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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Interview mit Ersan Mondtag über seine MMK-Schau

I am a problem

Der Regisseur Ersan Mondtag erprobt mit Werken des MMK den Raum zwischen bildender Kunst und Theater. Ein Gespräch über Selbstoptimierung, Maria Calas und die Rolle von Museumsbesuchern.
JOURNAL FRANKFURT: Sie haben sich als Regisseur in der Theaterszene einen Namen gemacht. Warum kuratieren Sie jetzt eine Ausstellung?
ERSAN MONDTAG: Kuratiert wurde die Ausstellung von Peter Gorschlüter. Ich habe die Ausstellung inszeniert. Kunstwerke können sehr laute Objekte sein, die sprechen und eine Haltung haben. Aus dieser Haltung kann man Stimmen erzeugen, die miteinander in einen Diskurs treten.

Wie sind Sie bei der Inszenierung der Ausstellung vorgegangen?
Die Zusammenarbeit mit dem MMK war symbiotisch, eine Art Co-Regie. Peter Gorschlüter traf eine Vorauswahl an Werken, über deren thematische (An-) Eingrenzung wir uns immer wieder unterhalten haben. In Zusammenarbeit haben wir geschaut, wie wir die ausgewählten Werke platzieren wollen. Über eine Soundspur, die ich über die Werke gelegt habe, wurde für den Besucher eine begehbare emotionale Situation geschaffen, die die Kunstwerke miteinander verbindet. Durch die Gegenüberstellung einzelner Werke entsteht ein Kontext, der ihre Wirkung noch verstärkt. Gemeinsam ergeben die Kunstwerke einen Chor; sie schreien förmlich. Ich wusste nicht, dass Kunst so laut sein kann.

Ein begehbarer Wurm aus Plastik steht in Ihrer Ausstellung als Metapher für die zerstörerischer Selbstoptimierung, die auf den Mythos von Maria Callas anspielt. Wie ist das zu verstehen?
Maria Callas wollte vor allem den Idealvorstellungen ihrer Zuschauer und der Gesellschaft entsprechen. Daher fügte sie ihrem Körper brutale Gewalt zu, indem sie sich mit einem Glas Champagner einen Bandwurm einverleibte, der bei der Operndiva zu einem dramatischen Gewichtsverlust führte. Dieser Mythos funktioniert wie ein Bindeglied zwischen den einzelnen Kunstwerken der Ausstellung. Wenn man da weiterdenkt, was alles noch an Gedankenkonzeptionen und deformierenden Idealvorstellungen in unseren Köpfen existiert. Mit der Ausstellung soll dahingehend Kritik an unserer Gesellschaft und ihren Idealvorstellungen geübt werden.

Welche Rolle spielt der Besucher der Ausstellung?
Die Raumarchitektur ist für mich ein eigenes Kunstwerk, das alles andere umfasst. Und der Besucher wird Teil dieses Kunstwerkes. Es ist wie eine hermetische Verschachtelung, in der der Besucher nicht nur die Kunstwerke betrachtet, sondern auch anders herum. Sie beschreiben uns und sagen etwas über uns. Das verschiebt die klassische Rolle des Betrachters, der plötzlich zum Akteur wird.

Warum eine inszenierte Ausstellung? Reicht die Sprache der Kunstwerke nicht aus?
Die Kunstwerke bewahren ihre Autonomie – auch nach dieser Ausstellung. Sie werden immer das sein, was sie sind. Ich habe durch die Zusammenstellung der Kunstwerke und die Inszenierung versucht, ihre Stimmen und ihre Wirkung noch zu verstärken.

Kann das Theater Dinge viel differenzierter ansprechen, als bildende Kunst?
Das Theater ist eine dialogische Anordnung – man kann präziser miteinander kommunizieren. Ein Kunstwerk ist in seiner Rezeption viel komplexer. Es bietet viel Raum für Interpretationen – von emotional bis wissenschaftlich. Vor allem der emotionale Raum interessiert mich. Ich möchte dem Besucher die Möglichkeit geben, in diesem Raum seine Fantasie ins Spiel zu bringen und in diesem Raum bewegt sich auch die Ausstellung.

„I am a problem“
– eine inszenierte Ausstellung im Museum für Moderne Kunst (MMK2), Ffm: TaunusTurm, Taunustor 1, bis 18.2.2018

Das Interview ist ein exklusiver Auszug aus der gedruckten Ausgabe des Journal Frankfurt, die am 4. Oktober 2017 erschienen ist. Hier können Sie ein Abo abschließen, um stets auf dem Laufenden zu bleiben.
 
4. Oktober 2017, 11.58 Uhr
Anett Göthe
 
 
Fotogalerie:
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