. Wir möchten, dass er rein fließt. Dadurch mache ich Frankfurt zum Mittelpunkt der Erde.

Was sagen Sie zum Thema Wohnen?
Ich wohne sehr gerne.

Aber was planen Sie, um die Wohnsituation für die Frankfurter zu verbessern?
Es gibt Immobilienmanager, die der Meinung sind, dass die normale Bevölkerung auf kurz oder lang ins Umland ziehen muss. Darum werden wir am Stadtrand ein Viertel für die ärmliche Bevölkerung schaffen – Pöbelhausen wird das heißen. Für die reiche Bevölkerung bauen wir noch mehr Wohntürme, damit die auch schön runter gucken können auf die armen Schweine.

Was halten Sie von einer Mietpreisbremse?
Die Partei als der seriöseste Politikanbieter am Markt fordert eine Mietpreisbremse, die bei 50 Euro pro Quadratmeter einsetzt. Das ermöglicht einen großzügigen Spielraum für Immobilen-Magnaten und russische Milliardäre. Dabei ist aber auch für sozialen Ausgleich gesorgt, weil die traditionellen Millionäre nicht sonderlich schlecht wegkommen. Trotzdem fordern wir eine Refinanzierung dieses ganzen Quatsches: Wir wollen die Leute in die Verantwortung nehmen, die diesen Irrsinn mit den teuren Mieten verzapft haben – die Gentrifizierer dieser Stadt, die Hipster-Barbiere in ihren Gin-Tonic-Bars. Sie sollen mit einer Abgabe von 50 Prozent ihres Reingewinns in die Pflicht genommen werden. Zusätzlich gibt es Sondersteuern für Streetfood- und Fusion-Food-Läden sowie Schrottgalerien in Römer-Nähe.

Werden Sie den Goetheturm wieder aufbauen, wenn Sie Oberbürgermeister werden?
Der Goetheturm ist ja leider abgebrannt – ein schrecklicher Unfall. Genauso wie der AfE-Turm, der auch von fiesen Bombenlegern in Schutt und Asche gesprengt worden ist. Ich möchte beides verbinden: Wir werden den AfE-Turm wieder aufbauen und dort eine Goethe-Plakette anschrauben.

Warum fordern Sie eine Bierpreisbremse?
Bier ist das Koks des kleinen Mannes. Wir haben ein sehr schlechtes Bier von der Binding Brauerei hier in Frankfurt. Dagegen haben wir auch schon mal demonstriert und leckeres Bier gefordert. Leider wurden wir nicht erhört. Es ist nur sinnvoll, eine Bierpreisbremse einzuführen, denn ein Liter Binding-Bier ist einfach nicht mehr als zwei Euro wert. Kein hessisches Bier ist mehr als zwei Euro pro Liter wert.

Wie wollen Sie das durchsetzen?
Nun, wir werden die Binding Brauerei einfach durch Verordnungen dazu zwingen. Wenn die da nicht mitspielt, soll sie doch nach Bayern ziehen und sich dort mit den Brauereien messen – viel Spaß!

Warum soll Hessen Grünen-freies Bundesland werden?
Die Grünen sind die FDP des kleinen, dummen Mannes. Wir finden, es braucht nicht zwei Spaßparteien, die die Wähler verraten. Das kann die FDP sehr gut. Die gibt es auch schon länger. Die FDP sollte deshalb auch Bestandschutz haben.

Und deshalb muss man die Grünen verbieten?
Mit einem Antrag für einen Artenschutz der letzten verbliebenen guten Grünen sind wir leider gescheitert. Es gibt sie einfach nicht. Wir finden, dass die Grüne Partei überflüssig ist und deswegen verboten werden muss. Ich habe auch kürzlich mit Tarek Al-Wazir gesprochen, der immer noch Freihandelsabkommen verteidigt. Das ist für einen Grünen-Politiker schon ein bisschen komisch. Außerdem gibt es da noch Boris Rhein und andere schlimme Menschen bei den Grünen. Ich möchte mich einfach nicht mehr mit denen abgeben. Niemand sollte das tun.

Wie soll man mit linken Zentren in der Stadt umgehen?
Wir haben gesehen, dass man linke Zentren in der Stadt braucht. Auch Boris Rhein hat das gesehen. Wir brauchen die linken Zentren unbedingt als Anlaufstelle für Boris Rhein, wenn der mal wieder betrunken durch die Innenstadt torkelt. Den Mann kann man nicht schutzlos in der Kälte stehen lassen. Wir schlagen vor, extra für ihn eine Ausnüchterungszelle im Gefängnis Klapperfeld einzurichten.

ÖPNV mit dem Zeppelin – wie kamen Sie auf diese brillante Idee?
Man kennt Zeppeline noch als Könige und Kaiser der Lüfte. Sie haben schon mal die deutsche Ingenieurskunst geprägt wie nichts anderes. Ich stelle mir einen ÖPNV zwischen den Bankentürmen vor – eine Direktfluglinie. Das spart Zeit und ist auf jeden Fall luxuriös. Es wird dort Smoker-Lounges geben, wo man einen trockenen Martini genießen kann, während man über Frankfurt schwebt. Ich finde, das ist eine tolle Sache.

Wie werden Sie die desolaten Städtischen Bühnen erneuern?
Wir wollen aus der Doppelanlage eine Dreifachanlage machen mit einer angeschlossenen Musical-Bühne, die das Geld ranschafft. König der Löwen würde der Stadt ganz gut zu Gesicht stehen. In Hamburg funktioniert das auch. Alle hassen den König der Löwen und trotzdem ist er höchst profitabel. Wir können uns vorstellen, mit einer Musicalbühne die sündhaft teuren Zwölfton-Konzerte der Oper quer zu finanzieren. Wir machen die Westside Story zur Westend Story und damit zur Erfolgs Story.

Thema Drogenpolitik. Ja zur Legalisierung?
Ich bin nicht für eine Legalisierung. Nur illegale Drogen sind coole Drogen. Mit einer Legalisierung würden wir den ganzen maffiösen Strukturen die Arbeitsgrundlage entziehen – das kann niemand wollen. Diese Menschen landen dann auf der Straße. Das kann auch ein Oberst Klein nicht verantworten und wir sind dafür erst recht nicht zu haben.

Welche Art der Drogenpolitik halten Sie für sinnvoll?
Wir möchten alle Drogen konsumfähig gestalten. Gerade wir im Politikbetrieb konsumieren sehr viel Kokain und Crystal Meth. Sie haben bestimmt von einem Fall in Berlin gehört. Gut ist, dass wir in Frankfurt mit unserer Drogenindustrie ganz weit vorne sind. Die wird auch noch besser, wenn mehr Banker durch den Brexit herkommen. Die Drogenindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der gefördert werden muss.
 
31. Januar 2018, 11.00 Uhr
Katrin Börsch
 
 
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