Partner
Neues aus dem Museum Angewandte Kunst
Yokohama 1868-1912. Als die Bilder leuchten lernten
Die Hafenstadt Yokohama, seit 2011 Partnerstadt von Frankfurt, avancierte nach der Öffnung der japanischen Häfen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum des Kulturtransfers zwischen Europa und Japan.
Das Museum Angewandte Kunst Frankfurt besitzt ein einzigartiges Konvolut japanischer Ukiyo-e Farbholzschnitte der Sammlungen Otto Riese und Johann Georg Geyger, die ein faszinierendes Spiegelbild des Lebens in Japan des späten 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen. Die Farbholzschnitte aus dieser Zeit sind bei Kennern und Sammlern hoch geschätzt und sehr begehrt. Doch was geschah nach dieser fruchtbaren Zeit auf künstlerischem Terrain in Japan? „Auf dem Kunstmarkt galt alles, was nach der Zeit der Ukiyo-e Farbholzschnitte folgte, als dekadent und nicht wirklich sammlungswürdig“, erklärt der Kurator der Ausstellung Dr. Stephan von der Schulenburg. Das Museum Angewandte Kunst Frankfurt widmet dieser noch kaum erforschten künstlerischen Phase nun eine umfangreiche Ausstellung und bringt beeindruckende Erkenntnisse über die japanische Kultur am Ende des 19. Jahrhunderts zutage.
Als Japan im Jahre 1853 nach einer mehr als 200 Jahre andauernden Abriegelung auf Druck der amerikanischen Flotte des Commodore Matthew Perry seine Landesgrenzen öffnete, war das der Ausgangspunkt für eine gegenseitige Beeinflussung von Ost und West, der in ein reges Wechselspiel der Kulturen mündete. Denn das Zusammentreffen der japanischen Zivilisation mit der westlichen Moderne löste einen erstaunlichen Kulturtransfer aus. Einerseits resultierte die Öffnung Japans in Europa in die künstlerische Rezeption des Japonismus und der Japan-Mode, andererseits begegnete Japan dem Westen – vor allem durch die 1868 beginnende Meiji-Regentschaft – mit weit geöffneten Armen, um sich durch die rasche Übernahme der westlichen sowie technischen Errungenschaften alsbald zu einem modernen Industriestaat zu entwickeln. Der Hafen der japanischen Stadt Yokohama nahm in dieser Zeit als Umschlagplatz für Ausländer und westliche Einflüsse eine wichtige Rolle ein und steht seitdem symbolisch für den Beginn der japanischen Moderne. In den neuen Yokohama-e Farbholzschnitten, die noch in der traditionellen Technik der Ukiyo-e Farbholschnitte entstanden, hielten die japanischen Künstler in Reaktion auf eine allgemeine Neugier über die in Yokohama ankommenden Fremden ihre nicht immer positiv geprägten Eindrücke fest. Darstellungen von Ausländern mit ihrer ungewöhnlichen Physiognomie, ihren fremden Moden und technischen Neuheiten – wie Dampfschiff, Eisenbahn oder Heißluftballon – kamen so schnell in Umlauf. Mit den technischen Errungenschaften gelangte auch die Fotografie, die selbst in Europa noch in den Kinderschuhen steckte, nach Japan, wo sie rasch aufgenommen wurde. Der in Venedig geborene Fotograf Felice Beato und sein japanischer Schüler Kusakabe Kinbei galten als Wegbereiter der Fotografie in Japan und machte den Westen mit dem Leben und den Geschehnissen Nippons bekannt. Aus unterschiedlichen Richtungen kommend, wandten sich die Yokohama-e Holzschnitte und die frühen Fotografien eher selten den gleichen Sujets zu. So kamen die ersten Fotografien noch von westlichen Fotografen und waren zunächst dementsprechend von einem westlichen Blick geprägt, indem sie Japan klischeehaft als ein geheimnisvolles Ideal-Land voller Stereotypen – mit Geishas, Rikschas und friedlichen Naturschauplätzen - inszenierten. Die nachfolgende Generation japanischer Fotografen richtete indes ihren Blick vereinzelt auch auf reale Situationen und soziale Schattenseiten der Gesellschaft. Die Ausstellung im Museum Angewandte Kunst Frankfurt zeigt auf eindrucksvolle Weise anhand von insgesamt etwa 300 Farbholzschnitten und Fotografien, das Aufblühen und die Etablierung der Fotografie in Japan sowie die gleichzeitige Zurückdrängung des traditionellen japanischen Farbholzschnitts, der mit dem Eintritt in das 20. Jahrhundert schließlich seinen Endpunkt erreicht hatte.
„Yokohama 1868-1912. Als die Bilder leuchten lernten“ eröffnet am 7. Oktober um 19 Uhr und ist bis 29. Januar 2017 im Museum Angewandte Kunst Frankfurt zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum umfangreichen Rahmenprogramm unter: www.museumangewandtekunst.de/
Ebenfalls am 7. Oktober eröffnet das „meet asian art“ – ein neues Ausstellungs- und Veranstaltungsforum im Museum Angewandte Kunst, das im Wechsel ausgewählte Arbeiten asiatischer Kunst aus der Sammlung des Museums zeigen wird. Zur Eröffnung sind ausgesuchte Meisterwerke des japanischen Cloisonné der Meiji-, Taishô- und frühen Shôwa-Periode (ca. 1870-1935) zu sehen.
Als Japan im Jahre 1853 nach einer mehr als 200 Jahre andauernden Abriegelung auf Druck der amerikanischen Flotte des Commodore Matthew Perry seine Landesgrenzen öffnete, war das der Ausgangspunkt für eine gegenseitige Beeinflussung von Ost und West, der in ein reges Wechselspiel der Kulturen mündete. Denn das Zusammentreffen der japanischen Zivilisation mit der westlichen Moderne löste einen erstaunlichen Kulturtransfer aus. Einerseits resultierte die Öffnung Japans in Europa in die künstlerische Rezeption des Japonismus und der Japan-Mode, andererseits begegnete Japan dem Westen – vor allem durch die 1868 beginnende Meiji-Regentschaft – mit weit geöffneten Armen, um sich durch die rasche Übernahme der westlichen sowie technischen Errungenschaften alsbald zu einem modernen Industriestaat zu entwickeln. Der Hafen der japanischen Stadt Yokohama nahm in dieser Zeit als Umschlagplatz für Ausländer und westliche Einflüsse eine wichtige Rolle ein und steht seitdem symbolisch für den Beginn der japanischen Moderne. In den neuen Yokohama-e Farbholzschnitten, die noch in der traditionellen Technik der Ukiyo-e Farbholschnitte entstanden, hielten die japanischen Künstler in Reaktion auf eine allgemeine Neugier über die in Yokohama ankommenden Fremden ihre nicht immer positiv geprägten Eindrücke fest. Darstellungen von Ausländern mit ihrer ungewöhnlichen Physiognomie, ihren fremden Moden und technischen Neuheiten – wie Dampfschiff, Eisenbahn oder Heißluftballon – kamen so schnell in Umlauf. Mit den technischen Errungenschaften gelangte auch die Fotografie, die selbst in Europa noch in den Kinderschuhen steckte, nach Japan, wo sie rasch aufgenommen wurde. Der in Venedig geborene Fotograf Felice Beato und sein japanischer Schüler Kusakabe Kinbei galten als Wegbereiter der Fotografie in Japan und machte den Westen mit dem Leben und den Geschehnissen Nippons bekannt. Aus unterschiedlichen Richtungen kommend, wandten sich die Yokohama-e Holzschnitte und die frühen Fotografien eher selten den gleichen Sujets zu. So kamen die ersten Fotografien noch von westlichen Fotografen und waren zunächst dementsprechend von einem westlichen Blick geprägt, indem sie Japan klischeehaft als ein geheimnisvolles Ideal-Land voller Stereotypen – mit Geishas, Rikschas und friedlichen Naturschauplätzen - inszenierten. Die nachfolgende Generation japanischer Fotografen richtete indes ihren Blick vereinzelt auch auf reale Situationen und soziale Schattenseiten der Gesellschaft. Die Ausstellung im Museum Angewandte Kunst Frankfurt zeigt auf eindrucksvolle Weise anhand von insgesamt etwa 300 Farbholzschnitten und Fotografien, das Aufblühen und die Etablierung der Fotografie in Japan sowie die gleichzeitige Zurückdrängung des traditionellen japanischen Farbholzschnitts, der mit dem Eintritt in das 20. Jahrhundert schließlich seinen Endpunkt erreicht hatte.
„Yokohama 1868-1912. Als die Bilder leuchten lernten“ eröffnet am 7. Oktober um 19 Uhr und ist bis 29. Januar 2017 im Museum Angewandte Kunst Frankfurt zu sehen. Weitere Informationen zur Ausstellung und zum umfangreichen Rahmenprogramm unter: www.museumangewandtekunst.de/
Ebenfalls am 7. Oktober eröffnet das „meet asian art“ – ein neues Ausstellungs- und Veranstaltungsforum im Museum Angewandte Kunst, das im Wechsel ausgewählte Arbeiten asiatischer Kunst aus der Sammlung des Museums zeigen wird. Zur Eröffnung sind ausgesuchte Meisterwerke des japanischen Cloisonné der Meiji-, Taishô- und frühen Shôwa-Periode (ca. 1870-1935) zu sehen.
7. Oktober 2016, 10.17 Uhr
Anett Göthe
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
„Woche gegen das Vergessen“
Erinnern im Frankfurter Holzhausenschlösschen
Mit der „Woche gegen das Vergessen“ im Frankfurter Holzhausenschlösschen soll der Verfolgung jüdischer Menschen gedacht werden. Ein buntes Programm lädt zu Klassik, Kabarett und Literatur ein.
Text: Till Taubmann / Foto: Eine Szene der Darstellung „Empfänger unbekannt“ © Michael Raphael Klein
KulturMeistgelesen
- Graffiti und Street-Art in FrankfurtSprayer prägen das Stadtbild mit ihren Kunstwerken
- Verkündung auf der Frankfurter Buchmesse„Aura“ ist Jugendwort des Jahres 2024
- Ausstellung bei der ArbeiterwohlfahrtWasserhäuschen: Frankfurts soziale Oasen im Wandel
- Zum 13. MalKorean Film Festival in Frankfurt gestartet
- Wohnen in Frankfurt„Es geht um Identität, soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität“
1. November 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen