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Foto: Maik Reuß
Foto: Maik Reuß

Gedenkstunde am 9. November

‚Antisemitismus und Rassismus entgegentreten, wo auch immer wir ihm begegnen‘

In der zentralen Gedenkstunde der Stadt erinnerten Oberbürgermeister Peter Feldmann und Vertreter der Kirchen am Donnerstagabend in der Paulskirche an die Novemberpogrome 1938.
Oberbürgermeister Peter Feldmann sagte auf der zentralen Gedenkveranstaltung der Stadt anlässlich der Novemberpogrome: „Vor 79 Jahren, in der Nacht vom 9. auf den 10. November, brandschatzten SA- und SS-Organisationen, ein marodierender Mob, die Synagogen und verwüsteten Geschäfte und Wohnungen. Nach heutigem Wissen wurden in Deutschland rund 1.500 Synagogen, 200 Wohngebäude und 7.500 Geschäfte zerstört. Noch in derselben Nacht verhafteten Polizei und Helfershelfer jüdische Männer in ihren Wohnungen und Häusern, trieben sie brutal zu Sammelplätzen und verschleppten sie in den nächsten Tagen gewaltsam in Konzentrationslager. 1500 Menschen kamen in unmittelbarer Folge dieses Terrors zu Tode. 30.000 männliche Personen – darunter auch viele Jugendliche und Betagte – wurden deportiert. Von ihnen starben allein bis Kriegsbeginn 1000 in der Haft. Nun leben wir wieder in einer Zeit, in der von rechtsextremer Seite immer dreister Schlussstrich-Debatten gefordert werden. In der das Gedenken an die Schoa auf schändliche Weise beleidigt wird. In der mit Tabubrüchen auf Kosten von Minderheiten Publizität und politischer Erfolg erzielt werden soll. In einer solchen Zeit müssen wir feststellen: Auch 79 Jahre nach den Novemberpogromen sind die erschütternden Geschehnisse nicht einfach Geschichte, die analysiert und beschrieben werden kann. Der Antisemitismus, der sie prägte, ist immer noch Teil unserer Gegenwart. Eine Herausforderung, der wir noch viel entschiedener begegnen müssen.“





Professor Leo Latasch, Vorstand der Jüdischen Gemeinde: „Es gilt, möglichen Anfängen zu wehren und das Erinnern trägt entscheidend dazu bei, das Bewusstsein für diese latente Gefährdung unserer Gesellschaft wach zu halten. Wenn wir erlauben, dass die letzten Überlebenden ihre Erinnerungen und Erfahrungen, ihre persönlich erzählte Geschichte mit ins Grab nehmen, wird der Holocaust wie ein Albtraum verblassen, doch genauso wie ein Albtraum immer wiederkehren, um uns zu verfolgen.“

Heute den „Mantel des Schweigens über das Schweigen von damals zu breiten“, heiße die Wahrheit zu ersticken, hob Stadtdekan Johannes zu Eltz hervor. Denn nicht allein Angst habe die Katholiken gehindert, sich mit den Juden solidarisch zu zeigen, sondern „die tiefe Befremdung der Christen gegenüber den Juden, ein Graben, den keine Anstrengung der Assimilierung je ganz hat zuschütten können.“ Ein „Eisstrom der Entfremdung“ habe die Menschen erfasst, sodass sie den Mit-Menschen die volle Mit-Menschlichkeit entzogen: „Angst ist entschuldbar, Unmenschlichkeit nicht.“

Das Evangelium vom barmherzigen Samariter zeige, sagte zu Eltz, „kraftvoll, lebendig und trennscharf“, wie Mitmenschlichkeit auch in Todesnot helfen kann: „Das Nötige tun – die Nächstenliebe – war das Naheliegende.“ 79 Jahre nach der Pogromnacht gibt es in Frankfurt wieder blühendes jüdisches Leben, sagte der Stadtdekan. Aber es gebe auch immer noch „Räuber, die nach diesem Leben trachten. Sie verstecken sich nicht mehr, sondern nehmen in der Öffentlichkeit Platz.“ Deshalb sei es geboten, sich der Erinnerung an das schändliche Schweigen nicht zu verweigern: „Hoffentlich haben wir die Lektion der Menschlichkeit gelernt.“
 
10. November 2017, 10.30 Uhr
kus
 
 
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