Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Peter Saul
Foto: Peter Saul

Peter Saul in der Schirn

Er mag die Rebellion

Ein wenig beachteter Künstler: Paul Saul verletzte schon bevor "Bad Painting" ein Anliegen wurde, bewusst den guten Geschmack. Nun bekommt der 83-Jährige seine europaweit erste Retrospektive in der Schirn.
Paul Saul ist 83 Jahre alt und sagt immer noch Dinge wie "I like rebellion a lot" und "I haven't changed my immature attitude". Dabei sitzt er während der Pressekonferenz total entspannt vorne und bringt die versammelten Journalistenschaft zum Glucksen. Seinen Arbeitsprozess beschreibt er wie folgt: Zuerst und als einziges beschäftige ihn der Gegenstand. Dem Stil schenke er keine Aufmerksamkeit. Auch mache er sich darüber Gedanken, was den Betrachter vielleicht interessieren würde, mal besonders beängstigend, mal besonders humoristisch solle es sein. "Es soll so aussehen, als habe es noch nie jemand zuvor so gemalt." Am Ende zumindest, käme immer die Galerie, würde das Gemälde abholen und er würde es nie wieder sehen - wieder amüsiertes Glucksen.




Peter Saul: Bush at Abu Ghraib, 2006

Explosive Frische
Die Schirn Kunsthalle zeigt nun die europaweit erste Retrospektive des kalifornischen Künstlers, die bereits den guten Geschmack verletzte, noch bevor "Bad Painting" ein Anliegen der zeitgenössischen Kunst wurde. In seiner sehr eigenen Sprache hat er ab den späten Fünfzigern ein wildes Crossover aus Pop Art, Surrealismus, Abstraktem Expressionismus, Chicago Imaginism, San Francisco Funk und Cartoon Culture entwickelt und setzt gleichzeitig auch noch komplexe politische und soziale Themen um. Ein Interesse am Trivialen und fast schon übergriffig heiteren Bildwelten stehen in einem spannungsreichen Verhältnis zur doch oft harschen Systemkritik.




Peter Saul: Ice Box 8, 1963

Die Schau in der Schirn geht chronologisch vor und zeigt zu Beginn seine frühe Werkgruppe, die sogenannten Ice Box Paintings aus den späten Fünfzigern. Der Kühlschrank, als Symbol für Wohlstand und wirtschaftliches Wachstum der Nachkriegszeit, wird von Saul mit einer aus dem Ufer laufenden Dingwelt bestückt. In ihrer Banalität schwingt eine gewisse Konsumkritik mit. Hier ist Saul noch eher dem Abstrakten Expressionismus nah. Die Protagonisten seiner darauf folgenden Werke der Sechziger sind populäre Helden aus Comicstrips, wie Mickey Mouse, Superman oder Donald Duck. Figuren, die jeder kennt, und die dennoch ernste, politische Inhalte tragen. Da kämpft Mickey Mouse gegen die Japaner und stellt die Brüche und Konflikte zwischen den Kulturen dar.




Peter Saul: Saigon, 1967

Als einer der ersten Künstler wendete sich Saul Mitte der Sechziger dem Thema Vietnam-Krieg zu. Schon vorher begann er seine Kunst vermehrt an politische Botschaften zu knüpfen. Auch nähert er sich der Funk Art an, die den Konsumwahn, Bigotterie, Vulgarität und Ungerechtigkeit verachtete. Extrem bissige Kritik und sarkastischer Humor in Verbindung mit den grellen Farben und der chaotischen Bildsprache machen seine Malerei wütend, aggressiv. So treiben Saul auch Themen wie die Rassenkonflikte, die gesellschaftliche Spaltung von Reich und Arm und die sexuelle Ausbeutung der Frau um.




Peter Saul in der Schirn, 2017, Foto: Norbert Miguletz

Die Schirn zeigt einen in Europa viel zu wenig beachteten Künstler, der ein wunderbar bissiger und scharfsinniger Beobachter seiner Zeit ist. Ausgerechnet jetzt könnte die Ausstellung zu keinem besseren Zeitpunkt stattfinden. Auch wenn ihm nicht mehr allzu viel Zeit vergönnt bleiben sollte, wie Saul sagt, arbeite er bereits an Bildern zum derzeitigen US-Präsident. Mit seinem Anspruch anders zu malen als alle anderen, sei das zurzeit jedoch sehr schwierig. "Es gibt schließlich 10.000 andere Künstler, die Trump malen."

>> "Peter Saul", 2. Juni - 3. September 2017, Schirn Kunsthalle, Römerberg. Mehr Informationen unter www.schirn.de.
 
1. Juni 2017, 17.59 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Eine Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität befasst sich mit dem persönlichen sowie politischen Thema Wohnen. Künstlerisch gestaltete „WG-Zimmer“ eröffnen dazu verschiedene Perspektiven.
Text: Florian Aupor / Foto: © Karolina Horner | Familienalltag im Corona-Lockdown: Porträt Familie L., 2020
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
28. Oktober 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Kelvin Jones
    Batschkapp | 20.00 Uhr
  • Diana Arbenina
    Zoom | 20.00 Uhr
  • Ye Banished Privateers
    Nachtleben | 19.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Husch Josten
    Literaturhaus Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Der große Gatsby
    Schauspiel Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Jan Weiler
    Centralstation | 19.30 Uhr
Kunst
  • Korallenriff
    Senckenberg, Forschungsinstitut und Naturmuseum | 09.00 Uhr
  • Playmobil Weltreise
    Kloster Eberbach | 10.00 Uhr
  • Siegfried Unseld, der Verleger – Ein Porträt in Briefen
    Holzhausenschlösschen | 10.00 Uhr
Kinder
  • Lesefreunde
    Stadtteilbibliothek Sossenheim | 16.00 Uhr
  • Rotkäppchen
    Story Stage MärchenTheater | 16.00 Uhr
  • Die Welt der Dinosaurier
    Nordwestzentrum | 09.00 Uhr
und sonst
  • Zoo Frankfurt
    Zoo Frankfurt | 09.00 Uhr
  • Wissenschaftstag – Energie für die Zukunft: Hessen im Klimawandel – wir passen uns an
    Centralstation | 19.00 Uhr
  • Im Schatten des 7. Oktober – Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Facetten
    Evangelische Akademie Frankfurt | 19.00 Uhr
Freie Stellen