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Eine Reise im DialogMuseum
Von der Erfahrung, blind zu sein
Erfahren wie es ist blind zu sein - diesen Einblick bietet das DialogMuseum Frankfurt seinen Besuchern seit über zehn Jahren. Ihre Intention ist es, die Integration von Sehbehinderten zu fördern.
Wir reisen, bestaunen Sehenswürdigkeiten, beobachten Gewohnheiten und lernen so neues über Kulturen und Länder kennen. Mit einer Selbstverständlichkeit erkunden wir die Welt mit unseren Augen. Die Erfahrung ein Land auf eine ganz andere Weise kennen zu lernen, macht das DialogMuseum Frankfurt möglich. Sie wollen die Integration und Akzeptanz von behinderten Menschen in der Gesellschaft fördern. Zu sehen gibt es hier nichts, dafür umso mehr zu ertasten, erfühlen und erforschen. Vom 26. Juli bis 4. September findet nun zum 11. Mal das Sommer Special des Museums statt. „Blinder Passagier“ nennt sich die Ausstellung.
Der Eingang ist wie eine Flughafenhalle gestaltet, nur viel kleiner. Anzeigetafeln, die Abflugszeiten angeben, Gepäckwägen und Flugzeugsitze sorgen für eine Flughafenatmosphäre. Ein Guide verteilt Blindenstöcke an jeden der Teilnehmer und führt die Gruppe immer weiter in die Dunkelheit. Durch Anweisungen der Reiseführer geht es nun 60 Minuten lang durch ein fremdes Land. Jeder Teilnehmer hat die Aufgabe herauszufinden, welches Land dieses Jahr das Thema der Ausstellung ist. Tiere, Gegenstände oder auch Essen gilt es zu ertasten. Die Teilnehmer laufen über verschiedenartige Böden oder auch mal über eine wacklige Brücke hinüber. Zwischendurch ist mal ein Schaf, dann wieder Naturgeräusche und dann wieder ein Musikstück zu hören. Gelegentlich überkommt einen das Gefühl die Augen aufzuschlagen und wieder sehn zu können, doch wird einem schnell wieder bewusst, dass man diese bereits ganze Zeit geöffnet hat und dennoch nichts sehen kann. Immer wieder fragt der Guide, ob alles in Ordnung sei. Sowohl das Zeit- als auch das Raumgefühl geht verloren und es bleibt einem die Stimme und der Stock zur Orientierung. Am Ende der Führung dann eine Bar mitten in der Dunkelheit. Von Kinderriegel bis Bier gibt es hier alles zu kaufen. Dann ist die Führung vorbei, langsam laufen die Teilnehmer in die lichtdurchflutete Eingangshalle und neben der Freude über die Erfahrung, kommt ein wenig Erleichterung auf. Nach der Führung wartet ein Gewinnspiel auf die Besucher. Sie dürfen aufschreiben, welches Land sie in der Dunkelheit vermuten und können so eine Reise in das besagte Land gewinnen. So waren die Reiseziele in den letzten Jahren Länder wie Kanada, Brasilien und Marokko. Gesponsert werden die Preise unter anderem von der Lufthansa, Globetrotter und Dertour.
Die Guides sind selbst sehbehindert oder blind und bieten Führungen in acht verschiedenen Sprachen an. „Durch die Arbeit lerne man sich auf seine anderen Sinne zu verlassen“, erklärt Sahar. Sie arbeitet seit Januar im Museum, leitet Führungen, aber auch andere Projekte und Workshops. Sahar ist stark sehbehindert, kann aber Dinge in ihrer nahen Umgebung erkennen. Sie zog nach Frankfurt um den Job hier wahrnehmen zu können. Selbstbewusster habe sie der Job gemacht, sagt sie mit starker Stimme. 75 Prozent der Mitarbeiter des Museums sind sehbehindert und führen Gruppen durch die Entdeckungsreise, die auf 500 Quadratmeter ausgebreitet ist.
Das Museum finanziert sich größtenteils selbst, über Workshops, Events und den Ticketverkauf. „Gerade die Sommerferienzeit läuft meist nicht sehr erfolgreich. Die Hitze im August lässt viele Besucher fernbleiben “, so Geschäftsführerin Klara Kletzka. 67 Prozent der Besucher sind Jugendliche und Kinder, die vorwiegend mit ihren Schulklassen das Museum besuchen. Viele Schulklassen nehmen zudem an den angebotenen Workshops teil, in welchen die Thematik des Blind-Seins aufgegriffen wird.
Die Führungen kommen bei den Besuchern gut an. „So viel Neues habe ich in so kurzer Zeit und auf so kleinem Raum seit 70 Jahren nicht mehr gesehen“, schrieb Heinz, ein Teilnehmer, in das Gästebuch. Rachel schreibt: „Prägende Erfahrung! Man „sieht“ die Welt mit anderen Augen.“
>>> DialogMuseum, Hanauer Landstraße 145
Eintritt „Blinder Passagier“ Kinder ab 8 €, Erwachsene ab 16€
Öffnungszeiten im Sommer: Di-Fr: 9-17 Uhr, Sa: 11-19 Uhr, So: 11-17 Uhr
Reservierung unter: 069/90432144
Weitere Informationen unter: www.dialogmuseum.de
Der Eingang ist wie eine Flughafenhalle gestaltet, nur viel kleiner. Anzeigetafeln, die Abflugszeiten angeben, Gepäckwägen und Flugzeugsitze sorgen für eine Flughafenatmosphäre. Ein Guide verteilt Blindenstöcke an jeden der Teilnehmer und führt die Gruppe immer weiter in die Dunkelheit. Durch Anweisungen der Reiseführer geht es nun 60 Minuten lang durch ein fremdes Land. Jeder Teilnehmer hat die Aufgabe herauszufinden, welches Land dieses Jahr das Thema der Ausstellung ist. Tiere, Gegenstände oder auch Essen gilt es zu ertasten. Die Teilnehmer laufen über verschiedenartige Böden oder auch mal über eine wacklige Brücke hinüber. Zwischendurch ist mal ein Schaf, dann wieder Naturgeräusche und dann wieder ein Musikstück zu hören. Gelegentlich überkommt einen das Gefühl die Augen aufzuschlagen und wieder sehn zu können, doch wird einem schnell wieder bewusst, dass man diese bereits ganze Zeit geöffnet hat und dennoch nichts sehen kann. Immer wieder fragt der Guide, ob alles in Ordnung sei. Sowohl das Zeit- als auch das Raumgefühl geht verloren und es bleibt einem die Stimme und der Stock zur Orientierung. Am Ende der Führung dann eine Bar mitten in der Dunkelheit. Von Kinderriegel bis Bier gibt es hier alles zu kaufen. Dann ist die Führung vorbei, langsam laufen die Teilnehmer in die lichtdurchflutete Eingangshalle und neben der Freude über die Erfahrung, kommt ein wenig Erleichterung auf. Nach der Führung wartet ein Gewinnspiel auf die Besucher. Sie dürfen aufschreiben, welches Land sie in der Dunkelheit vermuten und können so eine Reise in das besagte Land gewinnen. So waren die Reiseziele in den letzten Jahren Länder wie Kanada, Brasilien und Marokko. Gesponsert werden die Preise unter anderem von der Lufthansa, Globetrotter und Dertour.
Die Guides sind selbst sehbehindert oder blind und bieten Führungen in acht verschiedenen Sprachen an. „Durch die Arbeit lerne man sich auf seine anderen Sinne zu verlassen“, erklärt Sahar. Sie arbeitet seit Januar im Museum, leitet Führungen, aber auch andere Projekte und Workshops. Sahar ist stark sehbehindert, kann aber Dinge in ihrer nahen Umgebung erkennen. Sie zog nach Frankfurt um den Job hier wahrnehmen zu können. Selbstbewusster habe sie der Job gemacht, sagt sie mit starker Stimme. 75 Prozent der Mitarbeiter des Museums sind sehbehindert und führen Gruppen durch die Entdeckungsreise, die auf 500 Quadratmeter ausgebreitet ist.
Das Museum finanziert sich größtenteils selbst, über Workshops, Events und den Ticketverkauf. „Gerade die Sommerferienzeit läuft meist nicht sehr erfolgreich. Die Hitze im August lässt viele Besucher fernbleiben “, so Geschäftsführerin Klara Kletzka. 67 Prozent der Besucher sind Jugendliche und Kinder, die vorwiegend mit ihren Schulklassen das Museum besuchen. Viele Schulklassen nehmen zudem an den angebotenen Workshops teil, in welchen die Thematik des Blind-Seins aufgegriffen wird.
Die Führungen kommen bei den Besuchern gut an. „So viel Neues habe ich in so kurzer Zeit und auf so kleinem Raum seit 70 Jahren nicht mehr gesehen“, schrieb Heinz, ein Teilnehmer, in das Gästebuch. Rachel schreibt: „Prägende Erfahrung! Man „sieht“ die Welt mit anderen Augen.“
>>> DialogMuseum, Hanauer Landstraße 145
Eintritt „Blinder Passagier“ Kinder ab 8 €, Erwachsene ab 16€
Öffnungszeiten im Sommer: Di-Fr: 9-17 Uhr, Sa: 11-19 Uhr, So: 11-17 Uhr
Reservierung unter: 069/90432144
Weitere Informationen unter: www.dialogmuseum.de
27. Juli 2016, 12.11 Uhr
Jennifer Dück
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