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EM-Glosse
Schland steht im Viertelfinale: Es werden viele Tore fallen
Deutschland trifft auf Spanien im Viertelfinale der EM. Wie das Spiel laufen wird, dazu hat unser EM-Glossist ein paar ernstzunehmende Analysen angestellt.
Sie kennen diese Tage, oder? Tage, an denen ein wichtiges Ereignis bevorsteht und an denen Sie morgens aufwachen mit dem sicheren Gefühl: „Das wird heute nichts.“ War das heute so ein Tag? Und was ist überhaupt ein wichtiges Ereignis? Es wird kein neuer US-Präsident gewählt, noch nicht einmal ein neuer Premierminister in England.
Nein, es geht nur um Fußball, und ich reihe mich nicht in den Chor der Schwarzmaler ein, der seit dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland das alte Lied sang: „Wenn da erstmal ein richtiger Gegner kommt, dann...“ Es kamen richtige Gegner, und siehe da: Schland, wie wir Alten früher sagten, steht im Viertelfinale. Gegen Spanien. Eine Mannschaft, der man eigentlich nichts als Sympathien entgegenbringen kann.
EM – Deutschland gegen Spanien: Ein paar kleine Ressentiments sollten erlaubt sein
Vorbei der öde, stürmerlose Ballbesitz-Fußball der Nullerjahre, bei dem das Spielgerät so lange hin- und hergeschoben wurde, bis es irgendwann im Tor lag. Und schon ganz lange vorbei die Zeit, auch daran werden nur die Älteren sich erinnern, in der die spanische Mannschaft gespickt war mit so putzigen Kerlchen wie Andoni Goikoetxea, der den Spitznamen „Der Schlächter von Bilbao“ trug und dessen Aufgabe darin bestand, Gegenspieler möglichst langwierig zu verletzen, was ihm im Fall von Diego Maradona und Bernd Schuster auch gelang.
Oder auch José Antonio Camacho, der später als spanischer Nationaltrainer bei der WM 2002 durch seine großflächig vollgeschwitzten hellblauen Hemden bestechen konnte. Nicht zu vergessen auch der herzige Juanito, der am Boden liegenden verletzten Spielern gerne mal gegen den Kopf trat, zum Beispiel Lothar Matthäus im Europapokalspiel 1987. Dafür wurde er dann für fünf Jahre aus dem Verkehr gezogen.
Aber: De mortuis nihil nisi bene. Doch es muss ja erlaubt sein, im Vorfeld eines solchen Spiels ein paar kleine Ressentiments zu schüren, und tatsächlich vermisse ich bei mir ein wenig das Kribbeln jener Art, das ich früher vor Spielen wie heute hatte: Es speiste sich aus der Gewissheit, dass es böse, schmutzig und gemein werden würde. Das spanische Spiel der Mannschaft von 2024 hat Einfallsreichtum und Kraft und Frische.
Deutschland trifft auf Spanien: Viele Tore werden fallen im EM-Viertelfinale
Man schaut es wahnsinnig gerne an. Es ähnelt ein wenig dem der deutschen Mannschaft, wenn die einen guten Tag hat, den sie heute braucht. Prognose: Das wird kein Match, das mit einem 0:0 ins Elfmeterschießen geht. Es werden viele Tore fallen, und es wird eng ausgehen; dieses Mal kein 0:6. Keine sonderlich originelle Voraussage, zugegeben. Ich habe gestern Abend schon versucht, durch den Besuch einer Tapas-Bar die Götter milde zu stimmen. Sollten Sie schlechte Laune haben, gehen Sie auf YouTube und schauen Sie der deutschen Nationalmannschaft von 1982 beim Singen mit Michael Schanze zu: „Olé Espana“. Achten Sie dabei besonders auf die Pornobrille von Felix Magath. Auf geht’s!
Nein, es geht nur um Fußball, und ich reihe mich nicht in den Chor der Schwarzmaler ein, der seit dem ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland das alte Lied sang: „Wenn da erstmal ein richtiger Gegner kommt, dann...“ Es kamen richtige Gegner, und siehe da: Schland, wie wir Alten früher sagten, steht im Viertelfinale. Gegen Spanien. Eine Mannschaft, der man eigentlich nichts als Sympathien entgegenbringen kann.
Vorbei der öde, stürmerlose Ballbesitz-Fußball der Nullerjahre, bei dem das Spielgerät so lange hin- und hergeschoben wurde, bis es irgendwann im Tor lag. Und schon ganz lange vorbei die Zeit, auch daran werden nur die Älteren sich erinnern, in der die spanische Mannschaft gespickt war mit so putzigen Kerlchen wie Andoni Goikoetxea, der den Spitznamen „Der Schlächter von Bilbao“ trug und dessen Aufgabe darin bestand, Gegenspieler möglichst langwierig zu verletzen, was ihm im Fall von Diego Maradona und Bernd Schuster auch gelang.
Oder auch José Antonio Camacho, der später als spanischer Nationaltrainer bei der WM 2002 durch seine großflächig vollgeschwitzten hellblauen Hemden bestechen konnte. Nicht zu vergessen auch der herzige Juanito, der am Boden liegenden verletzten Spielern gerne mal gegen den Kopf trat, zum Beispiel Lothar Matthäus im Europapokalspiel 1987. Dafür wurde er dann für fünf Jahre aus dem Verkehr gezogen.
Aber: De mortuis nihil nisi bene. Doch es muss ja erlaubt sein, im Vorfeld eines solchen Spiels ein paar kleine Ressentiments zu schüren, und tatsächlich vermisse ich bei mir ein wenig das Kribbeln jener Art, das ich früher vor Spielen wie heute hatte: Es speiste sich aus der Gewissheit, dass es böse, schmutzig und gemein werden würde. Das spanische Spiel der Mannschaft von 2024 hat Einfallsreichtum und Kraft und Frische.
Man schaut es wahnsinnig gerne an. Es ähnelt ein wenig dem der deutschen Mannschaft, wenn die einen guten Tag hat, den sie heute braucht. Prognose: Das wird kein Match, das mit einem 0:0 ins Elfmeterschießen geht. Es werden viele Tore fallen, und es wird eng ausgehen; dieses Mal kein 0:6. Keine sonderlich originelle Voraussage, zugegeben. Ich habe gestern Abend schon versucht, durch den Besuch einer Tapas-Bar die Götter milde zu stimmen. Sollten Sie schlechte Laune haben, gehen Sie auf YouTube und schauen Sie der deutschen Nationalmannschaft von 1982 beim Singen mit Michael Schanze zu: „Olé Espana“. Achten Sie dabei besonders auf die Pornobrille von Felix Magath. Auf geht’s!
5. Juli 2024, 13.45 Uhr
Christoph Schröder
Christoph Schröder
Christoph Schröder studierte in Mainz Germanistik, Komparatistik und Philosophie. Seine Interessensschwerpunkte liegen auf der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und dem Literaturbetrieb. Er ist Dozent für Literaturkritik an der Goethe-Universität Frankfurt. Mehr von Christoph
Schröder >>
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