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Foto: Frankfurt University of Applied Sciences
Foto: Frankfurt University of Applied Sciences

Studie im Gallus und Westend

Armut hängt nicht nur vom Einkommen ab

Das Forschungszentrum Demografischer Wandel hat untersucht, wie arm sich die Menschen im Gallus und im Westend fühlen. Das Ergebnis: Armut kann man nicht nur am Einkommen messen. Das Problem ist vielschichtig.
Armutsquoten greifen zu kurz, weil sie sich nur auf die Einkommen der Haushalte beziehen. Das jedenfalls ist die These des Forschungszentrums Demografischer Wandel (FZDW) der Frankfurt University of Applied Sciences (ehemals Fachhochschule). Die Forscher haben untersucht, wie die Menschen ihre eigene wirtschaftliche Situation und Armut wahrnehmen. Befragt wurden rund 500 Bewohner des Gallus und des Westend.

Jede fünfte befragte Person stufte den Haushalt, in dem sie lebt, als eher oder sehr arm ein. Innerhalb dieser Gruppe gibt es jedoch markante Einkommensunterschiede. „Das zeigt, dass sich die individuellen Maßstäbe, wann ein Haushalt von Armut betroffen ist, erheblich unterscheiden“, erläutert Andreas Klocke, Professor und Geschäftsführender Direktor des FZDW. Diese „subjektive Armut“ verdeutliche, dass Armut ein vielschichtiges soziales Problem darstellt und nicht allein auf Einkommen reduziert werden kann.

Die Studie beschäftigte sich auch mit den Unterschieden der zwei untersuchten Stadtteile. So schätzt im Gallus mehr als jede dritte Befragungsperson (35 Prozent) ihren Haushalt als arm ein, im Westend ist es dagegen nur jede zehnte Person. „Dies weist darauf hin, dass die üblicherweise kommunizierten Armutsquoten kaschieren, wie extrem sich die soziale Lage innerhalb der Stadt unterscheidet. Diese Diskrepanz können wir mit unseren Daten gut dokumentieren“, sagt Sven Stadtmüller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am FZDW. Neben dem Stadtteil spielen auch Alter und Erwerbstätigkeit eine Rolle: Menschen, die 65 Jahre und älter sind, sehen sich zu 24 Prozent und damit überproportional häufig von Armut betroffen. Vollzeiterwerbstätige weisen dagegen zwar ein unterdurchschnittliches Armutsrisiko auf. Der Anteil von zwölf Prozent, der sich als arm einschätzt, ist den Forschern zufolge kritisch zu sehen: Dass eine Vollzeitbeschäftigung in einigen Fällen nicht für ein Leben jenseits der Armut ausreicht, sei alarmierend.

Die Studierenden fragten im Rahmen der Studie auch nach der Wahrnehmung von Armut in der Stadt Frankfurt am Main. Nahezu drei von vier Befragten (74 Prozent) gaben an, dort im Alltag mit Armut konfrontiert zu sein, wobei der Wert im Gallus mit 78 Prozent höher ausfiel als im Westend (69 Prozent). Markante Unterschiede gibt es auch zwischen den Altersgruppen: Während nur 55 Prozent der 65-jährigen und älteren Befragungspersonen angeben, in Frankfurt mit Armut konfrontiert zu sein, liegt der entsprechende Wert in der Gruppe der unter 30-Jährigen bei 79 Prozent.

In der Studie wurden auch die Begleiterscheinungen von Armut untersucht. Dabei trat ein deutlicher Zusammenhang von Armut und gesundheitlichem Wohlbefinden zutage: Während 43 Prozent der „armen“ Befragten äußerten, mit ihrer Gesundheit eher unzufrieden oder sehr unzufrieden zu sein, beläuft sich der Wert in der nicht armen Gruppe lediglich auf zehn Prozent. Auch hängen Armut und Wahlverhalten zusammen: Arme Menschen wählen häufiger die Linkspartei, tendieren eher zur Wahlenthaltung und weisen geringere Sympathien für die Union auf als Menschen, die ihren Haushalt nicht als arm einschätzen. Schließlich konnte nachgewiesen werden, dass Armut gleichzeitig auch gesellschaftliche Partizipation sowie Größe und Qualität sozialer Netzwerke bedingt. So fühlt sich rund jede fünfte, in Armut lebende Befragungsperson (21 Prozent) von anderen Menschen isoliert. In der nicht armen Vergleichsgruppe sind es lediglich fünf Prozent. „Dies deutet darauf hin, dass ärmere Menschen häufig nicht dazu in der Lage sind, ihre ökonomisch prekäre Situation durch soziale Netzwerke ausgleichen zu können. Vielmehr kommt zur wirtschaftlichen Armut in vielen Fällen noch eine soziale Armut hinzu“, sagt Klocke.

Das Forschungszentrum Demografischer Wandel untersucht die Folgen der älter werdenden Gesellschaft interdisziplinär. Im Vordergrund stehen dabei die entsprechenden Probleme in sozialen und wirtschaftlichen Bereichen.
 
10. Dezember 2014, 12.15 Uhr
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