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Marode städtische Bühnen
Abreißen und in Hochhäuser integrieren!
Der kürzlich gewählte Stadtverordnete Thomas Bäppler-Wolf (SPD) sitzt im Kulturausschuss und hat ganz konkrete Vorstellungen zur Zukunft der städtischen Bühnen: Sie sollen Teil eines Hochhausensembles werden.
Kaum ist der Travestiekünstler und Theatermacher Thomas Bäppler-Wolf, vielen besser bekannt als Bäppi, als frischgewählter Stadtverordneter für die SPD im Amt, ist auch schon Pause. Dass die Dinge in de Frankfurter Politik länger dauern, das hat er gleich bei der Wahl am 14. Juli erlebt: „Die ging bis 1:05 Uhr morgens“, sagt der Nordendbewohner und seufzt. Dafür hat er nun in der Sommerpause viel Zeit sich einzuarbeiten, letztlich sitzt er künftig im Kulturausschuss, in der Kultur AG und im Verkehrsausschuss. Und wie man Bäppler-Wolf kennt, wird er sich mit Ideen und vielleicht auch humorig-ironischen Einwürfen nicht zurückhalten. "Aber weil die Leute wissen, wie ich bin, haben sie mich ja auch gewählt." Ganz ernst ist ihm aber eine Lösung, die ihm für die maroden Städtischen Bühnen eingefallen ist und die durchaus berücksichtigenswert erscheint.
Die Sanierungskosten werden steigen
„Eins ist doch klar, bei 300 Millionen Euro für die Sanierung wird es nicht bleiben“, sagt Bäppler-Wolf nüchtern. „In der ersten Diskussion war von 150 Millionen die Rede. Und bei solchen Projekten findet man ja immer eine ‚Leiche‘ im Keller. So stehen ja auch die städtischen Bühnen auf den Ruinen des alten Schauspielhauses, wer weiß, was da noch alles rauskommt.“ So habe sich die Sanierung der Oper in Köln ja auch von ursprünglich veranschlagten 220 Millionen auf 480 Millionen erhöht.
Nein zum Standort Polizeipräsidium
„Ich bin ein Verfechter, das Gebäude abzuroppen und neuaufzubauen, das kommt billiger“, sagt Bäppler-Wolf entschieden und ergänzt: „am alten Standort versteht sich“. Damit ist er anderer Meinung als der Parteigenosse, Oberbürgermeister Peter Feldmann, der das alte Polizeipräsidium als neuen Standort ins Feld geführt hatte, welches aber im Besitz des Landes Hessen ist, das bisher wenig Ambitionen gezeigt hat, das Grundstück mit dem zusehends maroder werdenden Polizeigebäude an den Mann zu bringen. „Der Standort an der Messe würde das Viertel drumherum aufwerten, aber von der Infrastruktur wäre das wenig vorteilhaft“, ist sich Bäppler-Wolf sicher. Vielmehr schwärmt er vom derzeitigen Standort, der mit Oper, Schauspiel, Komödie, English Theatre, Schmiere und künftig wieder Fliegender Volksbühne ein „Theater Distrikt“ sei, vergleichbar mit dem Londoner Westend und ist sich einer Mehrheit im Stadtparlament diesbezüglich sicher. Seine Idee ist es, die Oper abzureißen, die während der Bauarbeiten im Schauspiel unterkommen sollte und das Schauspiel übergangsweise ins Bockenheimer Depot umziehen zu lassen. „So wie beim Brand in den 80ern, da ging das ja auch.“
Die Lösung: Ein Gebäudeensemble
Kritik übt er aber daran, dass man die Sanierung oder eben den Neubau so lange hat schleifen lassen. „Man lässt es doch nicht über Jahre einfach so tropfen?“, wundert sich der Theatermann. Dafür hat Bäppler-Wolf eine Vision vom Neubau: „Man könnte doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Warum baut man auf dem Grundstück nicht zwei Hochhäuser, mit Hotels, Büros oder auch Wohnungen und integriert das Schauspiel und die Oper?“ Als Beispiele für ähnliche Nutzungen führt er das Marriott Marquis mit integriertem Theater, das Lincoln Center oder das Rockefeller Center in New York an. Auch in London betrete man im Erdgeschoss meist den ersten Rang der Theater und die Bühne sei im Keller. Mit den Hochhäusern drumherum könne man vielleicht auch den Neubau teilweise refinanzieren. „Man muss architektonisch von den Theaterklötzen weg!“
Dass etwas bei den Städtischen Bühnen unternommen werden muss, dass ist auch für Thomas Bäppler-Wolf unstrittig: „Im Moment läuft dieKlimaanlage nur mit 40 Prozent. Auch die Glasfront aus den 60er-Jahren, wo die Sonne den ganzen Tag drauf brennt, ist natürlich suboptimal und eine Energieverschwendung.“ Und hat Bäppler-Wolf nicht Befürchtungen, dass er als Intendant eines - im Übrigen nichtsubventionierten – Theaters im Kulturausschuss nicht in einen Interessenskonflikt kommt? „Es ist doch an der Zeit, dass da auch jemand sitzt, der sich mit der Materie auskennt. Und: Im Verkehrsausschuss sitzen ja auch Leute mit Führerschein.“
Die Sanierungskosten werden steigen
„Eins ist doch klar, bei 300 Millionen Euro für die Sanierung wird es nicht bleiben“, sagt Bäppler-Wolf nüchtern. „In der ersten Diskussion war von 150 Millionen die Rede. Und bei solchen Projekten findet man ja immer eine ‚Leiche‘ im Keller. So stehen ja auch die städtischen Bühnen auf den Ruinen des alten Schauspielhauses, wer weiß, was da noch alles rauskommt.“ So habe sich die Sanierung der Oper in Köln ja auch von ursprünglich veranschlagten 220 Millionen auf 480 Millionen erhöht.
Nein zum Standort Polizeipräsidium
„Ich bin ein Verfechter, das Gebäude abzuroppen und neuaufzubauen, das kommt billiger“, sagt Bäppler-Wolf entschieden und ergänzt: „am alten Standort versteht sich“. Damit ist er anderer Meinung als der Parteigenosse, Oberbürgermeister Peter Feldmann, der das alte Polizeipräsidium als neuen Standort ins Feld geführt hatte, welches aber im Besitz des Landes Hessen ist, das bisher wenig Ambitionen gezeigt hat, das Grundstück mit dem zusehends maroder werdenden Polizeigebäude an den Mann zu bringen. „Der Standort an der Messe würde das Viertel drumherum aufwerten, aber von der Infrastruktur wäre das wenig vorteilhaft“, ist sich Bäppler-Wolf sicher. Vielmehr schwärmt er vom derzeitigen Standort, der mit Oper, Schauspiel, Komödie, English Theatre, Schmiere und künftig wieder Fliegender Volksbühne ein „Theater Distrikt“ sei, vergleichbar mit dem Londoner Westend und ist sich einer Mehrheit im Stadtparlament diesbezüglich sicher. Seine Idee ist es, die Oper abzureißen, die während der Bauarbeiten im Schauspiel unterkommen sollte und das Schauspiel übergangsweise ins Bockenheimer Depot umziehen zu lassen. „So wie beim Brand in den 80ern, da ging das ja auch.“
Die Lösung: Ein Gebäudeensemble
Kritik übt er aber daran, dass man die Sanierung oder eben den Neubau so lange hat schleifen lassen. „Man lässt es doch nicht über Jahre einfach so tropfen?“, wundert sich der Theatermann. Dafür hat Bäppler-Wolf eine Vision vom Neubau: „Man könnte doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Warum baut man auf dem Grundstück nicht zwei Hochhäuser, mit Hotels, Büros oder auch Wohnungen und integriert das Schauspiel und die Oper?“ Als Beispiele für ähnliche Nutzungen führt er das Marriott Marquis mit integriertem Theater, das Lincoln Center oder das Rockefeller Center in New York an. Auch in London betrete man im Erdgeschoss meist den ersten Rang der Theater und die Bühne sei im Keller. Mit den Hochhäusern drumherum könne man vielleicht auch den Neubau teilweise refinanzieren. „Man muss architektonisch von den Theaterklötzen weg!“
Dass etwas bei den Städtischen Bühnen unternommen werden muss, dass ist auch für Thomas Bäppler-Wolf unstrittig: „Im Moment läuft dieKlimaanlage nur mit 40 Prozent. Auch die Glasfront aus den 60er-Jahren, wo die Sonne den ganzen Tag drauf brennt, ist natürlich suboptimal und eine Energieverschwendung.“ Und hat Bäppler-Wolf nicht Befürchtungen, dass er als Intendant eines - im Übrigen nichtsubventionierten – Theaters im Kulturausschuss nicht in einen Interessenskonflikt kommt? „Es ist doch an der Zeit, dass da auch jemand sitzt, der sich mit der Materie auskennt. Und: Im Verkehrsausschuss sitzen ja auch Leute mit Führerschein.“
27. Juli 2016, 10.14 Uhr
Nicole Brevoord
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