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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Dem Heinz Schenk hätte es gefallen

Bei Bäppis Bock schunkeln alle mit

Im Kleid wie einst Lia Wöhr und mit einem losen Mundwerk wie Heinz Schenk moderierte Bäppi am Dienstagabend in der Schönen Müllerin die Pilotsendung von "Lieber blau als gar kein Bock." Ein Abend mit Talk, Gesang und Bembelseligkeit.
Dienstagabend, 20 Uhr: In der von rund 50 dicht bei einander sitzenden Gästen und vom Sauerkrautdampf aus der Küche aufgewärmten Luft in der Traditionsapfelweinkneipe „Schönen Müllerin“ knistert es. Die Anspannung ist spürbar, gleich beginnt die Aufzeichnung der Pilotfolge vom „Lieber blau als gar kein Bock“, die sich als inoffizielle Fortsetzung der Kultsendung „Zum Blauen Bock“ versteht. Ab Januar soll die monatliche Sendung, die in immer anderen Apfelweinkneipen gedreht wird, im Internet zu sehen sein. Beim Apfelweinfestival soll dann außerdem eine Livesendung stattfinden.

Das Stöffche fließt in der Müllerin in Strömen, bei jedem 8-er-Bembel gibt es Bembelalarm und eine grüne Lichtsirene flackert auf. Beste Voraussetzungen für einen stimmungsvollen, schunkeligen Abend, bei dem bei den vorgetragenen Liedern tüchtig mitgeklatscht wird. Und nicht nur wegen der zwei laufenden Kameras wird ordentlich mitgegrölt und gejubelt. Von zig absolvierten Shows und Fastnachtssitzungen weiß Thomas Bäppler-Wolf alias Bäppi, wie er seine treuen Fans mit schlagfertigen Sprüchen und Gags bei Laune hält, an seiner Seite ein Offenbacher Oberkellner namens Reno, der Sidekick. Mit dabei auch „Der Bock des Abends“, ein Mann namens Nico aus dem Saarland, der ein gehäkeltes Toilettenrollenmützchen auf dem Kopf trägt und sich freiwillig aufziehen lässt.

Sechs ganz unterschiedliche und nur teilweise prominente Gäste hat sich Bäppi eingeladen, die er in kurzen Talkrunden befragt, immer wieder unterbrochen von Schunkelliedern, bei denen kräftig mitgesungen wird. Er will bekannte Unbekannte in der Sendung haben, wie er erklärt. Darunter die Stadtverordnete der SPD, Stella Stilgenbauer, die laut Bäppi figürlich „der Schatten einer Fahrradspeiche“ ist und hauptberuflich dennoch Secondhandmode für kräftige Frauen verkauft. Im Sandweg hat sie ihre Boutique. „Man wird ja gern mal dicker, wenn man in die Wechseljahre kommt, da wollte ich drauf vorbereitet sein“, sagt Stilgenbauer. Sie ist mittlerweile seit fast 15 Jahren drauf vorbereitet. Oder wie Bäppi sagt: „Dicke Weiber sterben net aus.“ Der Mann im grünen Lia-Wöhr Gedenkdirndl muss es ja wissen. Stilgenbauer bekommt, wie jeder andere Gast auch, nach einer kurzen Plauderrunde einen weißen Schal geschenkt, was Praktischeres als einen Bembel wie damals beim Blauen Bock.

Und so lernt man auch den Sprecher des Frankfurter CSD, Joachim Letschert, kennen und erfährt, dass Bäppi mal betrunken beim Christopher Street Day 3000 schwullesbische Tanzpaare rekordverdächtig in Mambo unterrichtet hat und damit ins Guinessbuch kam. Bäppi will übrigens Anfang Januar heiraten, jetzt wo das gleichgeschlechtliche Paare endlich dürfen. Doch für ihn hat das auch eine Kehrseite: „Ehe für alle kotzt mich an. Bisher war es eine schöne offene Beziehung und jetzt ist es Ehebruch.“ Die Stimmung im Saal ist am Siedepunkt, da heizt Apfelweinwirt und Fastnachtsurgestein Torsten Dornberger mit einem Gesangsbeitrag weiter ordentlich ein, musikalisch begleitet von Gabriel Groh, dem Ein-Mann-Palastorchester des Abends. Prominent dann auch Stephan Siegler, der erste Bürger der Stadt, der als Stadtverordnetenvorsteher im Stadtparlament ranghöher ist als der Oberbürgermeister, was aber kaum einem bewusst ist. In etwa so wie es auch beim Bundestagspräsidenten im Verhältnis zur Bundeskanzlerin der Fall ist. Siegler jedenfalls kann, so führte Bäppi süffisant aus, der ja selbst Stadtverordneter ist aus, Jutta Ditfurth den Saft abdrehen, also die Redezeit beenden. Hauptberuflich ist Siegler aber Polizist und ermittelt bei Wirtschaftsdelikten und dann ist er auch noch Vize-Präsident des FSV. Dazu passt Bäppis Benefiz-Song zugunsten des FSV, eine Neuauflage von Gerd Fröbes Sprechgesang: „Lass doch mal Dampf ab!“

Mit einer tänzerischen Performance von René Rexhausen, der sich als eine Mischung aus Nancy Sinatra und Jessica Simpson verkleidet und viel nackte Haut zeigt und einer gerappten Version von „Die Frau Rauscher aus der Klappergass’“ vorgetragen von Caser Nova neigt sich der stimmungsvolle Abend nach 90 Minuten dem Ende zu. Bäppi hat bei der ersten Sendung wie in Gottschalkmanier überzogen, aber für die Internetsendung wird das alles zu einer knackigen Stunde zusammengeschnitten. Mit intensiverem Talk könnte die Sendung den Charme von Ina’s Nacht gemischt mit Schenk’schen Elementen bekommen, vielleicht dann beim nächsten Mal. Die nächste Aufzeichnungin Kooperation mit der Bembel Gmbh findet übrigens am 22.1. in der Gaststätte Zum Rad statt.
 
25. Oktober 2017, 14.19 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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