Partner
Reinigungskräfte in Frankfurt
„Zeit ist vorbei, sich ans Ende der Lohnkette zu stellen“
Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG BAU Rhein-Main sorgt sich um die Lage der Reinigungskräfte in Frankfurt. Die Forderung nach einem höheren Mindestlohn hält die Arbeitgeberseite für überzogen.
Neben allerhand Tarifstreitigkeiten bei Flugzeug und Bahn wird derzeit auch an anderer Stelle für höhere Löhne in Frankfurt gekämpft: Die Gewerkschaft für Gebäudereiniger will einen um drei Euro höheren Mindestlohn für Reinigungskräfte und mehr Geld für Auszubildende. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage seien das überzogene Forderungen, entgegnet die Arbeitgeberseite.
Gewerkschaft der Gebäudereiniger fordert 16,50 Euro Mindestlohn
Geht es nach dem Rhein-Main-Bezirksverband der IG BAU, sollten die rund 18 300 Reinigungskräfte in der Mainmetropole künftig einen Branchenmindestlohn in Höhe von 16,50 Euro erhalten – also drei Euro mehr als bisher. Für Glas- und Fassadenreiniger würde der Stundenlohn dadurch auf 19,70 Euro klettern. Doch die Gewerkschaft fordert noch mehr: Lehrlinge sollen im ersten Ausbildungsjahr 150 Euro und im dritten 300 Euro mehr Lohn bekommen. Damit hätten sie zum Ausbildungsstart 1050 Euro pro Monat und würden im letzten Jahr 1500 Euro pro Monat verdienen.
„Am Monatsende käme eine Gebäudereinigerin dann auf knapp 2790 Euro brutto, wenn sie Vollzeit arbeiten kann. Die meisten haben allerdings nur einen Teilzeitjob. Sie sind an den Tagesrandzeiten – frühmorgens und spätabends – im Einsatz. Also dann, wenn die allermeisten Berufstätigen in Frankfurt noch schlafen oder schon ihre Freizeit genießen“, erklärt IG-BAU-Bezirksvorsitzender Bruno Walle.
© IG BAU | Florian Göricke
Der Job als Gebäudereiniger sei ein „Knochenjob“, betont Walle, da die Beschäftigten oft unter Zeitdruck stünden und mit belastenden Situationen konfrontiert würden, wenn sie etwa Kranken- oder Pflegezimmer säubern. Sie hätten daher anständige Löhne verdient: „Die Zeiten, in denen sich eine Gebäudereinigerin brav ans Ende der Lohnkette stellt, sind vorbei.“ Auch, so ergänzt er, weil die Reinigungskräfte, die oft Mini-Jobber seien, „keinen einzigen Cent an Inflationsausgleichsprämie“ bekommen.
Arbeitgeberseite weist Lohnforderungen der IG BAU als überzogen zurück
Eine erste Verhandlungsrunde mit dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) verlief für beide Seiten nicht zufriedenstellend. Den BIV stört neben der weiter geforderten Lohnerhöhung auf 16,50 Euro auch die Forderung nach einem 13. Monatseinkommen für alle Gewerkschaftsmitglieder, heißt es in einer Mitteilung von Mitte Juni. Prozentual bedeutet ersteres eine Lohnsteigerung um 22,22 und letzteres eine um 8,33 Prozent.
„Die Lohnforderung der IG BAU von mehr als 30 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten bewerten wir als eine Mischung aus Maßlosigkeit und Realitätsverweigerung“, erklärte der Branchenverband. Ausgeblendet werde dabei die schwierige wirtschaftliche Lage: „Während sich die Inflation gerade auch im Sinne der Beschäftigten normalisiert, ist die Wirtschaftsprognose für Deutschland mager, die Auftraggeber für Reinigungsdienstleistungen agieren merklich zurückhaltend und die Branchenstimmung der Unternehmen ist laut aktueller Frühjahrsumfrage gedämpft.“
Die nächste Verhandlungsrunde ist für kommenden Mittwoch (11. September) angesetzt.
Geht es nach dem Rhein-Main-Bezirksverband der IG BAU, sollten die rund 18 300 Reinigungskräfte in der Mainmetropole künftig einen Branchenmindestlohn in Höhe von 16,50 Euro erhalten – also drei Euro mehr als bisher. Für Glas- und Fassadenreiniger würde der Stundenlohn dadurch auf 19,70 Euro klettern. Doch die Gewerkschaft fordert noch mehr: Lehrlinge sollen im ersten Ausbildungsjahr 150 Euro und im dritten 300 Euro mehr Lohn bekommen. Damit hätten sie zum Ausbildungsstart 1050 Euro pro Monat und würden im letzten Jahr 1500 Euro pro Monat verdienen.
„Am Monatsende käme eine Gebäudereinigerin dann auf knapp 2790 Euro brutto, wenn sie Vollzeit arbeiten kann. Die meisten haben allerdings nur einen Teilzeitjob. Sie sind an den Tagesrandzeiten – frühmorgens und spätabends – im Einsatz. Also dann, wenn die allermeisten Berufstätigen in Frankfurt noch schlafen oder schon ihre Freizeit genießen“, erklärt IG-BAU-Bezirksvorsitzender Bruno Walle.
© IG BAU | Florian Göricke
Der Job als Gebäudereiniger sei ein „Knochenjob“, betont Walle, da die Beschäftigten oft unter Zeitdruck stünden und mit belastenden Situationen konfrontiert würden, wenn sie etwa Kranken- oder Pflegezimmer säubern. Sie hätten daher anständige Löhne verdient: „Die Zeiten, in denen sich eine Gebäudereinigerin brav ans Ende der Lohnkette stellt, sind vorbei.“ Auch, so ergänzt er, weil die Reinigungskräfte, die oft Mini-Jobber seien, „keinen einzigen Cent an Inflationsausgleichsprämie“ bekommen.
Eine erste Verhandlungsrunde mit dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) verlief für beide Seiten nicht zufriedenstellend. Den BIV stört neben der weiter geforderten Lohnerhöhung auf 16,50 Euro auch die Forderung nach einem 13. Monatseinkommen für alle Gewerkschaftsmitglieder, heißt es in einer Mitteilung von Mitte Juni. Prozentual bedeutet ersteres eine Lohnsteigerung um 22,22 und letzteres eine um 8,33 Prozent.
„Die Lohnforderung der IG BAU von mehr als 30 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten bewerten wir als eine Mischung aus Maßlosigkeit und Realitätsverweigerung“, erklärte der Branchenverband. Ausgeblendet werde dabei die schwierige wirtschaftliche Lage: „Während sich die Inflation gerade auch im Sinne der Beschäftigten normalisiert, ist die Wirtschaftsprognose für Deutschland mager, die Auftraggeber für Reinigungsdienstleistungen agieren merklich zurückhaltend und die Branchenstimmung der Unternehmen ist laut aktueller Frühjahrsumfrage gedämpft.“
Die nächste Verhandlungsrunde ist für kommenden Mittwoch (11. September) angesetzt.
5. September 2024, 11.45 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Politik
Das war 2024
A5-Ausbau, Cannabis-Legalisierung und Antisemitismus in Frankfurt – Der Jahresrückblick
Welche politischen Themen haben die Menschen in Frankfurt 2024 bewegt? Was wird die Stadt auch im kommenden Jahr noch beschäftigen? Das lesen Sie im JOURNAL-Rückblick.
Text: Florian Aupor / Foto: Rund 4000 Menschen protestierten im September gegen den geplanten A5-Ausbau © Bernd Kammerer
PolitikMeistgelesen
- Neubau Städtische Bühnen FrankfurtFrankfurter Kulturmeile beschlossen
- Wegen verschobener BesoldungserhöhungStraßenblockade vor dem Frankfurter Polizeipräsidium
- Mietkosten in FrankfurtMehr Menschen von Wohnarmut betroffen
- Mehr Sicherheit durch Überwachung?Hessens Landtag stimmt für Reform des Polizeirechts
- Geplante GesetzesänderungBezahlkarte für Asylsuchende sorgt für Widerstand in Hessen
24. Dezember 2024
Journal Tagestipps
Freie Stellen