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John Legend in der Jahrhunderthalle
Der Hang zum Pathos
Nach seinem Schmusehit „All of Me“ und einem Auftritt im Oscar-Film „La La Land“ ist der amerikanische Komponist und R’n‘B-Sänger John Legend am Montagabend in Frankfurt aufgetreten.
Wenn vor dem Konzert aus den Hallenlautsprechern Musik von Stevie Wonder, Jimi Hendrix, James Brown, Michael Jackson und Prince ertönt, dann ahnt man: Hier will sich einer in mächtigen Fußstapfen bewegen. Und tatsächlich muss man John Roger Stephens, der sich den Künstlernachnamen Legend gab (Wonder heißt ja auch nicht wirklich Wonder), attestieren: Nach gut 15 Jahren im Geschäft und sechs Alben unter eigenem Namen hat er sich durch harte Arbeit, stetige Präsenz und einen konstant hochwertigen Output ein Renommee als musikalische Größe geschaffen, die auch zum ein oder anderen Song fähig ist, den man getrost in eine Reihe mit oben erwähnten Idolen stellen kann. Beispielsweise wenn John Legend in der Jahrhunderthalle allein am Klavier sitzt und seinen ersten großen Hit „Ordinary People“ zum Besten gibt: große Stimme, echte Leidenschaft, Gänsehautmoment!
Da sind wir dann schon in der zweiten Hälfte eines knapp zweistündigen Sets, das im Vorprogramm mit dem Bryan-Adams-mäßigen Poprock des Italo-Briten Jack Savoretti eingeläutet wurde (sieben Songs, zwei Treffer). Mit ihm standen fünf Mann auf der Bühne. Als John Legend standesgemäß bombastisch on stage erscheint, sind es, ihn mitgerechnet, zwölf, inklusive Bläsersatz und drei singenden Hupfdohlen: das groovige Dutzend also, man ist gespannt. Schnell wird klar: Dem elegant in Schwarz gewandeten Künstler steht der Sinn nicht nach einem Konzert-Konzert, also Song, Ansage, Song usw. – vielmehr hat er eine echte Show mitgebracht, eine Rhythm’n’Soul-Revue im klassischen Sinne. Zu Beginn arbeitet er sich an einigen der tanzbaren Stücke seiner neuesten (und musikalisch ausgereiftesten) CD „Darkness and Light“ ab: Ein Track folgt dem nächsten, kaum Pause zum Durchatmen. Die Band bleibt meist im dunklen Hintergrund, das Spotlight liegt auf dem Star, dem Performer. Wenn er sich dem Publikum zuwendet, dann meist in einem pathetischen Singsang, als wolle er predigen, dann sagt er Sachen wie: „Tonight let‘s focus on love!“ Oder: „It’s time to slow dance, Frankfurt!“ Auch den alten „All the ladies in the house“-Trick hat der Mann drauf. Und wenn er so gekonnt lässig den Mikrofonständer auf den Boden schmeißt, um ihn dann locker mit der Fußspitze wieder aufzuwippen: coole Socke.
Zum Glück taut die deutlich in Hollywood beheimatete Inszenierung (Videobilder von Anti-Rassismus-Demos, niedliche Aufnahmen der kleinen Tochter) zwischendurch immer mal wieder auf, auch die einzelnen Musiker kommen jetzt öfter zum Vorschein. Und am besten und überzeugendsten ist Legend einfach, wenn er am Piano den klassischen Soul-Songwriter gibt. Aber der Funk und der Funke, sie wollen an diesem Abend einfach nicht überspringen. Musikalisch tadellos, bisweilen überzogen pompös, bleibt das Ganze merkwürdig unpersönlich, ohne jegliche Spontaneität, durchgeplant bis zum finalen Schlussakkord, nach dem augenblicklich das Hallenlicht anspringt, so als wolle man den Leuten sagen: Bloß keine Zugabe mehr wie auf normalen Konzerten. Ab nach Hause, die Show ist zu Ende!
Da sind wir dann schon in der zweiten Hälfte eines knapp zweistündigen Sets, das im Vorprogramm mit dem Bryan-Adams-mäßigen Poprock des Italo-Briten Jack Savoretti eingeläutet wurde (sieben Songs, zwei Treffer). Mit ihm standen fünf Mann auf der Bühne. Als John Legend standesgemäß bombastisch on stage erscheint, sind es, ihn mitgerechnet, zwölf, inklusive Bläsersatz und drei singenden Hupfdohlen: das groovige Dutzend also, man ist gespannt. Schnell wird klar: Dem elegant in Schwarz gewandeten Künstler steht der Sinn nicht nach einem Konzert-Konzert, also Song, Ansage, Song usw. – vielmehr hat er eine echte Show mitgebracht, eine Rhythm’n’Soul-Revue im klassischen Sinne. Zu Beginn arbeitet er sich an einigen der tanzbaren Stücke seiner neuesten (und musikalisch ausgereiftesten) CD „Darkness and Light“ ab: Ein Track folgt dem nächsten, kaum Pause zum Durchatmen. Die Band bleibt meist im dunklen Hintergrund, das Spotlight liegt auf dem Star, dem Performer. Wenn er sich dem Publikum zuwendet, dann meist in einem pathetischen Singsang, als wolle er predigen, dann sagt er Sachen wie: „Tonight let‘s focus on love!“ Oder: „It’s time to slow dance, Frankfurt!“ Auch den alten „All the ladies in the house“-Trick hat der Mann drauf. Und wenn er so gekonnt lässig den Mikrofonständer auf den Boden schmeißt, um ihn dann locker mit der Fußspitze wieder aufzuwippen: coole Socke.
Zum Glück taut die deutlich in Hollywood beheimatete Inszenierung (Videobilder von Anti-Rassismus-Demos, niedliche Aufnahmen der kleinen Tochter) zwischendurch immer mal wieder auf, auch die einzelnen Musiker kommen jetzt öfter zum Vorschein. Und am besten und überzeugendsten ist Legend einfach, wenn er am Piano den klassischen Soul-Songwriter gibt. Aber der Funk und der Funke, sie wollen an diesem Abend einfach nicht überspringen. Musikalisch tadellos, bisweilen überzogen pompös, bleibt das Ganze merkwürdig unpersönlich, ohne jegliche Spontaneität, durchgeplant bis zum finalen Schlussakkord, nach dem augenblicklich das Hallenlicht anspringt, so als wolle man den Leuten sagen: Bloß keine Zugabe mehr wie auf normalen Konzerten. Ab nach Hause, die Show ist zu Ende!
10. Oktober 2017, 11.25 Uhr
Andreas Dosch
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