Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Was geht?

Wir könnten viel vom alten Römer Seneca lernen. Unsere Kolumnistin bedauert es deshalb zutiefst, dass weder wir Europäer noch die US-Amerikaner sich dieser Geschichte widmen. Oder gibt es Hoffnungsschimmer?
"Niemand hat die Weisheit zur Armut verurteilt" – ein Zitat von Lucius Annaeus Seneca. Seneca wurde im Jahr 1 in Córdoba geboren und starb 65 nach Christi. Seneca war Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker sowie Erfolgsautor. Eines seiner Bücher ist nach heutiger Interpretation ein Lebensratgeber und handelt "Vom glücklichen Leben".

Seneca wurde von Agrippina, Frau des Kaisers Claudius, zum Lehrer Neros ernannt. Ursprünglich war sie die Nichte des Kaisers. Um den Bund zu legalisieren, ließ Claudius ein Gesetz, dass die Heirat zwischen Onkel und Nichte verbot, ändern. Zu diesem Zeitpunkt wurde Agrippina bereits der Mord an der eigenen Schwester sowie ihrem zweiten Ehemann nachgesagt, den sie vergiften ließ. Als spätere Kaiserin Augusta, zu der sie Claudius ernannte, gelang es ihr, ihre Position zu stärken.

Als Kaiserin verewigte sich Agripppina in der Außenpolitik. Mit der Gründung der nach ihr benannten Stadt Colonia Claudia Ara Agrippensium ist sie uns bis zum heutigen Tag bekannt. Heute wird die Stadt kurz Köln genannt. Colonia sollte im römischen Reich als militärischen Vorposten ausgebaut werden. Römische Bürger, im Besonderen Veteranen, erhielten im Zuge dieser Kolonialisierung ihr eigenes Land, um die dort ansässige ursprüngliche Bevölkerung zu kontrollieren. Das wird nur als rheinische Frohnatur zu ertragen gewesen sein.

Als Agrippinas Schlüsselwerk aber dürfte die Ernennung Ihre Sohnes Nero zur Nachfolge Claudius gewesen sein. Damit überging Claudius seinen eigenen Sohn in der Thronfolge. Wie ihr das gelang wurde auf Vasen nicht bebildert überliefert. Dagegen ist festgehalten, wie sie ihren dritten Ehemann, Kaiser Claudius, töten ließ. Er wurde vergiftet.

Seneca, der den Werdegang seiner Mentorin sicherlich kannte, lehrte seinem Schüler Nero mit Milde zu regieren. Damit wollte Seneca auch seinen Schüler Nero davon abbringen, den Stiefbruder zu töten. Ob nun Britannicus eines natürlichen Todes verstarb, wissen wir nicht eindeutig. Senecas Strategie ging auf. Die römischen Eliten waren gewillt, den Ausführungen Senecas Glauben zu schenken. Neros Beliebtheit stieg.

Zeitgleich mit der Ausbildung des Kaisers stieg Senecas Vermögen auf 300 Millionen Sesterzen an. Als Stoiker predigte Seneca Wasser und hortete Wein. Um Schaden von seiner Reputation abzuwenden, verfasste Seneca ein Werk, eine Abhandlung "Vom glücklichen Leben". Darin unterwies er Reiche mit den Reichtümern richtig umzugehen. Er empfahl eine Gelassenheit "ohne innere Unruhe" im Umgang. Das könnte wie so vieles aus Europa die Urheberschaft des "American Way of Life" gewesen sein.

In den Vereinigten Staaten sind Old Europe und Nero aber wenig gut gelitten. Das ist misslich. Seit der Monumentalverfilmung "Quo vadis?" (frei übersetzt "Was geht?") brannte sich uns Nero Harfe spielend als Brandstifter Roms ein. Das sollte eine Geschichtsrezeption der besonderen Art gewesen sein.

Eine Rezeption ist nicht etwa ein Empfang im Alten Rom sondern eine Übernahme kultureller Werte und Vorstellungen sowie eine Weiterentwicklung dieser. Agrippina, eine machtbesessene Frau, die über Leichen ging und sich nicht zu schade dafür war, die Libido ihres Sohnes durch persönlichen Einsatz sublimieren zu wollen, hat es schon immer gegeben. Ihre Machenschaften sollten letztlich zum Ende der julisch-claudischen Dynastie führen.

Es sollten aber noch gut 1900 Jahre vergehen bis Sigmund Freud und Monica Lewinsky sich mit ihrer Therapie zur Sublimierung libidinöser Energie durchsetzten und Mord und Totschlag in den Machtzentralen der westlichen Welt verhindern halfen.

Wir blicken zuversichtlich nach Amerika.
 
6. Oktober 2016, 11.26 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
„Woche gegen das Vergessen“
Erinnern im Frankfurter Holzhausenschlösschen
Mit der „Woche gegen das Vergessen“ im Frankfurter Holzhausenschlösschen soll der Verfolgung jüdischer Menschen gedacht werden. Ein buntes Programm lädt zu Klassik, Kabarett und Literatur ein.
Text: Till Taubmann / Foto: Eine Szene der Darstellung „Empfänger unbekannt“ © Michael Raphael Klein
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
1. November 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • 40 Jahre Melodiva / Frauen* Musik Büro
    Romanfabrik | 19.30 Uhr
  • Curse
    Batschkapp | 20.00 Uhr
  • Guacáyo
    Sankt Peter | 20.00 Uhr
Nightlife
  • Karaoke mit Pütti
    Schauspiel Frankfurt | 22.00 Uhr
  • Pan y Tango
    Brotfabrik | 21.00 Uhr
  • Cringe aber schön
    Kulturclub schon schön | 23.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • hr-Sinfonieorchester
    Alte Oper | 20.00 Uhr
  • 100 Jahre Maria Callas
    Alte Oper | 20.00 Uhr
  • Rigoletto
    Oper Frankfurt | 19.30 Uhr
Theater / Literatur
  • Misery
    Stalburg Theater | 20.00 Uhr
  • Lockdown für Zwei
    t-raum | 20.00 Uhr
  • Goethes Faust
    Die Dramatische Bühne in der Exzess-Halle | 20.00 Uhr
Kunst
  • Bernd Pfarr
    caricatura museum frankfurt | 11.00 Uhr
  • 30 Jahre Arte Giani 1994 – 2024
    Arte Giani | 10.00 Uhr
  • Anna Nero und Aldo Freund
    Heussenstamm. Raum für Kunst und Stadt | 14.00 Uhr
Kinder
  • Der kleine Rabe Socke
    Theaterzelt an der Bockenheimer Warte | 16.00 Uhr
  • Block-Lab: Frankfurt und Minecraft
    Deutsches Architekturmuseum (DAM) | 16.00 Uhr
  • Bli-Blip
    Theaterhaus | 10.00 Uhr
und sonst
  • Frankfurter Kunstsupermarkt
    Kunstsupermarkt | 11.00 Uhr
  • | Uhr
  • Kreativ Welt
    Messe | 10.00 Uhr
Freie Stellen