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Foto: Laure Prouvost/ Foto: Axel Schneider
Foto: Laure Prouvost/ Foto: Axel Schneider

Laure Prouvost im MMK3

Treppen hinab ins Unterbewusstsein

Im MMK3 ist die eindringliche Ausstellung "all behind, we'll go deeper, deep down and she will say:" der Künstlerin Laure Prouvost zu sehen. Der Besucher macht sich auf die Reise an einen fernen, geheimnisvollen Ort.
Schon draußen vor dem Eingang des MMK3 beginnt die Ausstellung "all behind, we'll go deeper, deep down and she will say:". Auf einem Schild ist zu lesen: "Ideally you would leave everything behind" und fordert den Besucher auf, alles hinter sich zu lassen. Betritt man die Ausstellungsräume, steht man direkt in einem Reisebüro. Die Künstlerin Laure Prouvost will den Besucher zu einer Reise verführen. Wohin es geht? Natürlich an Orte, von denen man bisher nur geträumt hat: eine Reise ins Unterbewusstsein.

Das Reisebüro sieht minimal chaotisch aus. Eigentlich wirkt alles ganz normal. Doch wenn man näher heranzoomt, erkennt man kleine Brüche: Die Plakate wurden modifiziert, die Armlehne eines Bürostuhls besteht aus bemaltem Holz und wirkt absolut fehl am Platz. Am Eingang kann man sich einen Holzstock wie aus dem Wald ausleihen, an dem mit Gaffer ein Rückspiegel angebracht wurde. Damit kann man das Reisebüro auf weitere Anomaliten untersuchen und entdeckt an unerwarteten Orten kleine Botschaften.

Doch das Reisebüro ist eigentlich nur der Warteraum. Geht es auf die Reise, muss man die Treppen zum großen Ausstellungsraum emporsteigen. Die Stufen wirken sehr hoch, eigentlich sind sie zu hoch. Man zweifelt an seiner Wahrnehmung. Oben angekommen, führen direkt wieder Stufen hinunter. Ein Sog entsteht und zieht den Besucher hinab in das Chaos, das im Ausstellungsraum herrscht. Auf dem Boden scheint eine Flüssigkeit ausgelaufen zu sein, die alles auf dem Boden liegende fixiert: Chips, Scherben, selbst Erde samt Pflanzen sind darin gefangen. Man steht inmitten einer anderen Welt, der Welt von Laure Prouvost. In ihrer alles einnehmenden Installation und den darin präsentierten Filmen geht es um die Geschichte ihrer Großeltern. Der Großvater grub in seinem Wohnzimmer einen Tunnel als künstlerisches Projekt. Eines Tages verschwand er in dem Tunnel und kehrte nicht wieder. Die Großmutter macht sich die künstlerischen Arbeiten ihres Mannes zu eigen. Sie funktioniert sie um und entfaltet so ihr eigenes künstlerisches Schaffen.

Fiktion oder Wahrheit: Der Künstlerin geht es um unsere Wahrnehmung. Sie fordert uns heraus, diese infrage zu stellen und unseren Alltag abzulegen. Sie zieht uns tief hinab in einen traumähnlichen Zustand, in dem wir Erlebtes nicht mehr von Ausgedachtem unterscheiden können. Dabei ist ihre Welt so wunderbar übergriffig, dass der Besucher am Ende gar nicht weiß, ob er sich ihre Bildwelt aneignet oder selbst von der Arbeit eingenommen wurde.

>> Eröffnung am Freitag, 2. September 2016, 19 Uhr, MMK3, Domstraße 3. Ausstellung vom 3. September - 6. November 2016. Web: mmk-frankfurt.de.
 
2. September 2016, 11.26 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
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