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Foto: Agnes Wiener / Niklas Wagner
Foto: Agnes Wiener / Niklas Wagner

Punk-Musical „American Idiot“ feiert Premiere

Von zerbrochenen Träumen

Musical goes Punk. Green Days „American Idiot“ erlebt am Mittwoch seine deutsche Uraufführung in der Batschkapp. Das neu gegründete Produktionsunternehmen Off-Musical Frankfurt will damit der seichten Unterhaltung des Genres die Stirn bieten.
Wer Punk noch immer mit Sicherheitsnadeln, Irokesenschnitt und Drei-Akkorde-Dilettantismus auf der Gitarre assoziiert, hat verpasst, dass The Clash schon 1979 mit „London Calling“ ihr „Sgt. Pepper’s“veröffentlichten und sich die Punk-Revivalisten Green Day 2004 an einer „Punk Rock Opera“ versuchten. Aber nicht genug damit. Um den Kulturschock noch weiter zu treiben: zu einer geplanten Filmadaption kam es zwar nicht, dafür fünf Jahre später zu einer Musicalversion. Regisseur Michael Mayer kontaktete Sänger und Gitarrist Billie Joe Armstrong. Und der war begeistert von dessen Broadway-Inszenierung der Wedekind-Vorlage „Spring Awakening“. Zum Charakter des Green Day-Albums, meinte Armstrong einmal: „Damit waren wir doch der ,Rocky Horror Show’ näher als Leonard Cohen.“ Anspruchslos ist „American Idiot“ dennoch nicht. Auf dem „Boulevard of Broken Dreams“ begeben sich desillusionierte junge Männer zwischen Drogensucht und Kriegsgefahr auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Dass jetzt eine deutschsprachige Version in Frankfurt Premiere feiert, verdanken die Fans dem neu gegründeten Produktionsunternehmen Off-Musical Frankfurt, das mit ihren „alternativen Musicals“ der seichten Unterhaltung des Genres die Stirn bieten will. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit Philipp Büttner, einen der Hauptdarsteller, der den Johnny verkörpert.

JOURNAL FRANKFURT: Wie sind Sie zu „American Idiot" gekommen und was hat Sie an diesem Engagement gereizt?

Philipp Büttner: Auf das Stück bin ich ganz klassisch aufmerksam geworden. Ich habe die Ausschreibung gelesen, dass Darsteller für „American Idiot" gesucht werden und mich daraufhin beworben. An dem Stück hat mich am meisten die Musik gereizt. Ich bin mit Green Day aufgewachsen und hatte als Jugendlicher natürlich auch das „American Idiot"-Album. Spannend ist natürlich auch, dass es sich bei der Produktion in Frankfurt um die deutsche Erstaufführung handelt. Ich bin einer der Ersten, die das Stück auf Deutsch spielen/singen dürfen und das ist eine tolle Herausforderung. Außerdem ist „American Idiot" für mich persönlich eine perfekte Ergänzung zu meinem derzeitigen Engagement als „Aladdin“, da es in vielen Bereichen genau das Gegenteil verkörpert (Musik, Rolle, Themen, Zielgruppe, Größe...) ...

Also gehören Green Day-CDs tatsächlich zu Ihrer Plattensammlung?

Ja, Green Day gehört seit Jahren zu meiner Sammlung. Das „American Idiot"-Album habe ich mir damals mit etwa 14 Jahren gekauft.

Sie haben schon mit „Jesus Christ Superstar" auf der Bühne gestanden – bei dessen Entstehen waren Musicals noch nicht alle Mainstream und Andrew Lloyd Webber noch kein Sir und eher ein junger Wilder. Von „Jesus Christ" oder der „Rocky Horror Picture Show" (die haben Sie noch nicht gespielt) lässt sich sicher leicht ein Bogen schlagen zu „American Idiot". Wie aber passen „Evita", „Das Wunder von Bern" oder Disney-Repertoire in Ihrer Biografie ins Bild?

Ein wunderbarer Aspekt meines Berufs als Musicaldarsteller ist die Abwechslung. Durch die enorme Vielfalt an unterschiedlichsten Stücken wird man immer mit neuen Herausforderungen konfrontiert und kann an diesen wachsen. Ob Großproduktion für ein Massenpublikum wie „Aladdin“ oder ein Off-Musical für eine kleinere Zielgruppe wie „American idiot“. Ich liebe es, die verschiedensten Stücke zu spielen und die verschiedensten Stile zu singen und mich auf diese ganz und gar einzulassen und einzustellen. Von den Rollen, die ich bisher gespielt habe, sind Tony in „West Side Story“ und „Aladdin“ die beiden, die sich musikalisch wie auch spielerisch am meisten von „American Idiot" unterscheiden. Aber darin beides machen zu können und zu dürfen liegt für mich der Reiz. Ich freue mich sehr darüber, dass Off-Musical Frankfurt neue nicht-mainstream Stücke wie „American Idiot" nach Deutschland holt und so für eine größere Vielfalt des Genres in Deutschland sorgt.





Bedeutet „American Idiot" eine besondere Herausforderung an Sie als Sänger und Darsteller und finden Sie sich (und Ihre eigene Adoleszenz) in dem Stück wieder?

Die Show fordert von den Darstellern ein enormes Maß an Energie. Da wir nur zehn Darsteller sind gibt es bei uns nicht die klassische Trennung von Rollen und Ensemble. Bei uns müssen alle alles machen und das bedeutet doppelte Arbeit. Ich singe bei uns nicht nur alle meine Solo-Songs sondern gleichzeitig auch alle Ensemblestücke und Chorstellen mit, in denen „Johnny“ eigentlich nicht dabei wäre – einfach da wir einen vollen Ensemble-Klang brauchen und nur zehn Darsteller sind.
Außerdem bin ich den ganzen Abend ohne Pause auf der Bühne. So kann ich nicht einfach mal kurz etwas trinken oder durchatmen. Ein großes Thema im Stück ist das Erwachsenwerden und ich bin immer wieder überrascht, wie viel ich von mir selbst in „Johnny“, trotz seines extremen Charakters, wiederfinden kann.

Macht es Spaß, mal mit „anstößigem Inhalt" auf der Bühne zu stehen?

Ich habe viel Spaß an den vielen Musical-untypischen Themen die das Stück behandelt. Ich bin extrem gespannt wie das Publikum auf all die Themen und den Inhalt des Stücks reagieren wird.

>> Green Day’s American Idiot, Ffm, Batschkapp, Premiere 17.1., 20 Uhr, Eintritt: 19,90-58,40 Weitere Aufführungen, siehe: www.american-idiot.de
 
15. Januar 2018, 16.16 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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