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Foto: © Maik Reuß
Foto: © Maik Reuß

Barock am Main hat neue Spielstätte gefunden

Hessisches Theater zieht zum Porzellan

Michael Quast hat eine neue Spielstätte für sein Festival „Barock am Main“ gefunden. 2017 wird er an der Höchster Porzellan-Manufaktur spielen. Trotz höherer Kosten ist er mit der neuen Location zufrieden.
Seit zehn Jahren nutzte Michael Quast im Sommer den Garten am Bolongaropalast als Spielort für sein Festival „Barock am Main“. Da der Palast in den nächsten Jahren großflächig umgebaut wird, musste der Festivalleiter eine neue Spielstätte für das Theater in hessischer Mundart suchen. Jetzt ist er fündig geworden: An der Höchster Porzellan-Manufaktur in der Palleskestraße.

Die Suche nach einer geeigneten Spielstätte im Stadtteil sei allerdings nicht einfach gewesen. „Wir wollten einen Ort haben, der noch unbekannt ist und den die Leute entdecken können“, so Quast. Andere mögliche Spielstätten, wie das Höchster Schloss, seien deshalb herausgefallen. Dort ist der Platz in den Sommermonaten zudem durch Veranstaltungen von „Sommernacht am Schloss“ und dem Kurzfilm-Festival „Shorts at Moonlight“ belegt. Den entscheidenden Tipp habe Quast schließlich von Henning Brandt bekommen, dem Leiter der Stadtverwaltung in Höchst. Brandt habe die Porzellan-Manufaktur ins Spiel gebracht und die ersten Fäden gesponnen.

Ab Juli 2017 wird das Festival daher im 100 Jahre alten Gebäude an der Palleskestraße beheimatet sein, genauer gesagt, am Parkplatz an der Manufaktur. Den werden Michael Quast und sein Team zum neuen Spielort von „Barock am Main“ umgestalten. Gemeinsam mit der Manufaktur wolle man ein „ästhetisches Konzept“ auf die Beine stellen, so Quast. Er legt großen Wert darauf, dass das Ergebnis auch optisch schön und ansprechend wird. Die Beleuchtung etwa soll ähnlich konzipiert werden wie am Bolongaropalast. Auch bei der Bühne und der überdachten Tribüne setzt die Festivalleitung auf Bewährtes.

Führungen und Sammlerbecher
Quast ist sicher, dass beide Seiten von der Zusammenarbeit profitieren. Er könne mit seinem Team die vorhandene Logistik nutzen, die Manufaktur wiederum bekomme Aufmerksamkeit und könne von den Festivalbesuchern quasi „entdeckt“ werden.

Denn die Höchster Porzellan-Manufaktur stellt nicht nur sein Gelände zur Verfügung. Die Kooperation zwischen dem Festival und der 270 Jahre alten Manufaktur geht noch weiter. So öffnet die Manufaktur ihr Haus für die Besucher des Festivals und lädt in die eigene Schauräume ein. Neben Führungen durch die Produktionsräume ist auch ein Sammlerstück, wahrscheinlich ein Becher, geplant, das extra für die Gäste von „Barock am Main“ produziert wird. Zudem beinhaltet die Eintrittskarte einen Gutschein für die Manufaktur.

Höhere Kosten
Quast ist mit der Wahl der neuen Spielstätte zufrieden, dennoch sei die neue Location mit höheren Kosten verbunden. “Das Festival wird für uns als Veranstalter teurer, unterm Strich bleiben 25.000 Euro als offener Betrag“, rechnet Quast. So steht in der neuen Spielstätte weniger Platz zur Verfügung. Räumlichkeiten für die Schneiderei, eine Probebühne und den Backstage Bereich müssen sich Quast und Co suchen. Zum Vergleich: Im weitläufigen Bolongaropalast gab es ausreichend Platz, um alles unterzubringen.

Quast plant deswegen, die notwendigen Räumlichkeiten auf dem Gelände der Porzellan-Manufaktur aufzubauen. Auch um Toiletten für die Besucher von „Barock am Main“ muss sich die Theatercrew kümmern. Durch den begrenzten Platz an der Manufaktur verringern sich auch die Kapazitäten für Theaterbesucher: 450 Gäste können eine Vorstellung besuchen, am Bolongaropalast waren es 500. Um die Kosten zu decken, sucht das Festival noch nach Sponsoren und Unterstützern.

Zwar sei es möglich in der Produktion Gelder einzusparen, etwa beim Bühnenbild und der Gagen der Schauspieler. Doch Quast betont, dass es dabei Grenzen gebe. An den Eintrittskarten für Besucher ändert sich aber nichts, wie gewohnt sind die Tickets für „Barock am Main“ ab 26 Euro zu bekommen.

Johnson statt Molière
Auch inhaltlich ist „Barock am Main“ an der neuen Spielstätte angekommen. „Die traditionsreiche Manufaktur und die alte Industriearchitektur passen wunderbar zu den Großstadtkomödien, die wir in bewährter Manier hier aufführen wollen“ sagt Festivalleiter Michael Quast. 2017 steht allerdings kein Molière-Stück auf dem Programm, sondern die Komödie „Der Alchimist“ nach Ben Jonson. Passend zur neuen Location versuchen drei Gauner, Porzellan herzustellen. Der Bezug zur Höchster Manufaktur sei beabsichtigt und gewollt, verrät Quast. Der industrielle Charme des Gebäudes passe hervorragend zum Stück aus dem 17. Jahrhundert. So wie die Architektur der Manufaktur weniger verspielt ist als die des Bolongaropalastes, sei auch Jonsons Komödie rauher als das Werk von Molière.

Langfristige Zusammenarbeit möglich
Zunächst haben Quast und die Verantwortlichen der Porzellan-Manufaktur eine Vereinbarung nur für die nächste Spielzeit im Sommer 2017 getroffen. Aber Quast ist durchaus an einer langfristigen Kooperation interessiert. „Das kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden“, sagt er und lacht. Es könne sein, dass „Barock am Main“ für ein paar Jahre seine Zelte vor der Manufaktur an der Palleskestraße aufschlage. Wenn der Umbau des Bolongaropalastes in einigen Jahren beendet ist, sei aber eine Rückkehr zur bewährten Spielstätte am Main geplant.

>> Barock am Main 2017, „Der Alchimist“ nach Ben Jonson (übersetzt von Rainer Dachselt), Festival vom 26.Juli bis zum 20. August 2017, Karten telefonisch unter 069-407662580 oder auf barock-am-main.com
 
7. Dezember 2016, 11.50 Uhr
Nicole Nadine Seliger
 
 
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