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World Press Photos im Hauptbahnhof
Emotional hin und hergeschüttelt
Können einzelne Fotografien eine Geschichte erzählen? Absolut. Eine bewegende Fotoausstellung im Hauptbahnhof zeigt die Gewinner des Wettbewerbs World Press Photo 2016. Eine Schau, die Faszination, Schönheit und auch Grauen kombiniert.
Es ist eine Handvoll Leben mit einer ungewissen Zukunft. Mit verängstigtem Blick reicht ein Mann sein kleines Baby durch einen Maschendrahtzaun in die Hände eines anderen Flüchtlings. Heimatlosigkeit, Angst und Hoffnung – all diese Themen hat der australische Fotograf Warren Richardson in seiner Schwarzweißaufnahme vereint. „Hope for a New Life“ hat der Fotograf sein Bild genannt, das in fünf Tagen entstand, in denen der Fotojournalist mit einer Gruppe Flüchtlinge an der Grenze von Serbien nach Ungarn unterwegs war. Nachts um drei bei Mondschein entstand die anrührende Aufnahme, mit der Richardson den ersten Platz bei dem Wettbewerb „World Press Photo Award“ gewann. 5775 Fotografen aus insgesamt 128 Ländern haben 83.000 Bilder eingeschickt und eine Jury, bestehend aus erfahrenen Experten aus den Bereichen Fotojournalismus und Dokumentarfotografie, musste die besten Bilder ermitteln. Die Gewinnerfotos sind ab sofort und noch bis zum 5. Oktober in der Empfangshalle im Hauptbahnhof zu sehen. Die Hinweisschilder, dass nicht alle Fotos auch für Kinderaugen geeignet sind, darf man getrost ernst nehmen.
Denn die Schau zeigt einerseits Faszinierendes, etwa ein farbenprächtiges Chamäleon, fotografiert von Christian Ziegler, das fast auf den Betrachter zuzulaufen scheint und mit seinen durchdringenden Augen den Zuschauer fixiert. Wie spannend die Natur sein kann, dokumentiert auch die Aufnahme von Sergio Tapiro, der den Ausbruch des Colima-Vulkans in Mexico festgehalten hat. Rauch, glühende Lava und ein monströser Blitz ziehen den Betrachter in den Bann. Die Bilderausstellung lässt das Publikum um die Welt reisen, eine Böenwalze am sonst so idyllischen Bondi Beach, ein Kloster in Tibet oder auch eine vom Smog vernebelte chinesische Stadt gehören ebenso zu den Motiven wie ein senegalesischer Ringkampf. Einen freilich noch dokumentarischeren Charakter haben die Bilder, die Flüchtlinge in Booten, in Lagern zeigen, teilweise in einer fast unerträglichen Schönheit und Ästhetik aufgenommen und zugleich für den Betrachter zu tiefst erschütternd, ob der festgehaltenen Dramatik der menschlichen Schicksale. Angst, Verzweiflung, größte Not sind da in nur einem Bild verankert.
Eine Schau, die nicht unbedingt gute Laune macht, aber zum Nachdenken anregt, neue Einsichten ermöglicht und emotional bewegt.
>>World Press Photo: 27.9.–5.10., Frankfurter Hauptbahnhof, Empfangshalle, Eintritt frei.
Denn die Schau zeigt einerseits Faszinierendes, etwa ein farbenprächtiges Chamäleon, fotografiert von Christian Ziegler, das fast auf den Betrachter zuzulaufen scheint und mit seinen durchdringenden Augen den Zuschauer fixiert. Wie spannend die Natur sein kann, dokumentiert auch die Aufnahme von Sergio Tapiro, der den Ausbruch des Colima-Vulkans in Mexico festgehalten hat. Rauch, glühende Lava und ein monströser Blitz ziehen den Betrachter in den Bann. Die Bilderausstellung lässt das Publikum um die Welt reisen, eine Böenwalze am sonst so idyllischen Bondi Beach, ein Kloster in Tibet oder auch eine vom Smog vernebelte chinesische Stadt gehören ebenso zu den Motiven wie ein senegalesischer Ringkampf. Einen freilich noch dokumentarischeren Charakter haben die Bilder, die Flüchtlinge in Booten, in Lagern zeigen, teilweise in einer fast unerträglichen Schönheit und Ästhetik aufgenommen und zugleich für den Betrachter zu tiefst erschütternd, ob der festgehaltenen Dramatik der menschlichen Schicksale. Angst, Verzweiflung, größte Not sind da in nur einem Bild verankert.
Eine Schau, die nicht unbedingt gute Laune macht, aber zum Nachdenken anregt, neue Einsichten ermöglicht und emotional bewegt.
>>World Press Photo: 27.9.–5.10., Frankfurter Hauptbahnhof, Empfangshalle, Eintritt frei.
27. September 2016, 13.45 Uhr
Nicole Brevoord
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig Mehr von Nicole
Brevoord >>
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