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Auf zu neuen Ufern
Das Pop-Up Boat des Jüdischen Museums
Das Schiff am Sachsenhäuser Mainufer könnte eine Menge erzählen. Zuerst war es die MS Wodan, dann Sakramento, dann Freigut und ist nun das Pop-Up-Schiff des Jüdischen Museums. Es will mit Events neugierig machen auf den Neubau.
Auch wenn das Jüdische Museum im Rothschildpalais derzeit geschlossen sei und dahinter ein Erweiterungsbau entstehe, so heiße das nicht, dass die Mitarbeiter untätig ihre Hände in den Schoß legten, erläutert die Direktorin Mirjam Wenzel. Derzeit arbeite man an der Konzeption der Ausstellung und da wolle man gerne Wünsche und Ideen der Besucher mit einbringen. Hier kommt das Pop Up Boat des Jüdischen Museums am Schaumainkai ins Spiel, das am Sonntag offiziell eröffnet wurde. Ebendieses Boot kannte man bereits als MS Wodan, es fungierte als Drehort für Ein Fall für zwei, Hans Romanov bespielte es unter anderem als „Sakramento“ und zuletzt kannte man das Gefährt als Freigut von Gastronom Thomas Klüber. Noch bis zum 16. Oktober dürfen neugierige Besucher täglich von 12 Uhr an bis um 19 Uhr das Boot betreten, sich mit Getränken und Snacks stärken und sich zahlreiche beispielhafte Exponate aus dem Jüdischen Museum ansehen und mit den Kuratoren ins Gespräch kommen. Lesungen, Konzerte, Podiumsdiskussion und Workshops sollen hier stattfinden und es werden auf dem Boot Kurzfilme im Rahmen des Jüdischen Filmfestes gezeigt. Sechs Wochen volles Programm also.
„Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen und haben uns für eine offene Plattform entschieden, Wir fragen: Was interessiert Sie? Was ist Ihre Perspektive?“, sagt Wenzel. „Das Feedback wird für die Konzeption des in zwei Jahren eröffnenden Museums entscheidend sein. Es ist unabdingbar für ein öffentliches Haus, das von öffentlichen Geldern finanziert wird, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Freilich wäre man lieber innenstadtseitig vor Anker gegangen, allein schon wegen der Nähe zum Museum, das aber wäre kostspielig geworden, weil der Kai dazu hätte umgerüstet werden müssen. 165.000 Euro hat das zeitweilige Projekt gekostet, für das zahlreiche Umbauten auf dem Schiff realisiert werden mussten.
Doch warum nur eine kurzfristige Einrichtung? „Es ist eine temporäre Intervention, länger hätte es keinen Sinn.“ Man habe sich an der jüdischen Tradition des Laubhüttenfestes orientiert, das an die Zeit der israelitischen Wüstenwanderung erinnert. Damals nutzte man temporäre Hütten auf der Flucht vor der Sklaverei ins Gelobte Land. „Man isst gemeinsam und schläft dort, es ist ein sozialer Ort.“ Das Pop Up Boat als Neuinterpretation der Laubhütte also. „Es ist alles im Fluss, daher bietet sich der Main an und Boote erinnern an Bilder, die wir aktuell vom Mittelmeer kennen.“ Wenzel spielt auf die Flüchtlingsboote an und erinnert daran, dass Migration auch ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Geschichte ist, bei der oft genug Boote eine Rolle spielten. Das Jüdische Museum habe für das Pop Up Boot mit dem Fritz Bauer Institut und der Jüdischen Gemeinde sowie mit Projekten wie Bridges und I can see music zusammengearbeitet.
Wer künftig das Boot – übrigens bei freiem Eintritt – betritt, kann um 14 Uhr an den Lunchtalks teilnehmen, das sind Gesprächsformate mit den Kuratoren und immer um 16 Uhr beim Workshopangebot „Meet the curator, feel the object“ mitmachen. Da kommt man dann über die gelbe Krawatte von Ignatz Bubis ins gGspräch oder über die Kuchenform der Rothschilds oder ein selbstgemaltes Kartenspiel von Buddy Elias aus dem Frank’schen Nachlass. Die Besucher können auch darüber abstimmen, nach wem der künftige Vorplatz des Museums benannt werden soll. Zur Wahl stehen außer eigenen Vorschlägen Jeanette Wahl, Georg Heuberger, Ludwig Meidner, Regina Jonas sowie Theofila und Marcel Reich-Ranicki. In entspannter Atmosphäre lässt sich auf dem mit Palmen und Sonnenstühlen gestalteten Oberdeck bei spätsommerlichen Temperaturen darüber nachdenken.
Das komplette Programm des Pop Up Boats findet man auf der Homepage
„Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen und haben uns für eine offene Plattform entschieden, Wir fragen: Was interessiert Sie? Was ist Ihre Perspektive?“, sagt Wenzel. „Das Feedback wird für die Konzeption des in zwei Jahren eröffnenden Museums entscheidend sein. Es ist unabdingbar für ein öffentliches Haus, das von öffentlichen Geldern finanziert wird, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Freilich wäre man lieber innenstadtseitig vor Anker gegangen, allein schon wegen der Nähe zum Museum, das aber wäre kostspielig geworden, weil der Kai dazu hätte umgerüstet werden müssen. 165.000 Euro hat das zeitweilige Projekt gekostet, für das zahlreiche Umbauten auf dem Schiff realisiert werden mussten.
Doch warum nur eine kurzfristige Einrichtung? „Es ist eine temporäre Intervention, länger hätte es keinen Sinn.“ Man habe sich an der jüdischen Tradition des Laubhüttenfestes orientiert, das an die Zeit der israelitischen Wüstenwanderung erinnert. Damals nutzte man temporäre Hütten auf der Flucht vor der Sklaverei ins Gelobte Land. „Man isst gemeinsam und schläft dort, es ist ein sozialer Ort.“ Das Pop Up Boat als Neuinterpretation der Laubhütte also. „Es ist alles im Fluss, daher bietet sich der Main an und Boote erinnern an Bilder, die wir aktuell vom Mittelmeer kennen.“ Wenzel spielt auf die Flüchtlingsboote an und erinnert daran, dass Migration auch ein wichtiger Bestandteil der jüdischen Geschichte ist, bei der oft genug Boote eine Rolle spielten. Das Jüdische Museum habe für das Pop Up Boot mit dem Fritz Bauer Institut und der Jüdischen Gemeinde sowie mit Projekten wie Bridges und I can see music zusammengearbeitet.
Wer künftig das Boot – übrigens bei freiem Eintritt – betritt, kann um 14 Uhr an den Lunchtalks teilnehmen, das sind Gesprächsformate mit den Kuratoren und immer um 16 Uhr beim Workshopangebot „Meet the curator, feel the object“ mitmachen. Da kommt man dann über die gelbe Krawatte von Ignatz Bubis ins gGspräch oder über die Kuchenform der Rothschilds oder ein selbstgemaltes Kartenspiel von Buddy Elias aus dem Frank’schen Nachlass. Die Besucher können auch darüber abstimmen, nach wem der künftige Vorplatz des Museums benannt werden soll. Zur Wahl stehen außer eigenen Vorschlägen Jeanette Wahl, Georg Heuberger, Ludwig Meidner, Regina Jonas sowie Theofila und Marcel Reich-Ranicki. In entspannter Atmosphäre lässt sich auf dem mit Palmen und Sonnenstühlen gestalteten Oberdeck bei spätsommerlichen Temperaturen darüber nachdenken.
Das komplette Programm des Pop Up Boats findet man auf der Homepage
5. September 2016, 10.35 Uhr
Nicole Brevoord
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