Partner
Gesicht der Stadt
Nikita Kudakov – ein Rapper auf dem Weg zur Promotion
Nikita Kudakov alias Coodiny erforscht Rap-Performances und die Kraft von Sprache und Bewegung auf der Bühne. Am Freitag können Besucher des Mousonturms an seiner Forschung teilnehmen.
Nikita Kudakov, auch bekannt unter dem Künstlernamen „Coodiny“, vereint Rap und Wissenschaft. Als 31-jähriger Russlanddeutscher und Doktorand am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik widmet er sich der Erforschung der Ästhetik und Bewegungsanalyse im Rap.
Doch seine Reise begann fernab von Frankfurt, in Russland, wo er bereits als Kind ein Faible für Kunst entwickelte. Zwei Jahre lang besuchte Kudakov eine Boxschule in Russland. Sein Interesse habe sich aber mit der Zeit gewandelt, und er erzählt: „Es gab einen Punkt, an dem ich verstanden habe, dass es noch etwas anderes gibt als boxen“. In der russischen Schule lernte er früh, sich durch Theater und Gedichte auszudrücken. Er entwickelte ein Interesse für Breakdance. Mit zwölf Jahren kam er mit seinen Eltern nach Deutschland und stürzte in eine sprachliche und kulturelle Leere, wie er sagt. So sei der Anschluss in der Schule in Deutschland zu Beginn nicht immer leicht gefallen.
Nach dem Umzug nach Michelstadt im Odenwald fokussierte er sich vermehrt auf russischen Rap. Es folgte der Umzug nach Frankfurt.
Nikita Kudakov über Frankfurt: „Diese Stadt glüht einfach“
Sein Interesse an der deutschen Sprache vertiefte sich, und er wechselte schließlich zum deutschen Rap. „Diese Stadt glüht einfach“, beschreibt er seine Faszination für Frankfurt. Parallel zu seiner musikalischen Entwicklung schlug er einen akademischen Weg ein: Nach einem Bachelor-Studium in Kunst, Musik und Medien an der Universität Marburg folgte ein Master in Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt und ein Erasmus-Semester in Wien.
In Wien vertiefte er sich in die systematische Musikwissenschaft und Musikproduktion und entwickelte die Idee seiner Masterarbeit. Zurück in Frankfurt finalisierte er seine Abschlussarbeit über die Einflussnahme von Rapper und Produzent auf den Klang in den Rap-Songs.
Doktorarbeit über Rap-Performances soll Künstlern als Leitfaden dienen
Heute widmet sich Kudakov als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand der Analyse von Rap-Performances und deren typischen Bewegungen und verbalen Phrasen. Seine Doktorarbeit zielt darauf ab, einen Katalog zu erstellen, der diese in Rap-Performances auflistet. „Mein Ziel ist zu verstehen, wie Rapper mit dem Publikum kommunizieren“, erklärt er.
Der Katalog, so hofft er, soll anderen Künstlern als Leitfaden dienen, um ihre Shows zu gestalten und sich auf der Bühne sicher zu bewegen. Kudakov kombiniert in seiner Forschung klassische Rhetorik und moderne Bewegungsanalysen und beleuchtet unter anderem, wie Bewegungen wie der „Bounce“, das Auf- und Abwippen des Arms, oder der Einsatz von „Mosh Pits“ oder dem „Wall of Death“ innerhalb der Zuschauer wirken.
Schlüsselelement der Forschung: die Veranstaltungsreihe „About The Feeling“
Die Veranstaltungsreihe „About The Feeling“ ist ein Schlüsselelement seiner Forschung. Zu den experimentellen Konzerten lädt er aufstrebende und etablierte Rapper, DJs und Tänzer ein, zeichnet deren Performances auf und analysiert sie. „Wir machen außerdem vorher und nachher Umfragen zur Wahrnehmung der Performance“, sagt Nikita. Durch die Daten kann er Erkenntnisse gewinnen, die Rappern helfen können. „Rap ist sehr facettenreich“, betont er. Ihm ist wichtig, dass auch Frauen und queere Künstler auf seinen Bühnen eine Plattform finden.
2023 führte Kudakovs Forschung ihn zu den größten Festivals und Konzerten Deutschlands, darunter etwa das splash!-Festival. „Ich habe Feldforschung betrieben, viele machen Playback, aber es gibt interessante Unterschiede.“ Besonders inspirierend fand er Konzerte von K.I.Z bei „Rock am Ring“ und dem „Frauenfeldfestival“ oder auch ein Solo-Konzert in Berlin von OG Keemo. „In Deutschland gehören sie zu den Leistungsstärksten, was die Performance angeht“, meint Kudakov.
„Rap ist für mich ein Weg, meinen Humor mit einem Hauch Provokation auszudrücken“
In seinem künstlerischen Schaffen setzt er auf Vielfalt. Inspiriert von der Musik seiner Familie – die viel Rock, Pop, aber auch Klassik hörte. So vermischt er heute selbst als Künstler verschiedene Genres und experimentiert auch mit klassischer Musik, etwa von Mozart oder Strawinsky. Der Künstlername „Coodiny“ ist eine Kombination aus seinem Vor- und Nachnamen, einer Umstellung von Buchstaben und dem Y, das für die Generation Y steht, erklärt er. „Rap ist für mich ein Weg, meinen Humor mit einem Hauch Provokation auszudrücken“, so Kudakov.
„Coodiny und Gute Band“: Konzert samt wissenschaftlicher Auswertung im Mousonturm
Das Projekt seiner Doktorarbeit mit dem Namen „Rappin’ and rocking the house: Typische Körperbewegungen und verbale Phrasen in der Rap-Performance“ soll am Ende interaktiv sein, inklusive Videos und Analysen. „Ich möchte niemanden belehren, aber man kann basierend auf dieser Analyse Auftritte optimieren und perfektionieren.“
Während seine Doktorarbeit in vollem Gange ist, tritt er aktiv mit seinem Live-Band-Projekt „Coodiny und Gute Band“ auf. Das kommende Konzert samt wissenschaftlicher Auswertung findet am 13. Dezember im Mousonturm statt, der Eintritt ist kostenlos, Voraussetzung ist allerdings die Teilnahme an der Studie.
Für Kudakov ist klar: Sein Lebensweg spiegelt die Verbindung von Kultur und Wissenschaft wider, und genau diese Brücke will er anderen Rappern und Künstlern zugänglich machen. „Ich will irgendwann eine Stadion-Tour machen“, sagt er lächelnd und träumt von einer Zukunft, in der seine Musik und Forschung auf der Bühne Hand in Hand gehen, und beweist dabei selbst, wie facettenreich Rap als Kunst- und Musikform sein kann.
Doch seine Reise begann fernab von Frankfurt, in Russland, wo er bereits als Kind ein Faible für Kunst entwickelte. Zwei Jahre lang besuchte Kudakov eine Boxschule in Russland. Sein Interesse habe sich aber mit der Zeit gewandelt, und er erzählt: „Es gab einen Punkt, an dem ich verstanden habe, dass es noch etwas anderes gibt als boxen“. In der russischen Schule lernte er früh, sich durch Theater und Gedichte auszudrücken. Er entwickelte ein Interesse für Breakdance. Mit zwölf Jahren kam er mit seinen Eltern nach Deutschland und stürzte in eine sprachliche und kulturelle Leere, wie er sagt. So sei der Anschluss in der Schule in Deutschland zu Beginn nicht immer leicht gefallen.
Nach dem Umzug nach Michelstadt im Odenwald fokussierte er sich vermehrt auf russischen Rap. Es folgte der Umzug nach Frankfurt.
Sein Interesse an der deutschen Sprache vertiefte sich, und er wechselte schließlich zum deutschen Rap. „Diese Stadt glüht einfach“, beschreibt er seine Faszination für Frankfurt. Parallel zu seiner musikalischen Entwicklung schlug er einen akademischen Weg ein: Nach einem Bachelor-Studium in Kunst, Musik und Medien an der Universität Marburg folgte ein Master in Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt und ein Erasmus-Semester in Wien.
In Wien vertiefte er sich in die systematische Musikwissenschaft und Musikproduktion und entwickelte die Idee seiner Masterarbeit. Zurück in Frankfurt finalisierte er seine Abschlussarbeit über die Einflussnahme von Rapper und Produzent auf den Klang in den Rap-Songs.
Heute widmet sich Kudakov als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand der Analyse von Rap-Performances und deren typischen Bewegungen und verbalen Phrasen. Seine Doktorarbeit zielt darauf ab, einen Katalog zu erstellen, der diese in Rap-Performances auflistet. „Mein Ziel ist zu verstehen, wie Rapper mit dem Publikum kommunizieren“, erklärt er.
Der Katalog, so hofft er, soll anderen Künstlern als Leitfaden dienen, um ihre Shows zu gestalten und sich auf der Bühne sicher zu bewegen. Kudakov kombiniert in seiner Forschung klassische Rhetorik und moderne Bewegungsanalysen und beleuchtet unter anderem, wie Bewegungen wie der „Bounce“, das Auf- und Abwippen des Arms, oder der Einsatz von „Mosh Pits“ oder dem „Wall of Death“ innerhalb der Zuschauer wirken.
Die Veranstaltungsreihe „About The Feeling“ ist ein Schlüsselelement seiner Forschung. Zu den experimentellen Konzerten lädt er aufstrebende und etablierte Rapper, DJs und Tänzer ein, zeichnet deren Performances auf und analysiert sie. „Wir machen außerdem vorher und nachher Umfragen zur Wahrnehmung der Performance“, sagt Nikita. Durch die Daten kann er Erkenntnisse gewinnen, die Rappern helfen können. „Rap ist sehr facettenreich“, betont er. Ihm ist wichtig, dass auch Frauen und queere Künstler auf seinen Bühnen eine Plattform finden.
2023 führte Kudakovs Forschung ihn zu den größten Festivals und Konzerten Deutschlands, darunter etwa das splash!-Festival. „Ich habe Feldforschung betrieben, viele machen Playback, aber es gibt interessante Unterschiede.“ Besonders inspirierend fand er Konzerte von K.I.Z bei „Rock am Ring“ und dem „Frauenfeldfestival“ oder auch ein Solo-Konzert in Berlin von OG Keemo. „In Deutschland gehören sie zu den Leistungsstärksten, was die Performance angeht“, meint Kudakov.
In seinem künstlerischen Schaffen setzt er auf Vielfalt. Inspiriert von der Musik seiner Familie – die viel Rock, Pop, aber auch Klassik hörte. So vermischt er heute selbst als Künstler verschiedene Genres und experimentiert auch mit klassischer Musik, etwa von Mozart oder Strawinsky. Der Künstlername „Coodiny“ ist eine Kombination aus seinem Vor- und Nachnamen, einer Umstellung von Buchstaben und dem Y, das für die Generation Y steht, erklärt er. „Rap ist für mich ein Weg, meinen Humor mit einem Hauch Provokation auszudrücken“, so Kudakov.
Das Projekt seiner Doktorarbeit mit dem Namen „Rappin’ and rocking the house: Typische Körperbewegungen und verbale Phrasen in der Rap-Performance“ soll am Ende interaktiv sein, inklusive Videos und Analysen. „Ich möchte niemanden belehren, aber man kann basierend auf dieser Analyse Auftritte optimieren und perfektionieren.“
Während seine Doktorarbeit in vollem Gange ist, tritt er aktiv mit seinem Live-Band-Projekt „Coodiny und Gute Band“ auf. Das kommende Konzert samt wissenschaftlicher Auswertung findet am 13. Dezember im Mousonturm statt, der Eintritt ist kostenlos, Voraussetzung ist allerdings die Teilnahme an der Studie.
Für Kudakov ist klar: Sein Lebensweg spiegelt die Verbindung von Kultur und Wissenschaft wider, und genau diese Brücke will er anderen Rappern und Künstlern zugänglich machen. „Ich will irgendwann eine Stadion-Tour machen“, sagt er lächelnd und träumt von einer Zukunft, in der seine Musik und Forschung auf der Bühne Hand in Hand gehen, und beweist dabei selbst, wie facettenreich Rap als Kunst- und Musikform sein kann.
11. Dezember 2024, 10.50 Uhr
Till Taubmann
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till Christian
Taubmann >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Stadtleben
„GoFundMe“-Jahresbericht 2024
Frankfurt zum zweiten Mal in Folge großzügigste Stadt Deutschlands
Im bundesweiten Vergleich spenden Menschen aus Frankfurt pro Kopf am meisten Geld. Das geht aus dem Bericht der Spenden-Plattform „GoFundMe“ für das Jahr 2024 hervor.
Text: Sina Claßen / Foto: Im Durchschnitt spendeten Menschen aus Frankfurt 28 Euro © Adobe Stock/Syda Productions
StadtlebenMeistgelesen
- „Massif E“Massif Central rettet E-Kinos
- Frankfurt-OberradPfarrei äußert sich zu Vorwürfen der Bürgerinitiative „Nachbarprotest"
- Frankfurter Neue AltstadtHighlights des lebendigen Adventskalenders bis Weihnachten
- Heiliger Abend in FrankfurtDiakonie lädt zur „Langen Nacht“ ein
- Archäologisches Museum FrankfurtNach Heizungsausfall: Dauerausstellung wieder geöffnet
23. Dezember 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen