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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

"The Up Club“ mit DJ Konrad

Mut zur Nische

Ob bei den „Moonshake Partys“ oder der radio x-Sendung „Beatniks“ – überall zelebriert DJ Konrad mit ganzer Leidenschaft seine heiß geliebten Sixties. Am Samstag, 2. Dezember lädt er mit Marc-André Brucker zum „Up-Club“ in den Clubkeller ein.
Als Konrad Hasse das erste Mal den Beatles-Film „Yeah Yeah Yeah“ im Fernsehen sah, war die Kontroverse mit dem Papa nicht mehr zu vermeiden. Der war Hans-Albers-Fan, verstand den Humor des Richard-Lester-Streifens nicht und musste sich eingestehen, den Kontakt zur Jugend verloren zu haben während der Junior die selbstironische Inszenierung als „sehr ehrlich“ empfand. Als „A Hard Day’s Night“ (so der Originaltitel) 1964 in die Kinos kam, war Hasse gerade zwei Jahre alt. Mit 15 begann seine Sammelleidenschaft. „Ich bin ein sehr früher Flohmarktgänger gewesen, habe da immer schon Platten gekauft“, erzählt er. Dass er sich auf die Musik der Sechziger kaprizierte, lag daran, dass er die Dekade „als eine für mich wichtige Zeit des Umbruchs“ empfand. Der viel zitierte Aufschrei der Jugend gegen die Hochnäsigkeit des Establishments mit Kapitalismus-Kritik und Kriegsanprangerung. Zunächst erstand er die gängigen Titel: Beatles, Rolling Stones, Kinks, T. Rex und Pink Floyd. Das Spezialistentum kam später, auch die Erkenntnis: „Die Sechziger waren eine Singlekultur“. Weniger bekannte, gar unbekannte Bands entdeckte Hasse dann auf liebevoll zusammengestellten LP-Reihen wie „Pebbles“ und „Nuggets“, beworben mit „Original Artyfacts From The First Psychedelic Era“, zusammengestellt vom späteren Patti Smith-Gitarristen Lenny Kaye.

Der Weg vom Sammler zum DJ führte über die Goldene Krone („Ein verrücktes Haus in Darmstadt.“), da legte Konrad zunächst Dub und Reggae auf. „Das klingt vielleicht blöd, aber irgendwann habe ich mir meine Haut angeschaut und gesehen, dass ich weiß bin“, lacht Hasse. „Also wollte ich zu meiner Kultur stehen.“ Von da an gab es keinen Weg mehr zurück. Zusammen mit seinem Kollegen Marc André beseelte er den alle zwei Monate stattfindenden „The Up-Club“ (since 1991) im Clubkeller in Sachsenhausen, reist jeden ersten Dienstag bei radio x bei „Beatniks“ durch das psychedelische Beat-Universum und ist gern gesehener Gast bei den „Moonshake Party“ von Laiki Kostis in fast allen Frankfurter Clubs. Natürlich macht es DJ Konrad besonders viel Spaß, wenn er im Clubkeller auflegt, wo die Community zusammenkommt, die seine Hingabe uneingeschränkt teilt während er im Bett, Nachtleben, Ponyhof, Feinstaub, Orange Peel oder dem Yachtklub „die Liveacts umgleitet“. Ob The Pretty Things, Marianne Dissard, The Wedding Present oder Laura St. John – er stellt sich individuell auf die Künstler ein, überlegt sich lange, welche Singles er in seinen stilechten Alben mitnimmt, um die jeweilige Stimmung des Konzertes aufzugreifen und weiterzuführen. Das „Kunterbuntpublikum“ dort erlebt dann ein Gesamtkunstwerk. Denn bei DJ Konrad korrespondieren Rüschenhemd und gestreifte Jeans mit dem Pilzkopf. Das Outfit signalisiert Modebewusstsein.

Zu seinen Auftritten nimmt er sogar seine Schätze mit. Denn rare Singles aus Brasilien und Laos oder die spanische Coverversion von „A Day In The Life“ vom „Sgt. Pepper’s“-Album können schon mal bis zu 500 Euro kosten. „Die will ich aber nicht in die Vitrine stellen, sondern damit arbeiten, sie mit dem Publikum teilen“, kennt seine Begeisterung da keine Grenzen. Er will die Ära, die er lebt und verkörpert, in bestmöglichster Form präsentieren. Die Frage, ob er das DJaying als Broterwerb begreift, verbietet sich da fast von selbst. „Wenn ich das als Profession ansehen würde, müsste ich klug sein und Techno und Hip-Hop auflegen“, bleibt er doch lieber bei seinem „Nischending“. Ein wenig Selbstaufgabe gehört dazu, wenn man das am Laufen halten will, auch um dem Wahnsinn unserer Zeit mit den alten Visionen einen Gegenentwurf entgegenzuhalten. Da ist man gerne wieder Hippie. Wenn DJ Konrad bei Konzerten mit Stoner Rock konfrontiert wird, packt er seine „Heavy-Box“ mit Black Sabbath & Co. ein, macht aber keinen Hehl daraus, er mag es eher verträumt und lässt keine Chance aus, dafür zu werben. „Ich persönlich mag lieber dieses Carroleske“, bezieht er sich auf Lewis Carroll, den Autor der berühmten Kinderbücher „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“. Als irreal bis surreal wurde die fantasievolle Literatur des Briten oft bewertet. Halluzinationen und Drogenkonsum vermutet man gar beim Schriftsteller. „One pill makes you larger, and one pill makes you small“ ging Grace Slick mit Jefferson Airplane in „White Rabbit“ vom Album „Surrealistic Pillow“ auf Alice ein. Und die Band aus San Francisco war auch für ihren LSD-Konsum berüchtigt. „Es gibt viel Musik, die sich um dieses Thema dreht“, versichert DJ Konrad.

Der ist übrigens auch ein begnadeter Zeichner. Mit Tusche auf Papier und sehr feinem Strich entstehen oft über lange Monate sehr ornamental anmutende, oft großformatige Arbeiten. „Mir wurde oft nachgesagt, dass sie wie Luftaufnahmen wirken“, verrät Hasse. Tatsächlich erinnert ein Motiv in seiner Wohnung an ein Delta im Dschungel. „Meditative Flugbilder“, bietet er als Deutung an, „Eindrücke, die ich als schön empfand“ wollte er festhalten. Die wurden schon in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen ausgestellt. „Da verkaufe ich jedes Mal auch Bilder, aber anbiedern möchte ich mich nicht“, erklärt das Multitalent. „Ich brauche das Schaufenster nicht.“ Wie beim Auflagen gilt auch hier für ihn: „Irgendwie möchte ich die Welt doch nur verschönern.“

>> The Up-Club – Season of The Goat, Ffm, Clubkeller, 2.12., 23 Uhr
 
1. Dezember 2017, 10.33 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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