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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Frankfurter Fotografenlegende

Mickey Bohnacker gestorben

Mickey Bohnacker war eine Legende, internationale Größen hatte er vor seiner Linse – und fotografierte sie alles andere als gewöhnlich. Mit Shorty kam Glamour in die Redaktionen. Ende Februar starb er im Alter von 88 Jahren.
Die Kollegin erzählte gerne von dem angeheirateten Onkel, der mit seinem Amischlitten in ihrem Dorf im Hunsrück anrauschte, den Cowboyhut auf dem Kopf, erwartet von der Tante, schwarzer Pferdeschwanz, High Heels, knallrote Fingernägel, enger Rock. Da kam Glamour in die Hütte. „Shorty“, so nannten sie den Mann mit dem mondänen Lebenswandel nur. „Shorty“, so nannte ihn seinerzeit auch Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber über die amerikanischen Besatzungstruppen in Deutschland und späterer Präsident der USA. So sagt man jedenfalls. Wahrscheinlich nannte auch Elvis Presley ihn so und all die anderen.

Shortys richtiger Name war Karl-Heinz Bohnacker, nur zu gerne ließ er sich Mickey nennen. Er war 1,52 Meter groß, wurde 88 Jahre alt und hat so viel erlebt, dass es eigentlich für mehrere Leben reichte. Bohnacker war in den 50er- und 60er-Jahren eine Institution in Frankfurt. Als Pressefotograf war er stets dort, wo die Welt- oder auch nur die Stadtgeschichte gerade Station machte – das fotografische Talent des gelernten Feinmechanikers entdeckte ein Fotograf der US-Armee. Bald hatte er nicht nur Eisenhower im Sucher, sondern auch die Beatles, Cassius Clay und Jayne Mansfield. Mit dem King freundete er sich an, als dieser in der Wetterau stationiert war; mit dessen Vater saß er im Haus in Bad Nauheim und trank Whiskey-Cola.

Die Edelprostituierte Rosemarie Nitribitt verfolgte er für eine Story drei Tage lang – am nächsten Tag war sie tot und Shorty plötzlich ein wichtiger Zeuge für die Polizei. Man könnte meinen, in ihm eine Art von Frankfurter Forrest Gump zu treffen.

Bohnacker erzählte gern von dieser Zeit – und bedauerte zugleich, dass die glamouröse Zeit Frankfurts zu Ende gegangen ist. Früher sei es die Stadt der internationalen Filmpremieren gewesen. Da hätte Cary Grant ihn angerufen und ihn beauftragt, einen Tisch zu reservieren – für sich selbst und Bohnacker, versteht sich, „da konnte man sich noch Freunde schaffen“. Heute hingegen sei jeder Halbpromi bereits von einer Armee von Bodyguards umstellt.

Ein Foto wie das, das Bohn­acker von Alfred Hitchcock im Frankfurter Hof schoss, mit einer PanAm-Tasche umgehängt, aus der zwei Frauenbeine ragen, wäre heute gar nicht mehr drin. Die Frauenbeine hatte Bohnacker übrigens aus der Modeabteilung des Kaufhof geliehen. In seinen Geschichten schwang immer auch ein bisschen Wehmut mit. Reich wurde er mit seinen legendären Dokumentationen nicht – im Alter habe er mit geringen Mitteln auskommen müssen, da er sein Erspartes in die Pflegekosten für seine Mutter gesteckt habe, wie FAZ-Herausgeber Werner D'Inka in einem Nachruf für den Frankfurter PresseClub schreibt, bei dem Bohnacker lange Jahre Mitglied war. Als das Journal Frankfurt ihn vor Jahren für ein Porträt traf hatte Mickey Bohnacker noch immer eine kleine Digicam bei sich, "falls mal was passiert". Sein Resümee damals: „Ich hatte ein gutes Leben“, sagt er. Und wir glaubten ihm aufs Wort.
 
2. März 2017, 13.38 Uhr
cs/nil
 
 
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