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Kolumne von Ana Marija Milkovic
Auf der Suche nach einem Schwimmbad und einem Gedanken von Jean-Christophe Ammann
Unsere Kolumnistin findet eine Notiz des früheren MMK-Leiter. Und beschließt sich auf ein zerknautschtes Schwimmbad der Künstlerin Jelena Tomasevic zu machen. Sie findet es – in einem Hinterhof.
Das letzte Mal als ich Jean-Christophe Ammann sah, erzählte er mir über ein Kunstwerk, dass er sich mit mir ansehen wollte. Er nannte mir einen Titel, den ich wieder vergaß. Ich sollte die ganze Angelegenheit auch vergessen.
Irgendwann beim Aufräumen fiel mir Jean-Christophes Visitenkarte in die Hand. Ich dachte an unsere Verabredung. Einige Zeit später hörte ich, Jean Christoph ginge es schlecht. Es wird ihm sicherlich bald wieder besser gehen, schlussfolgerte ich. Als sei ich Gott, das beurteilen zu können. Ich hatte mich durch meine Nachlässigkeit selbst bestraft als Jean-Christophe starb.
Mir fiel der Galerist ein, der das Schwimmbecken ausstellte. Ihn hatte ich unabhängig von Jean-Christophe kennengelernt. Er erzählte mir im Laufe unseres Gesprächs von Marina Abramovic, später dann von einem Kunstwerk, das er ausstellte. Es handelte sich um das Schwimmbecken.
Wieder schob ich die ganze Sache vor mir her. Ich kannte nun den Galeristen, hatte aber das Wort verloren, mit dem Jean-Christophe den Blick auf das Kunstwerk wendete. Ohne das Wort und ohne Jean Christophe machte das Alles für mich keinen Sinn.
Vor zwei Tagen stolperte ich dann zufällig wieder über den Galeristen. Er saß vor einem Lokal in der Braubachstraße. Ich fragte ihn, wo das Schwimmbecken nun sei. Er antwortete, dass es in einem Hinterhof im Westend untergestellt ist. Ich entschied mich kurzerhand dorthin zu gehen, um es zum ersten Mal mit eigenen Augen betrachten zu können.
Auf der Terrasse einer Rechtsanwaltskanzlei stand es dann tatsächlich vor mir. King Kong hatte das Schwimmbecken mit einer Hand zerdrückt und im Hinterhof einer Anwaltskanzlei verächtlich liegen gelassen. Er hatte uns Frankfurter bestrafen wollen. Nie wieder sollten wir in diesem Becken schwimmen können. Durch die Zerstörung des Eigentlichen konnte die ursprüngliche Bedeutung nur sinnlos geworden sein.
Ich möchte das Schwimmbecken deswegen Uneigentliches Frankfurter Schwimmen nennen. Die Künstlerin ist Jelena Tomasevic. Das Wort, nachdem ich drei Jahre suchen sollte, fand ich in einer von Jean Christophe handschriftlich verfassten Geschichte über das Kunstwerk wieder, das mir die Galerie zur Verfügung stellte. Object of Punishment. Jetzt hatte ich unser Thema wieder. Wir, Jean-Christophe und ich, wollten durch die Stadt ziehen, um Objects of Punishment im Städtischen zu finden. Ich hatte eines dieser Objekte nach Jahren wiedergefunden.
In einem Hinterhof im Westend steht ein Schwimmbecken, das durch Zerstörung sich dem Gebrauch entzieht. Schöner und kraftvoller kann das im Zustand eines Schwimmbeckens kaum gelingen. Ich wundere mich, dass es in einem Hinterhof, für die Allgemeinheit nicht zugänglich, steht. Diese Kolumne möchte ich an King Kong richten. Er möge sich bitte der Frankfurter musealen Bildungseinrichtungen annehmen, damit Platz für Frankfurter Uneigentliches Schwimmen entsteht.
Irgendwann beim Aufräumen fiel mir Jean-Christophes Visitenkarte in die Hand. Ich dachte an unsere Verabredung. Einige Zeit später hörte ich, Jean Christoph ginge es schlecht. Es wird ihm sicherlich bald wieder besser gehen, schlussfolgerte ich. Als sei ich Gott, das beurteilen zu können. Ich hatte mich durch meine Nachlässigkeit selbst bestraft als Jean-Christophe starb.
Mir fiel der Galerist ein, der das Schwimmbecken ausstellte. Ihn hatte ich unabhängig von Jean-Christophe kennengelernt. Er erzählte mir im Laufe unseres Gesprächs von Marina Abramovic, später dann von einem Kunstwerk, das er ausstellte. Es handelte sich um das Schwimmbecken.
Wieder schob ich die ganze Sache vor mir her. Ich kannte nun den Galeristen, hatte aber das Wort verloren, mit dem Jean-Christophe den Blick auf das Kunstwerk wendete. Ohne das Wort und ohne Jean Christophe machte das Alles für mich keinen Sinn.
Vor zwei Tagen stolperte ich dann zufällig wieder über den Galeristen. Er saß vor einem Lokal in der Braubachstraße. Ich fragte ihn, wo das Schwimmbecken nun sei. Er antwortete, dass es in einem Hinterhof im Westend untergestellt ist. Ich entschied mich kurzerhand dorthin zu gehen, um es zum ersten Mal mit eigenen Augen betrachten zu können.
Auf der Terrasse einer Rechtsanwaltskanzlei stand es dann tatsächlich vor mir. King Kong hatte das Schwimmbecken mit einer Hand zerdrückt und im Hinterhof einer Anwaltskanzlei verächtlich liegen gelassen. Er hatte uns Frankfurter bestrafen wollen. Nie wieder sollten wir in diesem Becken schwimmen können. Durch die Zerstörung des Eigentlichen konnte die ursprüngliche Bedeutung nur sinnlos geworden sein.
Ich möchte das Schwimmbecken deswegen Uneigentliches Frankfurter Schwimmen nennen. Die Künstlerin ist Jelena Tomasevic. Das Wort, nachdem ich drei Jahre suchen sollte, fand ich in einer von Jean Christophe handschriftlich verfassten Geschichte über das Kunstwerk wieder, das mir die Galerie zur Verfügung stellte. Object of Punishment. Jetzt hatte ich unser Thema wieder. Wir, Jean-Christophe und ich, wollten durch die Stadt ziehen, um Objects of Punishment im Städtischen zu finden. Ich hatte eines dieser Objekte nach Jahren wiedergefunden.
In einem Hinterhof im Westend steht ein Schwimmbecken, das durch Zerstörung sich dem Gebrauch entzieht. Schöner und kraftvoller kann das im Zustand eines Schwimmbeckens kaum gelingen. Ich wundere mich, dass es in einem Hinterhof, für die Allgemeinheit nicht zugänglich, steht. Diese Kolumne möchte ich an King Kong richten. Er möge sich bitte der Frankfurter musealen Bildungseinrichtungen annehmen, damit Platz für Frankfurter Uneigentliches Schwimmen entsteht.
15. September 2016, 12.01 Uhr
Ana Marija Milkovic
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