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Foto: Jan Stich
Foto: Jan Stich

Dokumentarische Installation in Sachsenhausen

Eingebrannt in die Seele

Gestern feierte die audiovisuelle Theater/Filmproduktion „Eingebrannt“ in Sachsenhausen ihre Premiere. Die Frankfurter Regisseurin Barbara Englert möchte mit ihrem Projekt die Geschichte der Frauen auf Kreta während der deutschen Besatzung erzählen.
Kreta - wunderschöne Strände, kristallklares Wasser und duftende Olivenhaine. Jährlich reisen Millionen von Touristen auf die griechische Insel. Besonders die Deutschen schätzen ihr Urlaubsparadies. Doch kaum jemand weiß um das tiefe Leid, das unsere Vorfahren dort verursacht haben. Tief vergraben in den Seelen der Menschen, aber gleichzeitig auch immer noch sehr präsent: Die deutsche Besatzung Kretas während des Zweiten Weltkriegs. Das „Unternehmen Merkur“ war die größte Luftlandeoperation der Geschichte: Hunderte von deutschen Kampfflugzeugen bombardierten kretische Städte. Den Bombern folgten Hunderte von Jagd- und Transportflugzeuge, aus denen etwa 20.000 Fallschirm- und Gebirgsjäger absprangen. Nahezu alle Kreter im kriegsfähigem Alter befanden sich während des Angriffs noch auf dem Festland, da sich der Rückzug von der albanischen Front verzögert hatte. Getragen wurde der Widerstand von der breiten Masse der Bevölkerung: Frauen, Alte und Kinder kämpften gegen die Besatzer.

Die Frankfurter Regisseurin und Schauspielerin Barbara Englert möchte mit ihrem neusten Projekt „Eingebrannt“ ein Zeichen gegen das Vergessen setzen. Als sie vor rund zwei Jahren ihre Tochter, die auf Kreta studierte, besuchte, kam sie ins Gespräch mit einer alten Griechin. Die erzählte ihr von den Gräueltaten der Wehrmacht, während der Besetzung, der strategisch so wichtigen Insel. Englert berührte besonders die Geschichte der Frauen und ihrer Rolle im Widerstand. Im Herbst letzten Jahres beschloss sie dann, nach Kreta zu reisen und auf historische Spurensuche zu gehen. Herausgekommen ist eine stille, aber dennoch atmosphärisch sehr packende Theater/Filmproduktion.





Gestern Abend feierte das Projekt erfolgreich in der AusstellungsHalle Schulstraße 1A seine Premiere: Jeder Stuhl war besetzt. Kein Laut war zu hören, wenn die beinahe 100 Jahre alten Zeitzeuginnen von dem Beginn der Tyrannei erzählten, wie die „Deutschen Fallschirmspringer wie Regen aus den Flugzeugen fielen“ oder wie deutlich gemacht wird, dass „die Deutschen kein menschliches Blut in sich hatten.“ Die Geschichte erzählt von furchtbaren Gräueltaten der Wehrmacht, die wahllos Männer, Frauen und Kinder umbrachten oder zur Zwangsarbeit verdammten. Sie erzählt von hunderten von Dörfern, die niedergebrannt wurden, von Menschen, die dabei noch in ihren Häusern waren oder hineingestoßen wurden. Sie erzählt aber auch von dem mutigen Widerstand der Frauen, die die in gefährlichen Missionen Partisanen in den Bergen mit Essen versorgten oder der Wehrmacht Pläne entlockten, die sie weitergaben. Die Briefe schmuggelten und andere schützen.





Die Interviews, die Englert zusammen mit ihrer Tochter mit den alten Damen geführt hat, werden immer wieder abgelöst oder untermalt durch das stete, beinahe bedrohliche wirkende Brummen eines Autos, dass durch die Landschaft Kretas fährt. Zwischendurch werden auch diese Sequenzen von Marionetten, die sich mühsam durch die Straßen der Dörfer und der Landschaft schleppen unterbrochen. Ihre Gesichter von Leid geprägt, sollen sie die Frauen der Zeit darstellen. In Szene gesetzt und hergestellt wurden diese von Griechinnen. Zwischendurch durchbricht auch Englert manches Mal das Summen des Motors und spricht mit fester Stimme Poeme. Dann öffnen sich für einen Moment die zwei Bildschirme, auf denen die Dokumentation gebannt wird, wie ein Tor zu etwas Metaphysischem.

Mit der Theater/Filmproduktion „Eingebrannt“ schafft Englert nach „Der große Krieg und die Frauen“ nun schon ihr zweites Projekt, in dem atypisch, wie es schon der Name der ersten Installation verrät, Frauen und Krieg im Vordergrund stehen.

Das Projekt „Eingebrannt“ wurde kuratiert von kulturMut, einer Crowdfunding-Initiative, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kultur zu stärken und zu fördern.

Am 18., 19. und 20. 1. 2018 finden jeweils um 18 Uhr und um 20 Uhr weitere Aufführungen statt. Anmeldung unter be-frankfurt@gmx.de.
 
18. Januar 2018, 12.38 Uhr
Katharina Bruns
 
 
Fotogalerie:
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