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Bridges – Musik verbindet
Über viele Brücken kann man gehen
Das „Bridges – Musik verbindet“-Projekt feiert den ersten Geburtstag seines Premierenkonzertes. JOURNAL FRANKFURT sprach mit den Initiatorinnen Julia Kitzinger und Isabella Kohls sowie der aktuellen Projektleiterin Johanna-Leonore Dahlhoff.
JOURNAL FRANKFURT: Gut anderthalb Jahre ist es her, dass die Idee geboren wurde, ein Jahr seitdem die Medien das erste Mal Notiz von Bridges – Musik verbindet nahmen. Wurden die kühnsten Erwartungen übertroffen, wie fühlte sich das an, als die ersten Medienfeedbacks kamen und fühlten Sie sich von Anfang an richtig verstanden?
Julia Kitzinger: Als wir die Idee zu dem Projekt hatten, hätten wir nie zu träumen gewagt, auf was für eine Resonanz wir stoßen würden. Das Projekt kam ins Rollen und plötzlich mussten wir das Projekt gar nicht mehr vorstellen, sondern die verschiedenen Medienvertreter kamen zu uns. Fast alle Reporter mit denen wir zu tun hatten, waren sehr interessiert, sind in die Proben gekommen und haben uns teilweise bis heute begleitet. Damit war eine tolle Medienbegleitung über das ganze Projekt gewährleistet.
So viele auch halfen beim Brückenbauen, so sehr mussten Sie sicher auch erkennen, wieviel Mauern dabei einzureißen waren. Welche Hürden waren am schwersten zu überwinden und in welchen Bereichen könnten die involvierten Institutionen hilfreicher agieren?
Kitzinger: Ein Problem, das ganz viele Projekte wie unseres hat, ist, passende Räume zu finden. Hier sind die städtischen Institutionen, vor allem auch das Schulamt gefragt, leichtere und unkompliziertere Wege zu finden, gemeinnützigen Organisationen Raum zur Verfügung zu stellen.
Was waren die schönsten Erfahrungen bei den ersten Proben – etwa, dass das geflügelte Wort von der Musik als universeller Sprache sich tatsächlich mit Leben erfüllte und Menschen, die sich verbal nicht wirklich verständigen konnten, trotzdem miteinander kommunizierten?
Kitzinger: Die Freude in den Augen der Musiker zu sehen – das waren sicher die schönsten Momente und Erfolge des Projektes. Menschen, die unsicher und vielleicht etwas verängstigt in die erste Probe kamen und mit der Zeit Freunde und eine Art neue Heimat, eine Familie gefunden haben. Und die unglaubliche musikalische Spontanität und Spiellust, die, sobald ein paar Musiker zusammentreffen, in ein buntes Feuerwerk der Musik ausbricht.
Wie groß waren die organisatorischen Anstrengungen, das Projekt hin zum ersten Konzert am 19. April 2016 im hr-Sendesaal, in Bewegung zu bringen und darüber hinaus dann am Laufen zu halten?
Isabella Kohls: Natürlich mussten wir einiges an Energie investieren, um das Projekt zum Laufen zu bringen und zu erhalten. Schnell haben wir aber viele Menschen kennengelernt, die uns dabei unterstützt haben. Mittlerweile helfen sehr viele mit bei der Organisation: Johanna-Leonore Dahlhoff als Projektleiterin, Julia und ich unterstützen das Projekt auch weiterhin, außerdem werden wir von den Mitarbeitern von „Kirche in Aktion“ und einer großen Zahl ehrenamtlicher Helfer unterstützt, ohne die das Projekt niemals hätte so groß werden können.
Neben den Konzerten der Einzelensembles gibt es ja immer auch Special Events wie jetzt wieder im April im hr-Sendesaal (und später im Schlachthof Wiesbaden), wo das komplette „Flüchtlingsorchester" zu hören ist. Ganz sicher werden am 18.4. auch andere, neue Gesichter zu sehen sein im Vergleich zum letzten Jahr an selber Stelle. Wie groß ist – der politischen Situation geschuldet – die Fluktuation bei den Musikern?
Johanna-Leonore Dahlhoff: Glücklicherweise wurde bisher niemand unserer Musiker abgeschoben und wir hoffen natürlich, dass das so bleibt. Allerdings ist der Ausgang des Asylverfahrens bei vielen noch offen. Wir planen bereits jetzt unsere Auftritte bis Mitte 2018 und gehen da einfach mit sehr viel Optimismus dran. Einige Musiker sind von sich aus dem Projekt ausgestiegen, z.B. weil sie sich musikalisch dort doch nicht ganz wieder gefunden haben oder die regelmäßige Teilnahmen an Proben und Konzerten mit ihrem sonstigen Alltag langfristig nicht vereinbar war. Wir erhalten regelmäßig Neuzugänge sowohl von Deutschen als auch von geflüchteten Musikern, die auf unsere Initiative aufmerksam geworden sind. Derzeit gibt es neun feste Ensembles, die regelmäßig proben und auftreten. Aktuell formieren sich einige der neu hinzugekommenen Musiker neu – was dabei entsteht, darauf sind wir alle gespannt.
Anfangs konnten Sie vor allem Syrer, Iraner, Afghanen, aber auch Eriträer bei „Bridges“ begrüßen. Längst aber sind noch Musiker aus anderen Ländern dazu gekommen. Woher kommen die Neuen?
Dahlhoff: Unter den geflüchteten Menschen sind es nach wie vor vor allem diese Herkunftsländer. Wir haben mittlerweile aber auch Musiker aus Pakistan, Palästina, USA und Costa Rica. Und auch deutsche Musiker kommen nach wie vor zu uns und alle diejenigen, die eine Mischung aus vielen verschiedenen Nationalitäten sind.
Sie haben sich für ein Crowdfunding entschieden. Es gab ja schon immer viel ideelle Unterstützung (auch durch die Schirmherren und einige Institutionen), aber ohne finanzielle Mittel ist die Unternehmung trotz allem Ehrenamt nicht zu bewerkstelligen. Wieviel Geld braucht man und wie werden sie eingesetzt?
Dahlhoff: Wir können alle Gelder gebrauchen, die wir erhalten (lacht). Aktuell geht ein Großteil unserer Gelder für Fahrtkosten für die Proben drauf. Unsere Musiker kommen aus ganz Hessen, teilweise aus Limburg, Marburg und Lich – da kommt einiges für den RMV zusammen, ca. 1.000 Euro pro Monat. Geld brauchen wir auch für Verpflegung während der Proben, Anschaffung von Technik und Instrumenten, Buchhaltung und Organisation im Hintergrund.
Konkret zum 18. April, dem nächste großen Konzert, wieder im hr-Sendesaal.. Welche Ensembles wird man da sehen können und wer steuert diesmal die Orchesterstücke bei?
Dahlhoff: Es werden Blue Mango, Aramesk (die hießen früher Peace), Hope, Staccato Burnout, Julam und Rezaminka auftreten, dazu noch zwei Ensembles, die noch keinen Namen haben: Rainer Michel mit den Eriträern und einer mongolischen Pferdekopfgeigerin und ein 9-köpfiges Ensemble, das ein Stück von Sina Sadeghpour uraufführen wird. Soviel können wir aber auf jeden Fall verraten: es wird wieder sehr, sehr abwechslungsreich. Wir werden dieses Jahr vier Tutti-Stücke im Programm haben: zum einen „Tell Me More“ von Filmkomponist und Gitarrist Rainer Michel, das haben wir schon im letzten Jahr gespielt. Der Gitarrist und Komponist Max Clouth hat ebenfalls ein Stück für uns komponiert, ebenso wie unser iranischer Komponist, Produzent, Tar-Spieler und Sänger Pejman Jamilpanah. Mustafa Kakour, Oud-Spieler aus Syrien und seit der allerersten Bridges-Probe dabei, hat außerdem ein Arrangement eines traditionellen syrischen Liedes für unser ganzes Orchester geschrieben.
Kann man denn die Bridges Ensembles inzwischen bundesweit buchen?
Dahlhoff: Klar kann man uns bundesweit buchen! Bisher haben wir Anfragen aus Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, aber wir treten auch sonst überall auf, wohin man uns einlädt und wo die Bedingungen stimmen.
Julia Kitzinger: Als wir die Idee zu dem Projekt hatten, hätten wir nie zu träumen gewagt, auf was für eine Resonanz wir stoßen würden. Das Projekt kam ins Rollen und plötzlich mussten wir das Projekt gar nicht mehr vorstellen, sondern die verschiedenen Medienvertreter kamen zu uns. Fast alle Reporter mit denen wir zu tun hatten, waren sehr interessiert, sind in die Proben gekommen und haben uns teilweise bis heute begleitet. Damit war eine tolle Medienbegleitung über das ganze Projekt gewährleistet.
So viele auch halfen beim Brückenbauen, so sehr mussten Sie sicher auch erkennen, wieviel Mauern dabei einzureißen waren. Welche Hürden waren am schwersten zu überwinden und in welchen Bereichen könnten die involvierten Institutionen hilfreicher agieren?
Kitzinger: Ein Problem, das ganz viele Projekte wie unseres hat, ist, passende Räume zu finden. Hier sind die städtischen Institutionen, vor allem auch das Schulamt gefragt, leichtere und unkompliziertere Wege zu finden, gemeinnützigen Organisationen Raum zur Verfügung zu stellen.
Was waren die schönsten Erfahrungen bei den ersten Proben – etwa, dass das geflügelte Wort von der Musik als universeller Sprache sich tatsächlich mit Leben erfüllte und Menschen, die sich verbal nicht wirklich verständigen konnten, trotzdem miteinander kommunizierten?
Kitzinger: Die Freude in den Augen der Musiker zu sehen – das waren sicher die schönsten Momente und Erfolge des Projektes. Menschen, die unsicher und vielleicht etwas verängstigt in die erste Probe kamen und mit der Zeit Freunde und eine Art neue Heimat, eine Familie gefunden haben. Und die unglaubliche musikalische Spontanität und Spiellust, die, sobald ein paar Musiker zusammentreffen, in ein buntes Feuerwerk der Musik ausbricht.
Wie groß waren die organisatorischen Anstrengungen, das Projekt hin zum ersten Konzert am 19. April 2016 im hr-Sendesaal, in Bewegung zu bringen und darüber hinaus dann am Laufen zu halten?
Isabella Kohls: Natürlich mussten wir einiges an Energie investieren, um das Projekt zum Laufen zu bringen und zu erhalten. Schnell haben wir aber viele Menschen kennengelernt, die uns dabei unterstützt haben. Mittlerweile helfen sehr viele mit bei der Organisation: Johanna-Leonore Dahlhoff als Projektleiterin, Julia und ich unterstützen das Projekt auch weiterhin, außerdem werden wir von den Mitarbeitern von „Kirche in Aktion“ und einer großen Zahl ehrenamtlicher Helfer unterstützt, ohne die das Projekt niemals hätte so groß werden können.
Neben den Konzerten der Einzelensembles gibt es ja immer auch Special Events wie jetzt wieder im April im hr-Sendesaal (und später im Schlachthof Wiesbaden), wo das komplette „Flüchtlingsorchester" zu hören ist. Ganz sicher werden am 18.4. auch andere, neue Gesichter zu sehen sein im Vergleich zum letzten Jahr an selber Stelle. Wie groß ist – der politischen Situation geschuldet – die Fluktuation bei den Musikern?
Johanna-Leonore Dahlhoff: Glücklicherweise wurde bisher niemand unserer Musiker abgeschoben und wir hoffen natürlich, dass das so bleibt. Allerdings ist der Ausgang des Asylverfahrens bei vielen noch offen. Wir planen bereits jetzt unsere Auftritte bis Mitte 2018 und gehen da einfach mit sehr viel Optimismus dran. Einige Musiker sind von sich aus dem Projekt ausgestiegen, z.B. weil sie sich musikalisch dort doch nicht ganz wieder gefunden haben oder die regelmäßige Teilnahmen an Proben und Konzerten mit ihrem sonstigen Alltag langfristig nicht vereinbar war. Wir erhalten regelmäßig Neuzugänge sowohl von Deutschen als auch von geflüchteten Musikern, die auf unsere Initiative aufmerksam geworden sind. Derzeit gibt es neun feste Ensembles, die regelmäßig proben und auftreten. Aktuell formieren sich einige der neu hinzugekommenen Musiker neu – was dabei entsteht, darauf sind wir alle gespannt.
Anfangs konnten Sie vor allem Syrer, Iraner, Afghanen, aber auch Eriträer bei „Bridges“ begrüßen. Längst aber sind noch Musiker aus anderen Ländern dazu gekommen. Woher kommen die Neuen?
Dahlhoff: Unter den geflüchteten Menschen sind es nach wie vor vor allem diese Herkunftsländer. Wir haben mittlerweile aber auch Musiker aus Pakistan, Palästina, USA und Costa Rica. Und auch deutsche Musiker kommen nach wie vor zu uns und alle diejenigen, die eine Mischung aus vielen verschiedenen Nationalitäten sind.
Sie haben sich für ein Crowdfunding entschieden. Es gab ja schon immer viel ideelle Unterstützung (auch durch die Schirmherren und einige Institutionen), aber ohne finanzielle Mittel ist die Unternehmung trotz allem Ehrenamt nicht zu bewerkstelligen. Wieviel Geld braucht man und wie werden sie eingesetzt?
Dahlhoff: Wir können alle Gelder gebrauchen, die wir erhalten (lacht). Aktuell geht ein Großteil unserer Gelder für Fahrtkosten für die Proben drauf. Unsere Musiker kommen aus ganz Hessen, teilweise aus Limburg, Marburg und Lich – da kommt einiges für den RMV zusammen, ca. 1.000 Euro pro Monat. Geld brauchen wir auch für Verpflegung während der Proben, Anschaffung von Technik und Instrumenten, Buchhaltung und Organisation im Hintergrund.
Konkret zum 18. April, dem nächste großen Konzert, wieder im hr-Sendesaal.. Welche Ensembles wird man da sehen können und wer steuert diesmal die Orchesterstücke bei?
Dahlhoff: Es werden Blue Mango, Aramesk (die hießen früher Peace), Hope, Staccato Burnout, Julam und Rezaminka auftreten, dazu noch zwei Ensembles, die noch keinen Namen haben: Rainer Michel mit den Eriträern und einer mongolischen Pferdekopfgeigerin und ein 9-köpfiges Ensemble, das ein Stück von Sina Sadeghpour uraufführen wird. Soviel können wir aber auf jeden Fall verraten: es wird wieder sehr, sehr abwechslungsreich. Wir werden dieses Jahr vier Tutti-Stücke im Programm haben: zum einen „Tell Me More“ von Filmkomponist und Gitarrist Rainer Michel, das haben wir schon im letzten Jahr gespielt. Der Gitarrist und Komponist Max Clouth hat ebenfalls ein Stück für uns komponiert, ebenso wie unser iranischer Komponist, Produzent, Tar-Spieler und Sänger Pejman Jamilpanah. Mustafa Kakour, Oud-Spieler aus Syrien und seit der allerersten Bridges-Probe dabei, hat außerdem ein Arrangement eines traditionellen syrischen Liedes für unser ganzes Orchester geschrieben.
Kann man denn die Bridges Ensembles inzwischen bundesweit buchen?
Dahlhoff: Klar kann man uns bundesweit buchen! Bisher haben wir Anfragen aus Rheinland-Pfalz, Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, aber wir treten auch sonst überall auf, wohin man uns einlädt und wo die Bedingungen stimmen.
3. März 2017, 12.38 Uhr
Detlef Kinsler
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