Partner
Terrorwarnung bei Rock am Ring
„You'll never walk allone“
Wie fühlt es sich an, wenn man als zweifache Oma mit fast 60 Jahren ein Rock-Festival mit rund 90.000 Musikfans besucht? Ein Festival, das wegen einer Terrorwarnung unterbrochen wird. Ein Erfahrungsbericht.
Rock am Ring, meine persönliche Herausforderung. Vielleicht auch ein kleiner Selbsttest, ob ich jetzt schon zum alten Eisen gehöre. Eines war mir klar, auf einem der Zeltplätze möchte ich nicht übernachten, auch wenn ich eigentlich das Campen liebe. Eine gute Entscheidung. Die in knapp 8 Kilometer Entfernung gebuchte Ferienwohnung entpuppt sich als wahres Erholungsparadies mit eigener großer Terrasse und einem traumhaften Garten mit Fischteich und einem liebevoll, mit allem was man sich wünschen kann, befüllten Kühlschrank - zum kostenlosen Verzehr. Besser hätten wir es nicht treffen können. Der Name ist hier Programm „Carpe Diem“. Es fängt also alles prima an.
Auf der Fahrt zum Ring kommen wir an einigen der Zeltplätze vorbei. Ich bin froh, dass ich dort nicht schlafen muss. Für viele Festivalbesucher sicherlich ein Teil der Party, mir wäre es zu eng, laut und spartanisch. Aber das darf auch so sein beruhige ich mich, früher habe ich so etwas auch gemacht… damals.
Auf dem Festivalgelände angekommen bin ich überrascht: 90.000 Menschen sehen gar nicht so viel aus. Ich hatte mit Gedrängel und Beklemmungen gerechnet, aber das Gelände ist so groß, dass sich alle verteilen. Es stehen gerade Five Finger Death Punch auf der Hauptbühne, schade dass wir nur zwei Lieder mitbekommen. Aber mein persönliches Highlight an diesem Tag tritt ja noch auf, das versöhnt mich. Rammstein. Sollte auftreten... wäre da nicht die Unterbrechung wegen Terrorgefahr dazwischengekommen.
Wir haben das erst gar nicht mitbekommen, weil wir uns unterhielten und die Ansage nicht sehr laut war. Höflich wurden wir gebeten, das Gelände zügig zu verlassen. Viele hatten sich schon auf den Weg gemacht. Ich wundere mich über mich, warum habe ich keine Angst? Hatten wir doch vorher schon über das Risiko eines Anschlags gesprochen und waren uns durchaus einer möglichen Gefahr bewusst gewesen. Ich fühle mich wie in einer surrealen Welt. Nicht bedroht. Was stimmt nicht mit mir? Müsste ich nicht Angst haben?
Allen anderen scheint es ähnlich zu gehen. Niemand eilt, alle gehen ganz ruhig in Richtung der Ausgänge quer über das ganze Gelände. So muss es sein. Es wird etwas enger, man berührt seine Nachbarn, aber niemand bekommt Panik. Dann plötzlich wird gesungen „You'll never walk allone“. Ein Gefühl von Zusammenhalt mit all den fremden Menschen kommt in mir auf. Ich wundere mich.
Wir haben einen langen Fußweg zum Parkplatz vor uns, unterhalten uns auf dem Weg, versuchen über das Handy an mehr Informationen zu bekommen, das Netz ist überlastet. Wir müssen warten, bis wir mehr erfahren. Spekulationen von allen Seiten, keiner schimpft oder flucht, alle sind geduldig. Auf dem Parkplatz angekommen, müssen wir warten, alles ist abgesperrt, Hubschrauber kreisen, überall Polizei- und Rettungswagen. Unsere Autonachbarn haben kaltes Bier dabei, wir Chips. Gemeinsam machen wir ein Picknick der besonderen Art. Wir fühlen uns sicher, obwohl wir direkt vor dem Ring sind. Die anderen wunderen sich auch über ihr nicht vorhandenen Angstgefühle. Sorgen machen wir uns über die vielen Menschen auf den Zeltplätzen, wer beschützt die?
Am Abend sorgt sich meine Tochter um mich. Wir schreiben uns Nachrichten. Ich sage ihr, dass wir erst mal die Pressekonferenz am nächsten Tag abwarten und danach entscheiden, was wir machen, sollte das Festival weiter gehen.
Kurz nach 11 Uhr am nächsten Tag schreibt meine Tochter „Sehr gut, es geht weiter! Ich drücke euch die Daumen, dass es so bleibt. Viel Spaß!“ Wir fahren nicht nach Hause, lassen uns nicht einschüchtern. Wollen uns nicht einschüchtern lassen! Ein bisschen mulmig ist uns trotzdem. Angst hatten wir zu keiner Zeit. Warum nicht? Das frage ich mich noch immer.
Auf der Fahrt zum Ring kommen wir an einigen der Zeltplätze vorbei. Ich bin froh, dass ich dort nicht schlafen muss. Für viele Festivalbesucher sicherlich ein Teil der Party, mir wäre es zu eng, laut und spartanisch. Aber das darf auch so sein beruhige ich mich, früher habe ich so etwas auch gemacht… damals.
Auf dem Festivalgelände angekommen bin ich überrascht: 90.000 Menschen sehen gar nicht so viel aus. Ich hatte mit Gedrängel und Beklemmungen gerechnet, aber das Gelände ist so groß, dass sich alle verteilen. Es stehen gerade Five Finger Death Punch auf der Hauptbühne, schade dass wir nur zwei Lieder mitbekommen. Aber mein persönliches Highlight an diesem Tag tritt ja noch auf, das versöhnt mich. Rammstein. Sollte auftreten... wäre da nicht die Unterbrechung wegen Terrorgefahr dazwischengekommen.
Wir haben das erst gar nicht mitbekommen, weil wir uns unterhielten und die Ansage nicht sehr laut war. Höflich wurden wir gebeten, das Gelände zügig zu verlassen. Viele hatten sich schon auf den Weg gemacht. Ich wundere mich über mich, warum habe ich keine Angst? Hatten wir doch vorher schon über das Risiko eines Anschlags gesprochen und waren uns durchaus einer möglichen Gefahr bewusst gewesen. Ich fühle mich wie in einer surrealen Welt. Nicht bedroht. Was stimmt nicht mit mir? Müsste ich nicht Angst haben?
Allen anderen scheint es ähnlich zu gehen. Niemand eilt, alle gehen ganz ruhig in Richtung der Ausgänge quer über das ganze Gelände. So muss es sein. Es wird etwas enger, man berührt seine Nachbarn, aber niemand bekommt Panik. Dann plötzlich wird gesungen „You'll never walk allone“. Ein Gefühl von Zusammenhalt mit all den fremden Menschen kommt in mir auf. Ich wundere mich.
Wir haben einen langen Fußweg zum Parkplatz vor uns, unterhalten uns auf dem Weg, versuchen über das Handy an mehr Informationen zu bekommen, das Netz ist überlastet. Wir müssen warten, bis wir mehr erfahren. Spekulationen von allen Seiten, keiner schimpft oder flucht, alle sind geduldig. Auf dem Parkplatz angekommen, müssen wir warten, alles ist abgesperrt, Hubschrauber kreisen, überall Polizei- und Rettungswagen. Unsere Autonachbarn haben kaltes Bier dabei, wir Chips. Gemeinsam machen wir ein Picknick der besonderen Art. Wir fühlen uns sicher, obwohl wir direkt vor dem Ring sind. Die anderen wunderen sich auch über ihr nicht vorhandenen Angstgefühle. Sorgen machen wir uns über die vielen Menschen auf den Zeltplätzen, wer beschützt die?
Am Abend sorgt sich meine Tochter um mich. Wir schreiben uns Nachrichten. Ich sage ihr, dass wir erst mal die Pressekonferenz am nächsten Tag abwarten und danach entscheiden, was wir machen, sollte das Festival weiter gehen.
Kurz nach 11 Uhr am nächsten Tag schreibt meine Tochter „Sehr gut, es geht weiter! Ich drücke euch die Daumen, dass es so bleibt. Viel Spaß!“ Wir fahren nicht nach Hause, lassen uns nicht einschüchtern. Wollen uns nicht einschüchtern lassen! Ein bisschen mulmig ist uns trotzdem. Angst hatten wir zu keiner Zeit. Warum nicht? Das frage ich mich noch immer.
8. Juni 2017, 11.46 Uhr
Susanne Fabian
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Wohnen in Frankfurt
„Es geht um Identität, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität“
Eine Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität befasst sich mit dem persönlichen sowie politischen Thema Wohnen. Künstlerisch gestaltete „WG-Zimmer“ eröffnen dazu verschiedene Perspektiven.
Text: Florian Aupor / Foto: © Karolina Horner | Familienalltag im Corona-Lockdown: Porträt Familie L., 2020
KulturMeistgelesen
- Fotografie Forum FrankfurtAusstellung zeigt Schwarz-Weiß-Fotografien von Martin Parr
- Halloween 2024 in Frankfurt und Rhein-MainWo das große Halloween-Gruseln stattfindet
- Graffiti und Street-Art in FrankfurtSprayer prägen das Stadtbild mit ihren Kunstwerken
- Jünger denn jeDeutsches Jazzfestival 2024 in Frankfurt
- Verkündung auf der Frankfurter Buchmesse„Aura“ ist Jugendwort des Jahres 2024
28. Oktober 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen