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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Fink in der Batschkapp

In anderen Sphären

„Not everything was better in the past“ singt Fin Greenall auf dem neuen Fink-Album „Resurgam“. Er ahnt: Der modifizierte Sound könnte auch Irritation verbreiten. Am Montag kommen die Briten wieder einmal in die Batschkapp.
Man mag es gar nicht glauben, dass sich bei einem Aus-der-Stille-wächst-die-Kraft-Musiker wie Fan Greenall tatsächlich mal so etwas wie ein Burn-out angedeutet hat. Nach der „Hard Believer“-Tournee fühlte sich der Kopf des Trios Fink jedenfalls ausgebrannt. Davor hatte man ihn auch in schöner Regelmäßigkeit live in Frankfurt gesehen. 2011, 2012, 2014, immer in der Batschkapp, alt wie neu. Und immer mit einem beeindruckenden Bühnenlicht, so archaisch wie wirkungsvoll in seiner – überwiegend – Schwarzweiß-Optik mit sich überkreuzender Strahlenoptik. Für ihr Lichtdesign hatten Fink auch schon mal Gelenk-Schreibtischleuchten genutzt – für eine intime Performance ihrer authentischen Musik.

Auch wenn es 2016 keine neue Platte und vor allem keine Tournee gab und Greenall Yoga als Alternative zu Kneipen- und Barbesuchen in seiner Wahlheimat Berlin entdeckte, nahm sich der am Westzipfel der malerischen Grafschaft Cornwall geborene Musiker nicht wirklich vollkommen zurück. 2015 waren mit „Horizontalism“ noch die Dub-Reworks seines „Hard Believer“-Albums erschienen. So schlug er den Bogen zu seiner nach wie vor präsenten Vergangenheit als erfolgreicher DJ. Im März 2017 veröffentlichte er – ebenfalls auf dem Ninja Tune-Sublabel R'Coup'd – „Fink’s Sunday Night Blues Club, Vol. 1“. „Ich habe Blues wohl schon geliebt, bevor ich überhaupt wusste, was das ist“, kommentiert der 45-Jährige seinen Ausflug an die Wurzeln. „Platten von John Lee Hooker, T-Bone Walker und Chuck Berry haben zu mir gesprochen.“ Also tauchte er wieder ein in den Blues. durchstreifte wo immer er auf Tournee Station machte die Plattenläden, um sich inspirieren zu lassen und sich weiterzubilden. „Es ist einfach, den Blues zu kopieren oder Songs zu covern“, stellte sich Greenall stattdessen der Aufgabe, eigene Stücke zu komponieren. „Aber die sollten keine Nachbildung, kein Abbild werden, sondern genauso fesselnd und natürlich wie die Originale.“ Eine Produktion um ihrer selbst willen, „raw, rough, and live“, in One-Take-Ästhetik mit Vintage-Equipment.

„Resurgam“ heißt nun das neue Fink-Album, wie immer mit seinen beiden kongenialen Mitstreitern Guy Whittaker (Bass) und Tim Thornton (Drums) eingespielt. Ein lateinischer Titel, Inschrift auf einer Darstellung in einer Kirche in St. Ives ganz in der Nähe des Strandes, ein Bild, dass sich Greenall seit frühester Jugend eingebrannt hat und jetzt zum Zuge kam. „Ich werde auferstehen“ heißt das. Ein programmatischer Titel, könnte man meinen. Aber man sollte auch nicht zu viel hineininterpretieren, gar eine religiöse Prägung vermuten. Darauf im Interview angesprochen, erzählt der Mann von seinen vergeblichen Bemühungen während einer Indienreise Erleuchtung zu finden. Das dazu. Der über acht Minuten lange Titelsong als Opener des neuen Albums ist dennoch wie eine Meditation von wahrhaft hypnotischer Qualität. Ein Mantra vielleicht. Simplizität und Eindringlichkeit machen den Sound von Fink aus. Nach dem spezifischen Stil des Trios gefragt, ließ sich Greenall mal zu der Aussage hinreißen: „Wir würden die Musik wahrscheinlich als Post-Rock bezeichnen, mit Folk-, Blues- und Indie-Einflüssen.“ Wem bei Post-Rock Godspeed You! Black Emperor, Mogwai oder Sigur Rós in den Sinn kommen, wird das nur schwer synchronisieren können. Sicher meinte Greenall damit eher etwas, das sich jenseits ausgetretener Rock-Klischees bewegt. Mit Flood (U2, PJ Harvey, Placebo) als Produzent ließ sich das problemlos bewerkstelligen. „Er war wie ein Paar neuer Ohren für uns“, schwärmt Greenall. „Als er zu uns stieß, hat er uns Möglichkeiten außerhalb unserer üblichen Arbeitsweisen eröffnet und uns so wirklich coole und interessante neue Räume eröffnet, musikalisch wie textlich.“ Ist das nun dubbiger, elektronischer, repetitiver als die vorherigen Produktionen? Es bleibt jedenfalls spartanisch, dabei pulsierend, mutig. Intensität ist Greenall unabhängig von Genrefragen vor allem wichtig. Da mag er solch unterschiedliche Entwürfe wie Arcade Fire, Radiohead, Beck oder Bon Iver. „Trägheit wäre unser größter Feind“, setzt Greenall lieber auf Experimentierfreude. Detlef Kinsler

>> JOURNAL FRANKFURT präsentiert: Fink, Ffm, Batschkapp, 13.11., 20 Ihr, Eintritt: 33,–
 
10. November 2017, 08.21 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
Fotogalerie:
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