Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: tm
Foto: tm

Lesung mit Michel Houellebecq im Schauspiel

Ausweitung des Sprechanteils

Mittwochabend war der französische Schriftsteller Michel Houellebecq im Schauspiel zu Gast: Zu allererst hielt er einen einstündigen Monolog. Dafür, dass er eigentlich gar nicht auf die Bühne wollte, ein überraschender Auftritt.
"Man müsse es als Kompliment sehen", so die Moderatorin des Abends, Julia Encke, die Literaturchefin bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ist. Nach einer Stunde Monolog des Schriftstellers Michel Houellebecq, ohne dass die Moderatorin einlenkte, ist eine Erklärung hilfreich. Der Autor habe die Einladung lediglich angenommen, wenn er nur kurz auf die Bühne kommen müsse.

So sprach Houellebecq an diesem Abend über die europäische Literatur, die Verdrängung literarischer Gattungen durch den Roman, die Medien, Deutschland und Frankreich. Er saß vor einem ausverkauften Saal im Schauspiel Frankfurt, der größten Bühne Europas. Begleitet wurde er von der Literaturwissenschaftlerin und Houellebecq-Expertin, Agathe Novak-Lechevalier und der Dolmetscherin Marianne Crux.

Die Franzosen seien wieder zufriedener geworden, erzählte Houellebecq und prophezeite, dass es unter Emmanuel Macron bald wieder zu seinem Nationalstolz zurückfinden würde, wieder ein "arrogantes Volk" werde. Doch noch sei man in Frankreich nicht so weit, noch halte die Selbstgeißelung an. Immer wieder glimmt eine E-Zigarette auf, der Aschenbecher bleibt an diesem Abend leer. Die Beziehung zu Deutschland finde zu Lasten Frankreichs statt. Man spreche dort viel über Deutschland. Houellebecq selbst fühlt sich von den deutschen Medien besser aufgehoben als von den französischen. Erklären könne er sich das nicht genau. "In Deutschland hat man wohl erkannt, dass ich ein friedlicher Schriftsteller bin", so Houellebecq.

Houellebecq ist ein umstrittener Autor, dem unterstellt wird rassistisch, sexistisch, reaktionär und islamophob zu sein. Sein vorletztes, stark debattiertes Buch "Unterwerfung", aus dem am Mittwoch gelesen wurde, erschien in Frankreich im Januar 2015. Am selben Tag wurde ein islamistischer Terroranschlag auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" verübt, bei dem zwölf Menschen starben. Die Satire-Zeitschrift kam am selben Tag mit ihrer Ausgabe heraus, auf deren Titelblatt sich eine Karikatur des Skandalautors befand. In "Unterwerfung" geht es um ein Frankreich der nahen Zukunft, das von einem muslimischen Staatspräsidenten gelenkt wird, der das Patriarchat und die Polygamie einführt.

Nach dem lebhaften Redebeitrag Houellebecqs blieben dem Schauspieler Wolfram Koch, der zurzeit als Richard III zu sehen ist, nur noch 20 Minuten für die Lesung der deutschen Fassung. Houellebecq signierte an diesem Abend keine Bücher - ließ sich jedoch von seinen innigsten Fans zu Selfies vor dem Seiteneingang des Schauspiels hinreißen, im Schutz der Polizei.
 
12. Oktober 2017, 10.08 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Eine Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität befasst sich mit dem persönlichen sowie politischen Thema Wohnen. Künstlerisch gestaltete „WG-Zimmer“ eröffnen dazu verschiedene Perspektiven.
Text: Florian Aupor / Foto: © Karolina Horner | Familienalltag im Corona-Lockdown: Porträt Familie L., 2020
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
27. Oktober 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Seasick Steve
    Batschkapp | 19.00 Uhr
  • corto.alto & Jasmine Myra
    Mousonturm | 20.00 Uhr
  • Sophie Chassée
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Alexandra Dovgan (abgesagt)
    Alte Oper | 15.00 Uhr
  • Elias
    St. Bonifatius | 19.00 Uhr
  • Münchner Philharmoniker
    Alte Oper | 19.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Keiner hat gesagt, dass Du ausziehen sollst
    Stalburg Theater | 20.00 Uhr
  • Hazel Brugger
    myticket Jahrhunderthalle | 16.00 Uhr
  • Parliament Square
    Staatstheater Mainz | 20.00 Uhr
Kunst
  • Carol Rama
    Schirn Kunsthalle Frankfurt | 10.00 Uhr
  • Displaced Persons – Vom DP-Lager Föhrenwald nach Frankfurt am Main
    Hochbunker | 11.00 Uhr
  • Deep Distance Tender Touch
    Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim | 10.00 Uhr
Kinder
  • Pinocchio
    Velvets Theater | 16.00 Uhr
  • Leo Löwe im Blumenland
    Gallus Theater | 10.00 Uhr
  • Mona ist ein Vampir
    Kinder- und Jugendtheater Frankfurt | 16.00 Uhr
und sonst
  • Mainova Frankfurt Marathon
    Messe Frankfurt | 10.00 Uhr
  • SV Darmstadt 98 – SSV Ulm 1846
    Merck-Stadion am Böllenfalltor | 13.30 Uhr
  • Gesundheit im Fokus
    Stadthalle | 11.00 Uhr
Freie Stellen