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Schirn zeigt Performance von Ulay
Wie das Leben ein Gesicht durchfurcht
Am Donnerstagabend präsentierte die Schirn Kunsthalle eine Performance des Künstlers Ulay. Der Performance-Veteran zog mit einem schwarzen Stift eine Bilanz seines Lebens. Das bewegte nicht nur ihn.
Eigentlich ist er dafür bekannt, seinen Körper Extremen auszusetzen. Doch an diesem Abend versetzt sich der Performance-Künstler Ulay mental in eine Grenzsituation. Die Location ist etwas schwierig zu finden. Unter der Kaiserstraße 54 findet man lediglich ein asiatisches Restaurant. Geht man rein, merkt man sogleich, dass man richtig ist. Nachdem die Karten kontrolliert wurden, geht es eine Treppe runter und man steht im Keller. Es ist dunkel und die Wände sind kahl. Schließlich wird man doch noch in einen weiteren Raum geführt. Auf einmal steht man in einem Theatersaal. Vorne auf der Bühne sitzt Ulay mit dem Rücken zum Publikum. Er ist komplett in Weiß gekleidet und hat ein Tuch um den Kopf geschlungen. Ulay sitzt vor einem Spiegel, der von einer Kamera über seinem Kopf gefilmt wird. Das Bild wird auf einer Leinwand über der Bühne übertragen. Von der Leinwand schaut der Künstler in das Publikum. Es vermittelt einem das Gefühl, als würde er jeden persönlich und unmittelbar in die Augen schauen.
Ulay grundiert sein Gesicht mit weißer Farbe. Er kündigt an, seine Falten nachzuziehen und zu jeder Falte ein besonders dramatisches Erlebnis aus seinem Leben zu erzählen. Auf der Stirn fängt er an. Er zieht eine tiefe Falte mit einem schwarzen Stift nach. Er beginnt in seiner Kindheit, erzählt von seiner ersten Begegnung mit der Natur, als er als Dreijähriger die Nachbarschaft erkundete. Es folgen weitere Falten und weitere Anekdoten. Er erzählt von seiner Kindheit, seiner Familie. Dass sein Vater vom Krieg traumatisiert war, dass er ihn sehr liebte und wie er dann plötzlich verstarb. Ein Moment in dem man Ulay besonders anmerkt, wie durchlässig er sich für die längst vergangenen Gefühle macht. Es berührt auf eine sehr intensive Weise zu sehen, wie ein Mensch vor völlig Fremden von seinem Innersten erzählt.
Ulay erzählt wie zurückgezogen seine Mutter lebte, wie einsam er war. Dass er daraufhin in die große weite Welt zog und sich dennoch allem entzog. Wie er sich selber heiratete, wie er eine Familie gründete und doch kein Vater sein konnte. Von einem markerschütternden Unfall, den er auf einer Autobahn hatte - genau an dem Tag, an dem auch das Olympia- Attentat in München stattfand. Er erzählt auch davon, wie er für kurze Zeit ins Gefängnis kam, weil er keinen Unterhalt für seinen Sohn zahlen konnte. Sein Gesicht ist zerfurcht von schwarzen Linien. Die letzte Linie erzählt vom Rechtsstreit mit Marina Abramović. Am Ende schmiert Ulay den Spiegel mit weißer Farbe zu, wie wenn er das Erzählte auslöschen würde oder als ob ein Vorhang fallen würde. Die Performance ist beendet. Ulay nimmt ein Kleenex und säubert sein Gesicht. Der Mann schnäuzt sich, wahrscheinlich weint er. Nicht nur er ist an diesem Abend tief bewegt.
Ulay grundiert sein Gesicht mit weißer Farbe. Er kündigt an, seine Falten nachzuziehen und zu jeder Falte ein besonders dramatisches Erlebnis aus seinem Leben zu erzählen. Auf der Stirn fängt er an. Er zieht eine tiefe Falte mit einem schwarzen Stift nach. Er beginnt in seiner Kindheit, erzählt von seiner ersten Begegnung mit der Natur, als er als Dreijähriger die Nachbarschaft erkundete. Es folgen weitere Falten und weitere Anekdoten. Er erzählt von seiner Kindheit, seiner Familie. Dass sein Vater vom Krieg traumatisiert war, dass er ihn sehr liebte und wie er dann plötzlich verstarb. Ein Moment in dem man Ulay besonders anmerkt, wie durchlässig er sich für die längst vergangenen Gefühle macht. Es berührt auf eine sehr intensive Weise zu sehen, wie ein Mensch vor völlig Fremden von seinem Innersten erzählt.
Ulay erzählt wie zurückgezogen seine Mutter lebte, wie einsam er war. Dass er daraufhin in die große weite Welt zog und sich dennoch allem entzog. Wie er sich selber heiratete, wie er eine Familie gründete und doch kein Vater sein konnte. Von einem markerschütternden Unfall, den er auf einer Autobahn hatte - genau an dem Tag, an dem auch das Olympia- Attentat in München stattfand. Er erzählt auch davon, wie er für kurze Zeit ins Gefängnis kam, weil er keinen Unterhalt für seinen Sohn zahlen konnte. Sein Gesicht ist zerfurcht von schwarzen Linien. Die letzte Linie erzählt vom Rechtsstreit mit Marina Abramović. Am Ende schmiert Ulay den Spiegel mit weißer Farbe zu, wie wenn er das Erzählte auslöschen würde oder als ob ein Vorhang fallen würde. Die Performance ist beendet. Ulay nimmt ein Kleenex und säubert sein Gesicht. Der Mann schnäuzt sich, wahrscheinlich weint er. Nicht nur er ist an diesem Abend tief bewegt.
19. Dezember 2016, 11.20 Uhr
Tamara Marszalkowski
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