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"McDonald's Radio University" im Mousonturm
Zwischen Big Mac und Balkanroute
Das "M" des Mousonturms ist nun pommesgelb wie das, der berühmten Schnellrestaurant-Kette: Das Bistro des Künstlerhauses hat sich in eine kleine McDonald's-Filiale verwandelt. Doch keine Sorge, es geht um Kunst.
Im Dunst von Fritteusenfett, unter Bergen von Pappschachteln und neben kreischenden Teenies kann man sich in den kommenden drei Wochen Lesungen anhören. Dann bekommt man zum Beispiel zu hören, wie man ohne Obdach in der Stadt überlebt, wie die zukünftige Stadtplanung Aleppos aussehen könnte oder dass Essen auch Heimat sein und Kochen eine sozial integrierende Dimension hat. McDonald's Radio University ist ein Projekt von Akira Takayama. Darin macht er geflüchtete Migranten aus Afghanistan, Syrien, Pakistan, Ghana, Burkina Faso, Eritrea und dem Iran zu Lehrenden. Sie halten Lesungen in Philosophie, Risikomanagement, Literatur und vielen anderen Fächern.
Raus in den städtischen Raum
Insgesamt 15 Lesungen kann man sich in den Filialen der Schnellrestaurant-Kette in Frankfurt und Offenbach anhören. Dort lesen die Lehrenden live zu festgelegten Terminen und Uhrzeiten. Das Vorlesungsverzeichnis mit den Terminen findet man online unter www.mru.global. Interessierte können sich am Schalter im McCafé ein Empfangsgerät bestellen und über Kopfhörer den Lehrenden zuhören, während sie in ihren McWrap Chicken Honig Senf oder anderes beißen. Die Lehrenden mischen sich unter die normalen Besucher, so dass diese unter Umständen gar nichts von dem Projekt mitbekommen. Wer an den festgelegten Terminen nicht kann, der kann auch zum Mousonturm gehen. Das Bistro hat sich auch in eine kleine Filiale der Schnellrestaurant-Kette verwandelt. Dort kann man alle Vorlesungen für einen Preis von einem Euro auf einem MP3-Player nachhören.
Für den japanischen Theaterregisseur Akira Takayama sind die Schnellrestaurants der Ort schlechthin für ein multikulturelles und multiethnisches Zusammenleben. Orte, die man eher noch als Nicht-Orte bezeichnen würde, lädt Takayama mit seinem erweiterten Verständnis auf. Das mag vielleicht auch mit einem persönlichen Erlebnis aus seinem Leben zusammenhängen. Als er sich mal in solch einem Schnellrestaurant vor jemanden verstecken musste, fühlte er sich unter dem Deckmantel der Anonymität und dank der 24-stündigen Öffnungszeit wohl und sicher.
Ein Konzept aus den Sechzigern
Takayama beabsichtig mit dieser, und seiner letzten Inszenierungen am Mousonturm Evakuieren, in den städtischen Raum zu gehen, also den Raum des Theaters zu verlassen. Denn er sieht die Schnellrestaurants als einen Ort in dem unterschiedliche Kulturen, Ethnien, soziale Schichten aufeinandertreffen, wohingegen der Besucherraum von Schauspielhäusern ihm homogen erscheint.
Interessant ist das vor allem im Spannungsverhältnis dazu, dass die Schnellrestaurant-Kette selbst eher für ein Vereinheitlichen der globalen Kultur steht. Schließlich kann man seinen Big Mac nicht nur in einer der 7.300 Filialen in 39 europäischen Ländern essen, sondern bekommt ihn auch in Argentinien, Russland oder Israel. Takayama möchte das Projekt später auf die gesamte Balkanroute ausweiten. Die Universität soll dann nach Wien, Budapest, Belgrad, Skopje und Athen kommen. Aus dem Verbund aller McDonald’s Radio Universities von Frankfurt bis Athen entsteht der European Thinkbelt. Dazu gibt es im Mousonturm eine Ausstellung, die das Konzept dieser mobilen Universität veranschaulicht. European Thinkbelt ist eine Hommage an den Plan Potteries Thinkbelt des englischen Architekten Cedric Price aus dem Jahr 1966, der nie realisiert wurde. Die Keramikindustrie in North Staffordshire war damals zusammengebrochen. Um die Region wiederzubeleben, schlug Price vor, das regionale Eisenbahnnetz in eine Universität umzubauen und die Städte in Orte des Lernens zu verwandeln.
Auch wenn wahrscheinlich den ein oder anderen die enge Kooperation des Mousonturms mit McDonald's stören wird, handelt es sich um einen spannenden Ansatz. Und umso aufregender ist es, wenn man mal den gemütlichen Sessel im Theatersaal verlassen muss.
>> Zur Eröffnung am 2. März 2017 ab 19 Uhr wird das Radio-Projekt Good Morning Deutschland mit einer Live-Sondersendung zu Gast im Mousonturm sein.
>> McDonald's Radio University, 2. März - 26. März 2017. Mehr Informationen unter www.mru.global.
Raus in den städtischen Raum
Insgesamt 15 Lesungen kann man sich in den Filialen der Schnellrestaurant-Kette in Frankfurt und Offenbach anhören. Dort lesen die Lehrenden live zu festgelegten Terminen und Uhrzeiten. Das Vorlesungsverzeichnis mit den Terminen findet man online unter www.mru.global. Interessierte können sich am Schalter im McCafé ein Empfangsgerät bestellen und über Kopfhörer den Lehrenden zuhören, während sie in ihren McWrap Chicken Honig Senf oder anderes beißen. Die Lehrenden mischen sich unter die normalen Besucher, so dass diese unter Umständen gar nichts von dem Projekt mitbekommen. Wer an den festgelegten Terminen nicht kann, der kann auch zum Mousonturm gehen. Das Bistro hat sich auch in eine kleine Filiale der Schnellrestaurant-Kette verwandelt. Dort kann man alle Vorlesungen für einen Preis von einem Euro auf einem MP3-Player nachhören.
Für den japanischen Theaterregisseur Akira Takayama sind die Schnellrestaurants der Ort schlechthin für ein multikulturelles und multiethnisches Zusammenleben. Orte, die man eher noch als Nicht-Orte bezeichnen würde, lädt Takayama mit seinem erweiterten Verständnis auf. Das mag vielleicht auch mit einem persönlichen Erlebnis aus seinem Leben zusammenhängen. Als er sich mal in solch einem Schnellrestaurant vor jemanden verstecken musste, fühlte er sich unter dem Deckmantel der Anonymität und dank der 24-stündigen Öffnungszeit wohl und sicher.
Ein Konzept aus den Sechzigern
Takayama beabsichtig mit dieser, und seiner letzten Inszenierungen am Mousonturm Evakuieren, in den städtischen Raum zu gehen, also den Raum des Theaters zu verlassen. Denn er sieht die Schnellrestaurants als einen Ort in dem unterschiedliche Kulturen, Ethnien, soziale Schichten aufeinandertreffen, wohingegen der Besucherraum von Schauspielhäusern ihm homogen erscheint.
Interessant ist das vor allem im Spannungsverhältnis dazu, dass die Schnellrestaurant-Kette selbst eher für ein Vereinheitlichen der globalen Kultur steht. Schließlich kann man seinen Big Mac nicht nur in einer der 7.300 Filialen in 39 europäischen Ländern essen, sondern bekommt ihn auch in Argentinien, Russland oder Israel. Takayama möchte das Projekt später auf die gesamte Balkanroute ausweiten. Die Universität soll dann nach Wien, Budapest, Belgrad, Skopje und Athen kommen. Aus dem Verbund aller McDonald’s Radio Universities von Frankfurt bis Athen entsteht der European Thinkbelt. Dazu gibt es im Mousonturm eine Ausstellung, die das Konzept dieser mobilen Universität veranschaulicht. European Thinkbelt ist eine Hommage an den Plan Potteries Thinkbelt des englischen Architekten Cedric Price aus dem Jahr 1966, der nie realisiert wurde. Die Keramikindustrie in North Staffordshire war damals zusammengebrochen. Um die Region wiederzubeleben, schlug Price vor, das regionale Eisenbahnnetz in eine Universität umzubauen und die Städte in Orte des Lernens zu verwandeln.
Auch wenn wahrscheinlich den ein oder anderen die enge Kooperation des Mousonturms mit McDonald's stören wird, handelt es sich um einen spannenden Ansatz. Und umso aufregender ist es, wenn man mal den gemütlichen Sessel im Theatersaal verlassen muss.
>> Zur Eröffnung am 2. März 2017 ab 19 Uhr wird das Radio-Projekt Good Morning Deutschland mit einer Live-Sondersendung zu Gast im Mousonturm sein.
>> McDonald's Radio University, 2. März - 26. März 2017. Mehr Informationen unter www.mru.global.
2. März 2017, 09.52 Uhr
Tamara Marszalkowski
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