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Foto: Carina Jahn
Foto: Carina Jahn

Das Phantom der Oper mit Deborah Sasson

Ein Kronleuchter, eine Verfolgungsjagd und viel Animation

Die Neuinszenierung des berühmten Musical-Klassikers „Das Phantom der Oper“ mit Deborah Sasson gastierte während der Deutschlandtour in Frankfurt. Ein Stück, das man ohne Erwartungen ansehen sollte.
Eins vorweg: Vergessen Sie alles, was Sie bisher über die Inszenierungen von „Das Phantom der Oper“ wussten. In 99% der Fälle würde Ihnen sicher gleich das Titellied von Andrew Lloyd Webber durch den Kopf schießen, in dem Protagonistin Christine Daaé in den höchsten Tönen singt als sie Erik, dem Phantom, in sein unterirdisches Reich folgt. Um dieses Stück genießen zu können, muss sich der Zuschauer von allen Erwartungen lösen, die er bis jetzt hatte, und die neuen Eindrücke auf sich wirken lassen. Denn die Inszenierung von Deborah Sasson und Jochen Sautter, die gerade wieder durch Deutschland tourt, hat nichts mit Webbers Version gemeinsam – außer dem Haupthandlungsstrang, und der basiert bekanntlich auf dem Schauerroman von Gaston Leroux.

Die Zeitreise in das Paris des 19. Jahrhunderts wird mit der Projektion der Palais Garnier auf einen weißen Vorhang realisiert. Dieser Vorhang dient die meiste Zeit auch als einzige Kulisse, denn das Bühnenbild wird als Animation auf dem weißen Hintergrund erzeugt. Hier verschwimmen historische Handlung und modernste Technik, wenn bei der Verfolgungsjagd die Zuschauer von den Haupträumen der Oper in die unterirdischen Gänge ganz hinunter in das Versteck des Phantoms geführt werden. Es wird ein Effekt wie bei einem 3D-Film erzeugt und zuweilen kann sich der Besucher fragen, ob er sich gerade ein Musical anschaut oder sich in einem Kino befindet, denn er wird praktisch in das Geschehen hinein gesogen. Beindruckend ist die Technik deshalb allemal, besonders wenn im Hintergrund der Einsturz einer Höhle projiziert wird und die Schauspieler, nur im Rhythmus der Musik, sich in ihren Bewegungen genau mit der Animation abstimmen. Dass sich damit auch die berühmte Kronleuchter-Szene perfekt darstellen lässt ohne ein schweres Ungetüm von Stadt zu Stadt schleppen zu müssen, ist ein weiterer Vorteil.

Das schauspielerische Talent lässt in dieser Neuinszenierung ebenfalls nicht zu wünschen übrig sowie die gesangliche Darbietung. Sasson überzeugt mit ihrer Opernstimme wenn sie Stücke singt, die auch im Originalroman erwähnt werden. Die eigens für diese Version komponierte Musik lädt in manchen Szenen zum Mitwippen ein, doch auf eine Komposition, das dem Titellied Webbers in seiner Qualität und Einzigartigkeit nahe kommt, wartet man vergeblich. Dies wirkt sich jedoch nicht negativ auf die Darbietung aus, denn auch ohne Webbers Lieder überzeugen die Sänger die meisten Zuschauer. Vor allem das Phantom mutierte zum Publikumsliebling, denn Axel Olzingers Präsenz als Erik ist überwältigend und er erntete – zu Recht – am Ende auch den meisten Applaus. Olzingers Gesang und schauspielerische Leistung waren an diesem Abend von höchster Qualität. Heimlicher Star der Nebenrollen: Ann Jennings als Carlotta, die mit ihrem lustigen italienischen Akzent und ihrer Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, beim Publikum stets für Lacher sorgt.

Vereinzelte Comedy-Elemente, die hier und da zwischen den Szenen aufpoppen, differenzieren Sassons und Sautters Version von dem berühmten Vorgänger sehr. Dazu zählt auch die Handlung, die sich stark an die Romanversion hält und sogar Original-Zitate beinhaltet. Und vielleicht ist das auch gut so, denn neu bedeutet nicht gleich schlecht und Interpretationsfreiheit ist jedem Künstler selbst überlassen. Ob man diese Inszenierung mag oder doch das Original von Webber bevorzugt – das muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden. Verschiedene Rezensionen geben einen kurzen Überblick über die Meinung des Publikums und diese sind oft negativ. Zu unrecht, wie einige sagen würden. Hier gehen die Geschmäcker auseinander, aber um der Inszenierung etwas Gutes abzugewinnen, muss sich jeder einzelne von seinen Erwartungen lösen und sich auf eine ganz neue Darbietung einstellen.

„Das Phantom der Oper“ tourt weiterhin durch Deutschland und wird auch bald in den USA zu sehen sein. Weitere Infos unter www.das-phantom-der-oper.info, Tourdaten und Tickets unter www.eventim.de
 
23. Januar 2018, 00.43 Uhr
Martina Schumacher
 
 
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