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Verso Sud 2017
Von schwierigen Familienverhältnissen und bedrohter junger Liebe
Zu dem jährlichen Publikumsmagneten im Kino des Deutschen Filmmuseums zählt die „Verso Sud“-Filmreihe mit aktuellen italienischen Arbeiten und einer Retrospektive, die vom Freitag, den 1.12. bis Dienstag, den 12.12. stattfindet.
Die sechs Filme der Tourneereihe „Cinema Italia“ ergänzte das Kinoteam um aktuelle Kinostarts wie Marco Bellocchios Meisterwerk „Träum was Schönes“ (Sonntag, 3.12., 19 Uhr) um das Trauma eines jungen Mannes angesichts des tragischen Tods seiner Mutter oder die Coming-of-Age-Geschichte „Giulias großes Rennen“ (Montag, 11.12., 20.30 Uhr), die im Kinoüberangebot allzu schnell untergingen.
Ohnehin steht die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens in Mittelpunkt zahlreicher Arbeiten. Im italienischen Oscar-Vorschlag „A Ciambra“ (Samstag, 9.12., 22 Uhr/Dienstag, 12.12., 18 Uhr) um eine Roma-Gemeinschaft in Kalabrien konzentriert sich Regisseur Jonas Carpignano auf den vierzehnjährigen Pio als überforderte Familienstütze, wobei Fiktion und Realität hier oft ineinander übergehen.
Für einem Beitrag der „Cinema Italia“-Reihe konnte man als Gast den Regisseur gewinnen: In „Die Welt der Anderen“ (Foto) (Samstag, 2.12., 18.30 Uhr/21.30 Uhr) schildert Marco Danieli den Ausbruchsversuch einer begabten Schülerin aus Isolation der Zeugen Jehovas. Aus Liebe zu einem straffällig gewordenen Jugendlichen entfernt sich Giulia zunehmend von der Gemeinschaft. Regisseur und Co-Autor Danieli zeichnet ein glaubwürdiges Bild eines Mädchens mit steigendem Willen zur Emanzipation. Dabei verteufelt er zwar nicht die dominanten Anführer der Organisation, unterstreicht aber die drastischen Mittel, mit dem sie Druck auf ihre Anhänger ausüben.
Mit dem Drama „Die Zärtlichkeit“ (Dienstag, 5.12., 18 Uhr/Freitag, 8.12., 20 Uhr) meldet sich Altregisseur Gianni Amelio zurück, wobei er mit zahlreichen Stars das Schicksal zweier Familien verknüpft. Ein verwitweter, zurückgezogen lebender Ex-Rechtsanwalt freundet sich mit den neuen Nachbarn als scheinbar glücklichere Variante seines eigenen Nachwuchses an. Während der Beginn um Generationskonflikte, verdränge Ängste und Isolation einen eher heiteren Tonfall anschlägt, spitzt Amelio die Situation in seiner dichten Romanadaption im Verlauf plötzlich zu.
Szene aus "Mein Bruder ist ein Einzelkind", Foto: Deutsches Filmmuseum/Kool Film
Die fünfteilige Hommage widmet sich in diesem Jahr Daniele Luchetti, der am Freitag, den 1.12. das Geschwisterdrama „Mein Bruder ist ein Einzelkind“ (18.30/21.30 Uhr) vorstellen wird. Das tragikomische Werk von 2007 um einen rechtsgerichteten Priester und seinen Bruder, einen Gewerkschaftsführer, erweist sich typisch für Luchettis Werk mit einer Verknüpfung der privaten und politischen Ebene.
Das trifft ebenso auf „Anni Felici – Barfuß durchs Leben“ von 2013 zu (Sonntag, 10.12, 18 Uhr/Dienstag, 12.12., 20.30 Uhr) zu, in dem man Micaela Ramazotti aus „Die Zärtlichkeit“ wieder trifft. In dieser Chronik einer komplizierten Familienbeziehung ließ Luchetti biografische Elemente einfließen, was sich schon im ältesten Sohn Dario als angehender Amateurfilmer demonstriert. Die Coming-of-Age-Parabel wandelt sich zu einer wehmütigen Hommage an das Kino und die Kunstfreiheit. Angesichts des oft großen Zuspruchs der italienischen Filmfans sollte man sich für die 20 Uhr-Schiene rechtzeitig um Karten bemühen.
Das Filmforum Höchst beteiligt sich mit den sechs Werken der „Cinema Italia“-Reihe ab dem 7.12. ebenfalls an „Verso Sud“. Zusätzlich präsentiert man am Samstag, den 9.12. im 20.30 Uhr mit „A Gravame - Das Stahlwerk, der Tod und die Mütter von Tamburi“ einen Dokumentarfilm über den von einem Umweltskandal bedrohten Ort Taranto. Regisseur Peter Rippl wird seinen für den Hessischen Filmpreis nominierten Film persönlich vorstellen.
Ohnehin steht die schwierige Zeit des Erwachsenwerdens in Mittelpunkt zahlreicher Arbeiten. Im italienischen Oscar-Vorschlag „A Ciambra“ (Samstag, 9.12., 22 Uhr/Dienstag, 12.12., 18 Uhr) um eine Roma-Gemeinschaft in Kalabrien konzentriert sich Regisseur Jonas Carpignano auf den vierzehnjährigen Pio als überforderte Familienstütze, wobei Fiktion und Realität hier oft ineinander übergehen.
Für einem Beitrag der „Cinema Italia“-Reihe konnte man als Gast den Regisseur gewinnen: In „Die Welt der Anderen“ (Foto) (Samstag, 2.12., 18.30 Uhr/21.30 Uhr) schildert Marco Danieli den Ausbruchsversuch einer begabten Schülerin aus Isolation der Zeugen Jehovas. Aus Liebe zu einem straffällig gewordenen Jugendlichen entfernt sich Giulia zunehmend von der Gemeinschaft. Regisseur und Co-Autor Danieli zeichnet ein glaubwürdiges Bild eines Mädchens mit steigendem Willen zur Emanzipation. Dabei verteufelt er zwar nicht die dominanten Anführer der Organisation, unterstreicht aber die drastischen Mittel, mit dem sie Druck auf ihre Anhänger ausüben.
Mit dem Drama „Die Zärtlichkeit“ (Dienstag, 5.12., 18 Uhr/Freitag, 8.12., 20 Uhr) meldet sich Altregisseur Gianni Amelio zurück, wobei er mit zahlreichen Stars das Schicksal zweier Familien verknüpft. Ein verwitweter, zurückgezogen lebender Ex-Rechtsanwalt freundet sich mit den neuen Nachbarn als scheinbar glücklichere Variante seines eigenen Nachwuchses an. Während der Beginn um Generationskonflikte, verdränge Ängste und Isolation einen eher heiteren Tonfall anschlägt, spitzt Amelio die Situation in seiner dichten Romanadaption im Verlauf plötzlich zu.
Szene aus "Mein Bruder ist ein Einzelkind", Foto: Deutsches Filmmuseum/Kool Film
Die fünfteilige Hommage widmet sich in diesem Jahr Daniele Luchetti, der am Freitag, den 1.12. das Geschwisterdrama „Mein Bruder ist ein Einzelkind“ (18.30/21.30 Uhr) vorstellen wird. Das tragikomische Werk von 2007 um einen rechtsgerichteten Priester und seinen Bruder, einen Gewerkschaftsführer, erweist sich typisch für Luchettis Werk mit einer Verknüpfung der privaten und politischen Ebene.
Das trifft ebenso auf „Anni Felici – Barfuß durchs Leben“ von 2013 zu (Sonntag, 10.12, 18 Uhr/Dienstag, 12.12., 20.30 Uhr) zu, in dem man Micaela Ramazotti aus „Die Zärtlichkeit“ wieder trifft. In dieser Chronik einer komplizierten Familienbeziehung ließ Luchetti biografische Elemente einfließen, was sich schon im ältesten Sohn Dario als angehender Amateurfilmer demonstriert. Die Coming-of-Age-Parabel wandelt sich zu einer wehmütigen Hommage an das Kino und die Kunstfreiheit. Angesichts des oft großen Zuspruchs der italienischen Filmfans sollte man sich für die 20 Uhr-Schiene rechtzeitig um Karten bemühen.
Das Filmforum Höchst beteiligt sich mit den sechs Werken der „Cinema Italia“-Reihe ab dem 7.12. ebenfalls an „Verso Sud“. Zusätzlich präsentiert man am Samstag, den 9.12. im 20.30 Uhr mit „A Gravame - Das Stahlwerk, der Tod und die Mütter von Tamburi“ einen Dokumentarfilm über den von einem Umweltskandal bedrohten Ort Taranto. Regisseur Peter Rippl wird seinen für den Hessischen Filmpreis nominierten Film persönlich vorstellen.
28. November 2017, 16.26 Uhr
Gregor Ries
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