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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Krimi "Menschenfischer" von Jan Seghers erschienen

Im Steinbruch der Wirklichkeit

Der 6. Fall für Kommissar Robert Marthaler: Jan Seghers hat einen Fall aus der Frankfurter Kriminalgeschichte in einen Roman umgewandelt „Menschenfischer“. Ein Besuch beim Autor.
Es dürfte kaum ein Verbrechen in der jüngeren Frankfurter Kriminalgeschichte gegeben haben, dass die Bevölkerung so bewegt hat wie der Mord an dem seinerzeit gerade einmal 13 Jahre alten Tristan Brübach im März 1998. Das hängt zum einen mit dem Alter des Opfers zusammen, zum anderen aber auch mit der unglaublichen Präzision und der Brutalität, mit der das Verbrechen in der Unterführung im Höchster Liederbachtunnel begangen wurde. Und ohne an dieser Stelle mit besonders grausigen Details schockieren zu wollen: Dem Opfer wurden nach Eintritt des Todes sowohl seine Hoden als auch Muskelfleisch aus dem Gesäß und dem Oberschenkel entfernt. Und obwohl die Ermittlungen in diesem Fall so intensiv und umfangreich waren wie bis dahin nicht gekannt – der Fall ist bis heute ungeklärt.

Matthias Altenburg, der sich als Verfasser von Kriminalromanen Jan Seghers nennt, ist, wie er einmal halbironisch bekannt hat, ein fauler Mensch: „Ich bediene mich“, so Seghers im Gespräch, „am Steinbruch der Wirklichkeit und recherchiere, um nichts erfinden zu müssen.“ Das war schon im voran gegangenen Buch „Die Sterntaler-Verschwörung“ so, als Seghers die Affäre rund um die gescheiterte Wahl von Andrea Ypsilanti in eine Krimihandlung einbettete. Und nun also wieder.

„Menschenfischer“ ist der sechste Fall von Kommissar Robert Marthaler, jedenfalls in der Logik der Bücher. Und es ist einer der besten Romane aus der Marthaler-Reihe geworden. Die Wochenzeitung Die Zeit schlug schon vor Jahren vor, die Stadt Frankfurt möge Jan Seghers einen ihrer Literaturpreise verleihen, weil er durch seine Bücher mehr für die Stadt getan habe, als die meisten ihrer Repräsentanten. Keine schlechte Idee.

Und trotzdem ist der Fall natürlich ein düsterer: Seghers hat den Schauplatz des Verbrechens in das Gallusviertel verlegt und auch den Namen des Opfers verändert, das nun Tobias Brüning heißt. Robert Marthaler wird im Jahr 2013 mit dem mittlerweile 15 Jahre alten Fall konfrontiert, weil der seinerzeit zuständige Ermittler, der pensionierte Kommissar Rudi Ferres, ihn bittet, nach Südfrankreich zu kommen. Angeblich habe sich eine neue Spur aufgetan. Und während Marthaler sich auf dem Weg macht, ereignet sich in einem Dorf am Mittelrhein ein Verbrechen, das in seiner Ausführung dem Mord an Tobias Brüning auf frappierende Weise ähnelt. Die Opfer sind zwei Roma-Kinder, und Marthaler begibt sich gemeinsam mit der für die Gegend zuständigen Ermittlerin Kizzy Winterstein, ebenfalls eine Roma, auf die nun wieder frische Spur des Täters.

Mehr darf an dieser Stelle über die Handlung nicht verraten werden. Dass Jan Seghers es mittlerweile glänzend versteht, eine immer wieder wechselnde Atmosphäre aus Spannung und Loslassen, aus privaten Kalamitäten seines grundguten Ermittlers Marthaler und temporeichen Szenen zu kreieren, trägt zum Charme und auch zum großen Erfolg seiner Bücher bei. Hinzu kommen die gelungenen Verfilmungen mit Matthias Koeberlin in der Hauptrolle, die auch dem Autor selbst sehr gefallen. Zur Buchpremiere in der Deutschen Nationalbibliothek wird Koeberlin aus Termingründen dieses Mal nicht kommen können. Aber Seghers selbst ist ein ausgezeichneter Vorleser. Die Karten dürften wie stets knapp werden.

Jan Seghers: Menschenfischer.
Kindler Verlag, 432 S., 19,95.

Lesung
Deutsche Nationalbibliothek, Adickesallee 1, 15.11., 20 Uhr, Eintritt: 12,–
Karten unter 069 435173 oder in der Buchhandlung Schutt, Arnsburger Straße 76.
 
10. November 2017, 11.26 Uhr
Christoph Schröder
 
 
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