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Foto: Christian Rupp
Foto: Christian Rupp

Museum im Gotischen Haus in Bad Homburg

Da hängt der Hammer

Das Museum im Gotischen Haus von Bad Homburg zeigt in einer sehenswerten Sonderausstellung historische Tasteninstrumente der Rhein-Main-Region.
Ein wenig wackelig steht er da. Der rechte Fuß ist abgespreizt und berührt kaum den Boden. Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Doch was hat er alles erlebt in seinem Leben. Was könnte er alles erzählen! "Mein erstes Instrument", flüstert Michael Günther und drückt eine Taste herunter. Mehr als 200 Jahre ist er alt - jetzt steht der Hammerflügel von Ferdinand Hofmann im Gotischen Haus in Bad Homburg und ist Teil einer grandiosen Sonderausstellung.
Bis zum 31. Mai zeigt das Städtische historische Museum der Kurstadt historische Tasteninstrumente aus der Rhein-Main-Region. Das älteste Cembalo stammt aus den Jahren um 1665, die jüngsten Hammerflügel aus dem beginnenden 19. Jahrhundert. Die kostbaren Exponate sind zum überwiegenden Teil einer Privatsammlung und dokumentieren nicht nur die Geschichte des Instrumentenbaus sondern auch die der Musik. Ergänzt wird die Ausstellung mit dem Titel "Ein kostbahr Clavier Instrument von einem der besten Meister" durch eine Vielzahl an Gemälden, Stichen, historischen Noten und Büchern und Miniaturen.

Kuratiert hat sie Michael Günther. Der Sammler, Pianist und Musikhistoriker besitzt eine der eindrucksvollsten Sammlungen historischer Tasteninstrumente. Die guten Stücke befinden sich in der Regel auf Schloss Homburg, das zwischen Wertheim und Marktheidenfeld am Main liegt. Dort veranstaltet Günther regelmäßig Konzerte, denn die meisten seiner Cembali, Klaviere und Flügel sind - im Gegensatz zu denen aus den Sammlungen vieler Museen - tatsächlich bespielbar.

"Sie brauchen die Betreuung wie ein Formel-1-Rennwagen", sagt Günther. Täglich gepflegt. Wöchentlich kontrolliert und justiert. Regelmäßig gestimmt. Ein Museum kann das in vielen Fällen nicht leisten. Allein aus finanziellen Gründen. "Oft rate ich Museen davon ab, ein Instrument wieder spielbar zu machen", sagt der Experte. Meist sei es sinnvoller, die Stücke konservatorisch zu erhalten. So auch das berühmte Tafelklavier der Gebrüder Mahr aus Wiesbaden aus dem Jahr 1799, das sonst im Romantik-Zimmer des Gotischen Hauses steht und jetzt Teil der Sonderausstellung ist. Als dieses Instrument das letzte Mal restauriert wurde, sei die Idee zu der Ausstellung entstanden, erinnert sich Museumsleiterin Ursula Grzechca-Mohr. Günther war damals einer der Berater des Hauses, der Kontakt damit geknüpft.

Die Idee: Eine Ausstellung, die nicht nur Instrumente der Region zeigt, sondern auch zugleich die Wandlung der Musik vom Barock über den Rokoko und die Empfindsamkeit zum Galanten Stil und der damit einhergehenden Frühklassik. Denn als die Musikästhetik des Barock begann, als überlebt und altmodisch angesehen zu werden, änderten sich zugleich die Instrumente. Die neu aufkommenden Hammerklaviere lösten Cembalo und Spinett ab, denn sie ermöglichten ungeahnte dynamische Möglichkeiten und durch die Resonanz der meist ungedämpften Instrumente einen betörenden Klangrausch. Zudem galt nicht länger als Privileg, sondern wurde zu einem Bestandteil der Bildung einer Persönlichkeit.

Zu sehen sind Instrumente, die exakt jenen Wandel widerspiegeln - angefangen von einem prunkvollen Cembalo von Giacomo Ridolfi (1625-1700), das einst für Papst Clemens IX. bestimmt war, bis hin zu einem Hammerflügel von Ferdinand Hofmann (1756-1829), der zu den frühesten und bedeutendsten Klavierbauern in Wien zählte und den Aufschwung des Fortepianos maßgeblich begründete.

Gezeigt wird unter anderem auch ein Pantaleon des Homburger Orgelbauers Johann Conrad Bürgy (1721-1792), dessen berühmte Orgel noch heute in der Schlosskirche steht. Ein Tafelklavier von Johann Georg Klein (1772-1819) weist auf den Instrumentenbau in Ockstadt bei Friedberg in der Wetterau. Der Korpus des Instruments aus dem Jahr 1814 ist freilich aus Kirschholz gefertigt.
Um die Besonderheiten - und vor allem die jeweiligen Klangcharakteristika - der Exponate zu zeigen, bietet das Museum im Gotischen Haus ein umfangreiches Begleitprogramm an: Ismene Deter beschäftigt sich am Mittwoch, 7. März, um 19 Uhr mit der Musik am Homburger Hof im ausgehenden 18. Jahrhundert. Am Mittwoch, 21. März, um 19 Uhr steht "Der neue Stil der Empfindsamkeit - eine musikalische Revolution - Die Musik und die Gedanken des Joseph Martin Kraus" im Mittelpunkt. Dazu erklingt Kammermusik für Violoncello und Klavier aus der Zeit. Bei "Kammermusik am Main im 18. Jahrhundert" am 22. April werden um 15 Uhr Kompositionen von Georg Philipp Telemann, Joseph Anton Bauer und Johann Franz Xaver Sterkel präsentiert. Am 6. Mai um 15 Uhr gibt es ein Konzert unter dem Titel "Vom Barock zur Romantik - Jede Zeit hat ihren Ton".

Foto: Dieses Pantalon von Georg Ludwig Krämer (vorne) ist schon lange nicht mehr spielbar. Das Instrument ist jedoch ein bedeutendes Dokument aus der Frühzeit des deutschen Klavierbaus.
 
21. Februar 2018, 10.05 Uhr
Christian Rupp
 
 
Fotogalerie:
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