Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Ed Robinson/OneRedEye
Foto: Ed Robinson/OneRedEye

Hans Zimmer in der Commerzbankarena

Unser Mann in Hollywood

Hans Zimmer hat alles erreicht, was man in der Traumfabrik erreichen kann. Jetzt will der erfolgreichste Filmkomponist der Gegenwart auch ein Rockstar werden. Ein Besuch beim 59-jährigen Oscar-Preisträger aus Frankfurt in seinem Studio in Los Angeles.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Zimmer, wie lebt es sich als Hesse in Hollywood ohne das Frankfurter „Nationalgericht" Grüne Soße?
Hans Zimmer: Komischerweise bin ich gerade vor zwei Tagen um zwei Uhr morgens nach Hause gekommen und dachte beim Blick in den Kühlschrank, wie schön es wäre, wenn ich jetzt Grüne Soße essen könnte. Und dann spielte ich wirklich mit dem Gedanken, hier in Kalifornien einen kleinen Garten anzulegen, damit ich Grüne Soße hinkriege. Als ich aus Frankfurt weg bin, war ich zwölf. Und trotzdem ist der Ort, an dem man seine Kindheit verbracht hat, die Heimat.

Kehren Sie noch regelmäßig in die Heimat zurück?
Ich habe keine Familie mehr in Deutschland, sondern eher in London. Aber ich bin immer noch in meinen Wanderjahren. Und jetzt gehe ich wirklich wandern über die ganze Welt. Meine Band ist auch sehr international. Wenn wir in Deutschland spielen, spreche ich mit dem Publikum in meiner Muttersprache. Und keiner von meiner Band versteht davon ein Wort. Ein Österreicher ist dabei, aber er ist eigentlich Russe und lebt in Wien. Das einzige Problem: Die Band weiß nicht, wann die nächste Nummer beginnt. (lacht)

Schwingt in Ihrer Musik noch etwas Deutsches mit?
Vor ein paar Monaten kam mich Jean-Michel Jarre besuchen. Johnny Marr (einst Gitarrist von The Smiths) war da gerade hier. Die beiden verstanden sich sofort und sprachen darüber, wie europäische Musiker – Kraftwerk, Jarre, The Smiths, Vangelis – bewusst versuchen, nicht amerikanisch zu klingen. Die Rolling Stones hatten schon den Blues. Unsere musikalischen Vokabeln stammen doch aus der deutschen Klassik. Ich bin damit in Frankfurt aufgewachsen. Wenn ich deutsch spreche, habe ich einen englischen Akzent und umgekehrt. Auch meine Musik hat einen deutschen Akzent, auch wenn ich „Thelma & Louise – The Blues" spiele. Die Harmonien bleiben immer europäisch. Ich denke auch als Europäer.

Welche Musik hörten Sie als junger Mann in Frankfurt?
Nur Klassik. Wir hatten zuhause kein Fernsehen. Meine Eltern meinten, das sei das Ende der Kultur. Und dann habe ich auf einmal den Rock'n'Roll für mich entdeckt. Seitdem wollte ich nichts Klassisches mehr hören. Da musste man durch. Irgendwie ist das alles harmonisch zusammengekommen. Duke Ellington sagte einmal: „Es gibt nur zwei Arten von Musik: gute und schlechte". Vor allem in Deutschland wurde immer ein Unterschied gemacht zwischen E- und U-, also ernster und Unterhaltungsmusik. Das habe ich nie verstanden, weil ich eine ganze Menge U-Musik als sehr schön empfinde. Je mehr ich von Musik verstand, desto mehr merkte ich, dass einige der U-Musiker ihr Metier wirklich beherrschten. Sie waren so gute Komponisten wie Mozart und Beethoven. Eigentlich hat Mozart selber Popmusik geschrieben, seine Divertimenti waren Tafelmusik. Aber diese Leute hatten einen Job wie jeder andere.

Sie beziehen sich immer wieder auf legendäre deutsche Krautrock-Bands wie Can, Neu! und Kraftwerk. Wann haben Sie die für sich entdeckt?
In England auf meiner Schule war jeder ein Fan von Can, Kraftwerk, Neu! oder Kraan. Erinnern Sie sich an diese Band? Hellmut Hattler ist einer der besten Bassisten der Welt. Oder Eberhard Weber. Ohne ihn gäbe es keinen Jaco Pastorius. Das waren alles Propheten im eigenen Lande. Ihre Musik wurde im Ausland mehr geschätzt als in Deutschland. Wenn ich hier mit Funk- und Soulmusikern spreche, denn bestätigen mir alle, von Kraftwerk und Tangerine Dream beeinflusst zu sein. Oder von Giorgio Moroder, der lange in München gelebt hat. Das große Problem für deutsche Rockmusiker war die Sprache. Bei mir war das natürlich kein Problem.

Sind Sie so früh ins Ausland gegangen, weil man Ihnen in Deutschland keine Aufträge geben wollte?
Ich habe mein Abitur in England gemacht, bin aber nie auf eine Musikhochschule gegangen. Damals gab es in Deutschland nur die ARD und das ZDF. Ich wollte wenigstens einmal „Tatort“ oder sowas machen. Aber man ließ mich nicht einmal durch die Tür. Ich glaube, sobald man in Deutschland durch die Tür kam, haben sie gewusst, dass man ein Idiot ist. In England musste man das erst beweisen können. BBC und Channel 4 ließen mich sofort Musik machen. Ich weiß, das hat sich jetzt sehr geändert.

Und wenn jetzt die Tatort-Redaktion anrufen würde?
Nein. Mit denen bin ich böse. (lacht)

Immer mehr Filmkomponisten streben auf die Konzertbühne. Ist es in Ihrem Fall ein Weg zurück zu den Wurzeln?
Ich glaube, das ist bei allen so. John Williams war einer der besten Studiopianisten, der für Henri Mancini gespielt hat. Jeder von uns hat so angefangen. Aber einige waren eben nicht im ersten Video von MTV. MTV hat die ganze Musikszene verändert. Wir haben mit The Buggles den Song „Video Killed The Radio Star" schon zwei Jahre vor dem Start von MTV gemacht. Wir spürten, dass diese Idee, Bilder und Musik, irgendwie zusammengehen könnte. Ich wollte eigentlich gar keine Platte machen, ich wollte eine Geschichte mit Bildern und Musik erzählen. Das ist eine sehr deutsche Idee. Man muss sich nur einmal das Gesamtkunstwerk von Wagner anschauen.

Beim Gent Film Festival traten Sie im Oktober 2000 das erste Mal mit Ihrer Band auf. Warum setzen Sie das Livespielen erst jetzt fort?
Eben wegen diesem verdammten Lampenfieber, das ich immer habe. Vor ein paar Jahren saß ich hier mit Pharrell Williams und Johnny Marr herum. Sie meinten, ich könne mein Leben nicht vom Lampenfieber diktieren lassen. Meine Sachen seien perfekt und ich könne mich nicht immer hinter der Leinwand verstecken. Ich müsse den Zuschauern mal in die Augen schauen. Pharrell bot mir an, Gitarre bei seinem Grammy-Auftritt zu spielen. Wer würde da nein sagen. Das hat so viel Spaß gemacht. Es war seine Show und trotzdem hat er mich nie aus den Augen gelassen und mich immer beschützt. Und dann spielten wir in London zwei Shows. Die erste lief für mich phantastisch, aber am nächsten Tag kam das Lampenfieber zurück.
Ich habe gemerkt: So bin ich. Das Lampenfieber gehört wahrscheinlich zu mir dazu. Ich könnte jetzt versuchen, es loszuwerden, aber das kriege ich nicht hin.

>> Hans Zimmer – Live on Tour 2017, Ffm. Commerzbankarena, 9.6., 20:30 Uhr

>> Bitte beachten Sie folgende Sicherheitshinweise für das Konzert von Hans Zimmer, am 9.6.2017 in der Commerzbank Arena in Frankfurt:
Das Mitbringen größerer Gepäckstücke und Gegenstände, wie bspw. Handtaschen und Rucksäcke (max. DIN A4-Größe), Notebooks, Tablets oder ähnliche technische Geräte, ist untersagt.
Glas- und PET-Flaschen sind ebenfalls nicht erlaubt. Auf diese Weise unterstützen die Konzertbesucher den Ordnungsdienst und helfen, die Einlasskontrollen zu beschleunigen.
Die Konzertbesucher werden gebeten, die Anfahrt zur Veranstaltung rechtzeitig anzutreten, da es durch die Sicherheitskontrollen zur Verzögerung beim Einlass kommen kann.
 
8. Juni 2017, 10.07 Uhr
Olaf Neumann
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Eine Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität befasst sich mit dem persönlichen sowie politischen Thema Wohnen. Künstlerisch gestaltete „WG-Zimmer“ eröffnen dazu verschiedene Perspektiven.
Text: Florian Aupor / Foto: © Karolina Horner | Familienalltag im Corona-Lockdown: Porträt Familie L., 2020
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
28. Oktober 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Kelvin Jones
    Batschkapp | 20.00 Uhr
  • Diana Arbenina
    Zoom | 20.00 Uhr
  • Ye Banished Privateers
    Nachtleben | 19.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Husch Josten
    Literaturhaus Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Der große Gatsby
    Schauspiel Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Jan Weiler
    Centralstation | 19.30 Uhr
Kunst
  • Korallenriff
    Senckenberg, Forschungsinstitut und Naturmuseum | 09.00 Uhr
  • Playmobil Weltreise
    Kloster Eberbach | 10.00 Uhr
  • Siegfried Unseld, der Verleger – Ein Porträt in Briefen
    Holzhausenschlösschen | 10.00 Uhr
Kinder
  • Lesefreunde
    Stadtteilbibliothek Sossenheim | 16.00 Uhr
  • Rotkäppchen
    Story Stage MärchenTheater | 16.00 Uhr
  • Die Welt der Dinosaurier
    Nordwestzentrum | 09.00 Uhr
und sonst
  • Zoo Frankfurt
    Zoo Frankfurt | 09.00 Uhr
  • Wissenschaftstag – Energie für die Zukunft: Hessen im Klimawandel – wir passen uns an
    Centralstation | 19.00 Uhr
  • Im Schatten des 7. Oktober – Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Facetten
    Evangelische Akademie Frankfurt | 19.00 Uhr
Freie Stellen