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"Bonnard - Matisse" im Städel Museum
Friends will be friends
Es muss nicht immer ein Konkurrenzkampf sein: Das Städel Museum feiert mit seiner neuen Schau die 40 Jahre andauernde Freundschaft zwischen den zwei bedeutenden Malern Pierre Bonnard und Henri Matisse.
Eine kleine Postkarte im ersten Teil der Ausstellung: Was sie auf der Vorderseite zeigt, ist nebensächlich. Auf der Rückseite steht in dynamischer, aufrechter Schrift: "Vive la Peinture... amitiés Matisse" - "Es lebe die Malerei... alles Liebe, Matisse". Adressiert ist das Ganze an Monsieur P. Bonnard. Um diese kleine Postkarte mit dem lauten Appell dreht sich die Ausstellung "Matisse - Bonnard. Es lebe die Malerei" im Städel Museum, die am Mittwoch eröffnet. Sie zeigt die Freundschaft zweier Künstlerkollegen, die über die Malerei hinausgeht und begibt sich auf die Suche nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden.
Völlige Hingabe
Schon im ersten Raum wird deutlich: Hier treffen zwei unterschiedliche Temperamente aufeinander. Lässt sich Matisse von dem berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson ganz unverwandt ablichten, inszeniert er sich als Künstler und Bonvivant, der das Leben genießt. Während Bonnard kaum in die Kamera Cartier-Bresson schaut, scheint sich der hagere Künstler verhuscht durch sein karg eingerichtetes Atelier zu bewegen. Die beiden so unterschiedlichen Charaktere scheint nur eins zu Verbinden: ihre völlige Hingabe zur Malerei.
Henri Matisse: Large Reclining Nude (1935) © Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst
Pioniere der Klassischen Moderne
Sie sind beide wichtige Protagonisten für die Moderne: Pierre Bonnard, Jahrgang 1867, als Vertreter eines späten Expressionismus und Matisse, geboren 1869, der als Hauptvertreter des Fauvismus und somit auch Wegbereiter der abstrakten Malerei gilt. Zeugen die Bilder Bonnards von einer hohen Komplexität, die den Betrachter schon auch mal überfordern kann, zeichnen sich die Bilder von Matisse hingegen durch großflächige Einfachheit aus. Zeichnet sich die Pinselführung Bonnards durch Luftigkeit und flirrende Pastelltöne aus, so unterscheidet sich Matisse in seinem Interesse an grellen, flächigen Farben und kräftigen Konturen. Doch beide hielten sie an klassischen Sujets fest: Interieur, Landschaft und Natur, Stillleben sowie Frauenbild und Akt.
Eine Verbindung geprägt durch Wertschätzung
In einigen Räumen sieht man ihren Bildern die Nähe und den Austausch zwischen beiden Künstlern an. Wie zum Beispiel den liegenden Akten. Es scheint, als habe Bonnards "Liegender Akt" von 1909 Matisse zu seinem „Großen liegenden Akt“ von 1935 beeinflusst zu haben. Doch niemals wurden sie zu Kopisten und hielten sich fern vom Markenzeichen des jeweils anderen. Matisse malte keine Frauenakte beim Baden oder der Toilette. Bonnard hingegen kopierte nie die orientalischen, vor sich hin dösenden Akte Matisses. Die Wertschätzung füreinander ging so weit, dass sich die Künstler einander Bildern borgten, erzählt Städeldirektor Philipp Demandt. Auch der erste Raum der Ausstellung legt davon Zeugnis ab und zeigt zwei Bilder, die beide Künstler voneinander ihr Leben lang besaßen: Bonnards Interieur „Abend im Wohnzimmer“ von 1907, während Bonnard „Das offene Fenster“ von Matisse aus dem Jahr 1911 erstand.
Eskapistisch?
Obwohl sie ein Leben in der wunderbaren französischen Riviera verbringen dürfen, sind es eigentlich düstere Jahre. Sie sind Zeitzeugen zweier Weltkriege und lassen in ihrer Korrespondenz dennoch kaum etwas davon merken. Meist schreiben sie über Alltägliches. Selten wird die Kunst von ihnen thematisiert und wenn, dann kommt die Achtung vor dem jeweils anderen zu Tragen. Eskapismus wurde den beiden Malern von ihren Zeitgenossen vorgeworfen. Eine Anekdote erzählt Kurator Felix Krämer belustigt dazu, der ab Oktober die Stelle als Generaldirektor am Museum Kunstpalast in Düsseldorf antreten wird: Matisse ließ seinen Hund vom Chauffeur zum Friseur fahren.
>> Die Ausstellung kommt genau zum rechten Zeitpunkt: Wird es draußen wieder dunkel, grau und kalt, kann man den Blick und das Herz an den leuchtenden Farben, lichtdurchfluteten Landschaften und weichen Körpern im Städel wärmen, am besten mit einem guten Freund.
>> "Matisse - Bonnard. Es lebe die Malerei!", 13. September 2017 - 14. Januar 2018, Städel Museum, Schaumainkai 63. Mehr Informationen unter www.staedelmuseum.de.
Völlige Hingabe
Schon im ersten Raum wird deutlich: Hier treffen zwei unterschiedliche Temperamente aufeinander. Lässt sich Matisse von dem berühmten Fotografen Henri Cartier-Bresson ganz unverwandt ablichten, inszeniert er sich als Künstler und Bonvivant, der das Leben genießt. Während Bonnard kaum in die Kamera Cartier-Bresson schaut, scheint sich der hagere Künstler verhuscht durch sein karg eingerichtetes Atelier zu bewegen. Die beiden so unterschiedlichen Charaktere scheint nur eins zu Verbinden: ihre völlige Hingabe zur Malerei.
Henri Matisse: Large Reclining Nude (1935) © Succession H. Matisse / VG Bild-Kunst
Pioniere der Klassischen Moderne
Sie sind beide wichtige Protagonisten für die Moderne: Pierre Bonnard, Jahrgang 1867, als Vertreter eines späten Expressionismus und Matisse, geboren 1869, der als Hauptvertreter des Fauvismus und somit auch Wegbereiter der abstrakten Malerei gilt. Zeugen die Bilder Bonnards von einer hohen Komplexität, die den Betrachter schon auch mal überfordern kann, zeichnen sich die Bilder von Matisse hingegen durch großflächige Einfachheit aus. Zeichnet sich die Pinselführung Bonnards durch Luftigkeit und flirrende Pastelltöne aus, so unterscheidet sich Matisse in seinem Interesse an grellen, flächigen Farben und kräftigen Konturen. Doch beide hielten sie an klassischen Sujets fest: Interieur, Landschaft und Natur, Stillleben sowie Frauenbild und Akt.
Eine Verbindung geprägt durch Wertschätzung
In einigen Räumen sieht man ihren Bildern die Nähe und den Austausch zwischen beiden Künstlern an. Wie zum Beispiel den liegenden Akten. Es scheint, als habe Bonnards "Liegender Akt" von 1909 Matisse zu seinem „Großen liegenden Akt“ von 1935 beeinflusst zu haben. Doch niemals wurden sie zu Kopisten und hielten sich fern vom Markenzeichen des jeweils anderen. Matisse malte keine Frauenakte beim Baden oder der Toilette. Bonnard hingegen kopierte nie die orientalischen, vor sich hin dösenden Akte Matisses. Die Wertschätzung füreinander ging so weit, dass sich die Künstler einander Bildern borgten, erzählt Städeldirektor Philipp Demandt. Auch der erste Raum der Ausstellung legt davon Zeugnis ab und zeigt zwei Bilder, die beide Künstler voneinander ihr Leben lang besaßen: Bonnards Interieur „Abend im Wohnzimmer“ von 1907, während Bonnard „Das offene Fenster“ von Matisse aus dem Jahr 1911 erstand.
Eskapistisch?
Obwohl sie ein Leben in der wunderbaren französischen Riviera verbringen dürfen, sind es eigentlich düstere Jahre. Sie sind Zeitzeugen zweier Weltkriege und lassen in ihrer Korrespondenz dennoch kaum etwas davon merken. Meist schreiben sie über Alltägliches. Selten wird die Kunst von ihnen thematisiert und wenn, dann kommt die Achtung vor dem jeweils anderen zu Tragen. Eskapismus wurde den beiden Malern von ihren Zeitgenossen vorgeworfen. Eine Anekdote erzählt Kurator Felix Krämer belustigt dazu, der ab Oktober die Stelle als Generaldirektor am Museum Kunstpalast in Düsseldorf antreten wird: Matisse ließ seinen Hund vom Chauffeur zum Friseur fahren.
>> Die Ausstellung kommt genau zum rechten Zeitpunkt: Wird es draußen wieder dunkel, grau und kalt, kann man den Blick und das Herz an den leuchtenden Farben, lichtdurchfluteten Landschaften und weichen Körpern im Städel wärmen, am besten mit einem guten Freund.
>> "Matisse - Bonnard. Es lebe die Malerei!", 13. September 2017 - 14. Januar 2018, Städel Museum, Schaumainkai 63. Mehr Informationen unter www.staedelmuseum.de.
13. September 2017, 11.16 Uhr
Tamara Marszalkowski
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