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Foto: Tom Beard
Foto: Tom Beard

Texas in der Batschkapp

Das Befreiende am älter werden

Ende Mai 1989 spielte die schottische Band Texas das erste Mal in der Batschkapp. 40 Millionen verkaufte CDs später kehren sie Freitag zurück in die „Kapp“. Präsentiert vom JOURNAL FRANKFURT stellen sie ihr neues Album „Jump On Board“ vor.
In ihrem ersten Hit „I Don’t Want A Lover“ bestimme eine schnarrende Bottleneck-Gitarre noch den Sound der Schotten. Schließlich hatte sie Wim Wenders Roadmovie „Paris, Texas“ zur Namensgebung inspiriert. Später gab es die Hinwendung zum Northern Soul mit Ohrwürmern wie „Black Eyed Boy“. Im neuen Video zu „Let’s Work It Out“ tanzt Sängerin Sharleen Spiteri unter der Discokugel. Nach dem Jubiläumsalbum „Texas 25“ vor zwei Jahren heißt die neue CD „Jump On Board“ – eine Art Neubeginn für die Band wie zu lesen war. „,Jump On Board’ ist ein neues Kapitel in unserer Bandgeschichte, für uns klingt die Musik darauf irgendwie neu und frisch. Also ist es auch Beides: Kontinuität und Veränderung“, erklärt Spiteri im Telefoninterview mit dem JOURNAL FRANKFURT. „Wir sind ja alle älter geworden, es hat sich viel in unserem Leben getan; es ist ein wenig wie in diesem Film, wo die Protagonisten über 20 Jahre oder so begleitetet wurden. Da erlebt man sie in verschiedenen Situationen in ihrem Leben. Es ist eine lange, lange Reise, aber eben immer dieselbe Lebensgeschichte. So ähnlich fühlt sich das für mich mit unserer Musik auch an.“ In unseren unruhigen Zeiten könnte man als Skeptiker das „Jump On Board“ beinahe als Angebot interpretieren, sich seinen Platz auf der Arche Noah zu sichern um der Flut zu entgehen. Aber die Stimmung in den zehn neuen Stücken ist keine melancholische, gar pessimistische. Einer der Songs heißt „Sending A Message“, nur wie sieht die Botschaft aus? Ein Journalist in der britischen Heimat der Band hörte Musik, „that shimmers, shines and glows“ und durch und durch positiv rüberkommt. „Das klingt aber schön“, freut sich die Schottin mit sizilianischem Blut, die wenige Tage nach dem Konzert, am 7. November, junge 50 wird. „Ich glaube, dass man einfach viel offener wird mit den Jahren. Wenn du jung bist, kommst du nicht auf die Idee, etwa Schwächen zuzugeben, es ist eher so, dass du sagst: Hey, hör’ mir zu, genau so und nicht anders ist es. Du bist einfach ichbezogener und selbstbesessen obwohl man dir in der Erziehung immer gesagt hat, du musst teilen lernen.“ Im Alter kann man sich mehr und mehr befreien, kann besser mit seinen Gefühlen und Befindlichkeiten, auch mit der Wahrheit umgehen. „Es ist schon lustig: man bringt den Punk immer mit der Jugend in Verbindung, aber wir älteren Menschen sind viel mehr Punk, weil wir uns in vielen Situationen denken: I don’t give a flying fuck, das geht mir jetzt am A**** vorbei, ich schere mich darum nicht mehr. Das ist sehr befreiend.“ Angesprochen auf die Metamorphosen, durch die die Band seit ihrer Gründung 1986 gegangen ist, quasi von Rock zu Disco, erklärt Spiteri den vermeintlichen Wandel so. „Unser Eindruck war, dass das alles wunderbar zusammenpasste. Es ist das, was einfach so passiert ist, es ist unsere Geschichte. Wir haben nie darüber nachgedacht, einfach die unterschiedlichsten Einflüsse auf unsere Musik zugelassen und die sind dann so zusammengeflossen. Deshalb klingt das auch immer ehrlich. Wir haben uns selber nie Regeln auferlegt, waren uns unserer Musik immer sicher“, vermutet die Frontfrau. „Wir haben zum Beispiel keine Sekunde in Frage gestellt, ob es falsch sein könnte, nach Amerika zu reisen, um eine Soulplatte aufzunehmen.“ Selbst als Till Lindemann sich 2005 meldete, ob sie mit ihm das Duett „Stirb nicht vor mir (Don’t Die Before I Do)“ singen möchte, dachte sich Spiteri nur: „Wow, das könnte eine verblüffende Kombination werden, total cool, mit Rammstein ins Studio zu gehen. Denen, die deshalb nach dem Warum fragten, antwortete ich: Warum nicht? So denken wir in der Band. Und die haben wir seinerzeit ja auch gegründet, weil wir eben nicht den gängigen Regeln folgen, sondern auch mal verrückte Ideen realisieren wollten.“ Also bereisen Texas nach wie vor die Welt, spielen ihre Musik und wollen Spaß haben mit ihrem Publikum. „Darum ging es uns damals. Und darum geht es uns auch bis zum heutigen Tag noch“, betont Spiteri.

Journal Frankfurt präsentiert. TEXAS, Ffm: Batschkapp, 3.11., 19 Uhr, Eintritt: 42,25
 
1. November 2017, 10.10 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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