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„The Last Five Years“ in der Katakombe
Mitreißendes Kammermusical auf Englisch
Die Produktionsfirma „The Musical Season“ holt englische Musicals nach Frankfurt – und begeistert beim ersten Stück mit einer professionellen Inszenierung in der Katakombe.
Professionelle Hauptdarsteller, eine liebevolle Inszenierung, mitreißende Musik und Lyrics – mehr braucht es nicht für einen gelungenen Musicalabend. Die erst im März gegründete Produktionsfirma „The Musical Season“ überzeugt mit dem Zwei-Personen-Stück im Frankfurter Kulturhaus, der ehemaligen Katakombe am Zoo. Dabei ist die Handlung von Jason Robert Browns Off-Broadway-Stück „The Last Five Years“ schnell erzählt: Zwei junge Menschen in Amerika verlieben sich, ziehen zusammen, träumen von einem gemeinsamen Leben und heiraten. Jeder arbeitet an seiner Karriere: Jamie gelingt als Schriftsteller der Durchbruch, Cathy muss als Schauspielerin um Aufträge kämpfen. Missverständnisse, Konflikte und ein Seitensprung enden schließlich in der Trennung.
Unkonventionelle Erzählweise
Der Plot ist nicht außergewöhnlich, aber die unkonventionelle Erzählweise macht dieses Kammermusical zu einem besonderen. Beide Darsteller konzentrieren sich nur auf die Entwicklung ihrer Figur und erzählen in zwei separaten Handlungssträngen. Jamie beginnt am Anfang der Liebesgeschichte, Cathy bei der Trennung. Diese Erzählweise führt auf der Bühne zu teils bizarren Situationen. Während Cathy zu Beginn in „Still Hurting“ traurig und verzweifelt die frische Trennung von ihrem Ehemann besingt, sieht der Zuschauer auf der anderen Bühnenhälfte einen glücklichen, frischverliebten Jamie kurz nach dem ersten Date. Das Ende der Geschichte ist damit von Beginn an klar, doch die Frage nach dem Warum fesselt den Zuschauer. Abwechselnd bewegen sich die beiden Figuren auf ihrer jeweiligen Zeitleiste und werden dabei auch stets mit den Träumen aus der romantischen Anfangszeit ihrer Beziehung konfrontiert.
Spannender Perspektivwechsel
Die Handlung wird dabei ausschließlich über die gesungenen Lyrics und die schauspielerische Leistung transportiert. Aus den teils minutenlangen Solo-Nummern der beiden Künstler wird nur ein einziges Mal ein Duett: Wenn Jamie in „The Next Ten Minutes“ vom gemeinsamen Leben mit Cathy träumt und sie „I do“ auf seinen Heiratsantrag antwortet. Es ist der einzige Moment des Musicals, in dem beide Akteure die Gegenwart des anderen wahrnehmen und interagieren. Dass die Handlungsstränge in der Folge wieder auseinandergehen, unterstreicht auch die emotionale Entfremdung von Cathy und Jamie in ihrer Ehe. Für den Zuschauer ergibt sich so die Möglichkeit, die komplette Beziehung aus zwei verschiedenen Blickweisen zu erleben. Durch den Perspektivwechsel lässt sich die Frage, wessen Schuld das Scheitern der Ehe ist, mit zunehmender Dauer des Musicals immer schwerer beantworten.
Die beiden Hauptdarsteller Hannah Grover und Andy Coxon, die beide als erfolgreiche Musicaldarsteller in London arbeiten, tragen die Story mit ihrem ausdrucksstarken Spiel bis zum gemeinsamen „Goodbye“, das doch völlig unterschiedlich gemeint ist: Während Cathys „Goodbye Until Tomorrow“ die Vorfreude nach dem ersten Date ausdrückt, schließt Jamie mit einem simplen „Goodbye“ und dem Ablegen des Eherings endgültig ab. Die Trennung der beiden macht klar: Hoffnung gibt es keine, am Ende hat sich die Geschichte der beiden auserzählt.
Liebevolles Bühnenbild
Begleitet werden Grover und Coxon in der Katakombe von vier Musikern der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und einer Londoner Dirigentin, die auf beziehungsweise an der Bühne platziert sind. Die Produktion zeigt eindrucksvoll, dass man kein aufwendiges Bühnenbild oder Lichteffekte benötigt, um zu überzeugen, allein die Auswahl der eingesetzten Requisiten ist entscheidend. Die Macher von „The Last Five Years“ haben den kleinen Vorführraum der ehemaligen Katakombe mit viel Liebe zum Detail in die Kulisse des Musicals verwandelt. Zwei Holzbänke reichen aus, um die Bühne zwischen den beiden Charakteren aufzuteilen, Gegenstände des gemeinsamen Lebens sind zwischen Beleuchtung und Kabeln an der Decke angebracht und gewähren einen Einblick in das Eheleben. Beim mitreißenden „The Schmuel Song“ am ersten gemeinsamen Weihnachtsabend werden Notenständer der Musiker dank Lichterketten zur Weihnachtsbeleuchtung.
Nächstes Musical für 2017 geplant
Dass die Darsteller nur etwas mehr als eine Woche gemeinsam probten, fällt dank der separaten Erzählweise nicht ins Gewicht. Die Auswahl des Zwei-Personen-Stücks als Debüt sei auch dem geringen Budget der Produktionsfirma geschuldet, verrät Anna-Isabel Calzado-Leckert, die gemeinsam mit Grover und Marina Beermann „The Musical Season“ gegründet hat. Zudem habe Hauptdarstellerin Grover schon lange davon geträumt, sich „The Last Five Years“ anzunehmen. Als nächste Show plane man allerdings eine größere Produktion. Vermutlich im Herbst 2017 will „The Musical Season“ die nächste Inszenierung in Frankfurt auf die Bühne bringen.
>> „The Last Five Years“ wird noch bis zum 16. Oktober im Kulturhaus Frankfurt (ehemals: Die Katakombe) gespielt. Weitere Informationen und Tickets (ab 22,50€) gibt es auf www.themusicalseason.de.
Unkonventionelle Erzählweise
Der Plot ist nicht außergewöhnlich, aber die unkonventionelle Erzählweise macht dieses Kammermusical zu einem besonderen. Beide Darsteller konzentrieren sich nur auf die Entwicklung ihrer Figur und erzählen in zwei separaten Handlungssträngen. Jamie beginnt am Anfang der Liebesgeschichte, Cathy bei der Trennung. Diese Erzählweise führt auf der Bühne zu teils bizarren Situationen. Während Cathy zu Beginn in „Still Hurting“ traurig und verzweifelt die frische Trennung von ihrem Ehemann besingt, sieht der Zuschauer auf der anderen Bühnenhälfte einen glücklichen, frischverliebten Jamie kurz nach dem ersten Date. Das Ende der Geschichte ist damit von Beginn an klar, doch die Frage nach dem Warum fesselt den Zuschauer. Abwechselnd bewegen sich die beiden Figuren auf ihrer jeweiligen Zeitleiste und werden dabei auch stets mit den Träumen aus der romantischen Anfangszeit ihrer Beziehung konfrontiert.
Spannender Perspektivwechsel
Die Handlung wird dabei ausschließlich über die gesungenen Lyrics und die schauspielerische Leistung transportiert. Aus den teils minutenlangen Solo-Nummern der beiden Künstler wird nur ein einziges Mal ein Duett: Wenn Jamie in „The Next Ten Minutes“ vom gemeinsamen Leben mit Cathy träumt und sie „I do“ auf seinen Heiratsantrag antwortet. Es ist der einzige Moment des Musicals, in dem beide Akteure die Gegenwart des anderen wahrnehmen und interagieren. Dass die Handlungsstränge in der Folge wieder auseinandergehen, unterstreicht auch die emotionale Entfremdung von Cathy und Jamie in ihrer Ehe. Für den Zuschauer ergibt sich so die Möglichkeit, die komplette Beziehung aus zwei verschiedenen Blickweisen zu erleben. Durch den Perspektivwechsel lässt sich die Frage, wessen Schuld das Scheitern der Ehe ist, mit zunehmender Dauer des Musicals immer schwerer beantworten.
Die beiden Hauptdarsteller Hannah Grover und Andy Coxon, die beide als erfolgreiche Musicaldarsteller in London arbeiten, tragen die Story mit ihrem ausdrucksstarken Spiel bis zum gemeinsamen „Goodbye“, das doch völlig unterschiedlich gemeint ist: Während Cathys „Goodbye Until Tomorrow“ die Vorfreude nach dem ersten Date ausdrückt, schließt Jamie mit einem simplen „Goodbye“ und dem Ablegen des Eherings endgültig ab. Die Trennung der beiden macht klar: Hoffnung gibt es keine, am Ende hat sich die Geschichte der beiden auserzählt.
Liebevolles Bühnenbild
Begleitet werden Grover und Coxon in der Katakombe von vier Musikern der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und einer Londoner Dirigentin, die auf beziehungsweise an der Bühne platziert sind. Die Produktion zeigt eindrucksvoll, dass man kein aufwendiges Bühnenbild oder Lichteffekte benötigt, um zu überzeugen, allein die Auswahl der eingesetzten Requisiten ist entscheidend. Die Macher von „The Last Five Years“ haben den kleinen Vorführraum der ehemaligen Katakombe mit viel Liebe zum Detail in die Kulisse des Musicals verwandelt. Zwei Holzbänke reichen aus, um die Bühne zwischen den beiden Charakteren aufzuteilen, Gegenstände des gemeinsamen Lebens sind zwischen Beleuchtung und Kabeln an der Decke angebracht und gewähren einen Einblick in das Eheleben. Beim mitreißenden „The Schmuel Song“ am ersten gemeinsamen Weihnachtsabend werden Notenständer der Musiker dank Lichterketten zur Weihnachtsbeleuchtung.
Nächstes Musical für 2017 geplant
Dass die Darsteller nur etwas mehr als eine Woche gemeinsam probten, fällt dank der separaten Erzählweise nicht ins Gewicht. Die Auswahl des Zwei-Personen-Stücks als Debüt sei auch dem geringen Budget der Produktionsfirma geschuldet, verrät Anna-Isabel Calzado-Leckert, die gemeinsam mit Grover und Marina Beermann „The Musical Season“ gegründet hat. Zudem habe Hauptdarstellerin Grover schon lange davon geträumt, sich „The Last Five Years“ anzunehmen. Als nächste Show plane man allerdings eine größere Produktion. Vermutlich im Herbst 2017 will „The Musical Season“ die nächste Inszenierung in Frankfurt auf die Bühne bringen.
>> „The Last Five Years“ wird noch bis zum 16. Oktober im Kulturhaus Frankfurt (ehemals: Die Katakombe) gespielt. Weitere Informationen und Tickets (ab 22,50€) gibt es auf www.themusicalseason.de.
6. Oktober 2016, 12.53 Uhr
Nicole Nadine Seliger
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