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Foto: Renate Kühling
Foto: Renate Kühling

Liebieghaus-Ausstellung tourt

Bunte Götter auf Weltreise

Seit 2003 zeigt Vinzenz Brinkmann seine Ausstellung „Bunte Götter“ in einer Art Welttournee und zeigt, welche Farbenfreude in der Antike herrschte. Wir haben ihn zwischendurch abgefangen.
Als 2008 im Liebieghaus die Ausstellung Bunte Götter eröffnet wurde, stellte das die Vorstellungen von der Antike der meisten Frankfurter komplett auf den Kopf. Die griechische Liebesgöttin Aphrodite oder die kriegerische Athena in Stein gemeißelt – eine Pracht aus reinem, weißem Marmor – das zumindest war das gängige Bild in den Köpfen.

Tatsächlich war die noble Blässe in der Antike nicht gefragt – im Gegenteil: Skulptur und Architektur waren bunt bemalt. „Eigentlich war sich die Weltöffentlichkeit seit dem 19. Jahrhundert einig, dass die antike Skulptur farbig war“, betont Brinkman. Jedoch wurde dieses Wissen durch das 20. Jahrhundert wieder negiert. Brinkmann hatte die reiche Farbigkeit der Statuen und Tempel in jahrelanger Forschung rekonstruiert und präsentiert seine Erkenntnisse über die farbenfrohen Repliken in einer Ausstellung, die bereits seit 13 Jahren den Globus umkreist.

Alles begann, als Brinkmann 2003 in der Münchener Glyptothek erstmals farbige Rekonstruktionen antiker Skulpturen und Reliefs in einer Ausstellung zeigte und das Publikum damit in Erstaunen versetzte. Der Tabubruch hinsichtlich der reinen und weißen Antike stieß auf große Resonanz. Ausstellungen in der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen und in den Vatikanischen Museen von Rom folgten. Bevor das Liebieghaus diese bunte Antikenpracht zeigte, war die Schau schon in Amsterdam und Istanbul, in der Harvard University of Cambridge oder in Los Angeles zu sehen. Mit der Präsentation 2007 im Archäologischen Nationalmuseum Athen feierten die Bunten Götter gar ein Heimspiel. Es folgten Ausstellungen in Madrid, Wien oder Oxford. Und die Nachfrage nach der antiken Farbenpracht ist ungebrochen. „Etwa nur 30 Prozent der Anfragen nach einer Ausstellung sind von uns akquiriert und 70 Prozent haben uns angesprochen.“ Nach der aktuellen Schau in Mexiko-City gibt es im Herbst 2017 ein Wiedersehen der Skulpturen mit Max Hollein im Fine Arts Museums of San Francisco. „Danach konkretisieren sich die Gespräche mit dem Universitätsmuseum in Sidney sowie mit Tokyo, Bombay und eventuell auch Mallorca.“

Brinkmann freut nicht nur, dass die Ausstellung in ihrer ersten Fassung an vielen Orten weitere Forschung ausgelöst hat, sondern auch, dass viele der Orte an der Erweiterung des Projektes und an einer erneuten Ausstellung interessiert sind: „Wenn wir diese Ausstellung morgen in Frankfurt eröffnen würden, dann könnten wir viel Neues zeigen.“

Momentan werden in Mexiko-City drei ganz neue Objekte präsentiert. „Dort entstand die Idee, unseren Ansatz der farbigen, antiken Skulptur mit der mesoamerikanischen Kunst zusammenzubringen und gegenüberzustellen.“ Auch angeregt durch Brinkmanns Forschung begannen die mexikanischen Kollege vor einigen Jahren die Forschungen zur Farbigkeit der aztekischen Skulptur, so dass sich jetzt in der Ausstellung in Mexiko-City zwei Forschungswege begegnen. Die farbigen, antiken Skulpturen finden weltweit, unabhängig von kulturellen Hintergründen und Identitäten, großen Anklang, was das Frankfurter Team um Brinkmann mitunter jedoch vor große Herausforderungen stellt. Für die Ausstellung in Mexiko-City zum Beispiel wurden die fragilen Repliken zum ersten Mal auf dem Seeweg transportiert. „Das hatte uns schon sehr nervös gemacht. Der Transport in klimatisierten Containern, die eine durchgehende, gleichmäßige Luftfeuchtigkeit und Temperatur gewährleisteten, erwies sich jedoch als besonders sicher“. Eine weitere große Herausforderung für Brinkmann und sein Team war Athen – die Wiege der Bunten Götter, „weil es für die Griechen, die sich mit der Ausstellung ganz besonders iden­tifizieren, ein besonderer Schock war.“ Brinkmann war mit seinem Projekt in Griechenland den unterschiedlichsten, zum Teil sehr emotionalen, Reaktionen ausgesetzt. Aber Kritik kann auch zum Weiterarbeiten inspirieren. „Wir sind immer begierig auf die nächste Station. Wir wollen keinen Stillstand.“ Die Forschung gehe immer weiter und bestimmte Themen müsse man immer wieder anfassen, bearbeiten und variieren. „Das ist eine Never Ending Story.“

>> Dieser Artikel ist im Dezember in Ausgabe Nr. 26 erschienen. Sie können das JOURNAL FRANKFURT auch abonnieren. Mehr Informationen unter www.journal-frankfurt.de/service_shop_abo/.
 
3. Januar 2017, 10.56 Uhr
Anett Göthe
 
 
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