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Foto: Lukas Gedziorowski
Foto: Lukas Gedziorowski

Podiumsdiskussion zum Feindbild Islam

"Es gibt keine dunkle Seite des Islam"

Bei einer Podiumsdiskussion der Ahmadiyya Muslim Jamaat im Saalbau Bornheim ging es um das Feindbild Islam. Der Terroranschlag in Paris gab den Veranstaltern Anlass, sich von Gewalt zu distanzieren.
Der Terroranschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris ist nicht nur ein Angriff auf die Pressefreiheit, sondern schadet auch dem Bild, das die Öffentlichkeit von Muslimen hat. Die Pegida-Proteste zeigen, dass es sich für einen Teil der Bevölkerung beim Islam um ein Feindbild handelt. Daher hat Abdullah Uwe Wagishauser, Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat, am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion zum Thema den Anschlag zum Anlass genommen, Gewalt zu verurteilen.

"Es ist erschütternd, so etwas zu hören", sagte Wagishauser im Saalbau Bornheim und sprach sein Mitgefühl für die direkt Betroffenen aus. "Es ist fast, als wäre es bei uns passiert." Zugleich distanzierte er sich von der Gewalt: Es gebe radikale Gruppen im Islam, die vor nichts zurückschrecken, aber die habe es immer und in allen Religionen gegeben. Tatsächlich lehrten aber alle Religionen etwas anderes. "Es gibt keine dunkle Seite im Islam", sagte Wagishauser. Allein die Menschen missbrauchten die Religionen. "Alle Propheten haben etwas anderes gelehrt." Auch gebe es im Islam nirgendwo Lehren, dass man sich so zu verhalten habe, wie die Terroristen es tun. Die Kriegsaussagen im Koran würden nur selektiv wahrgenommen werden, ohne die Bedingungen zu beachten, nämlich dass Gewalt nur im Verteidigungsfall erlaubt sei.

Ähnlich äußerte sich auch die Ethnologin Susanne Schröter, die an der Goethe-Universität das Forschungszentrum "Globaler Islam" leitet. "Gewaltbereite Gruppen finden sich überall", sagte sie. "Jede Religion lässt sich in jede Richtung lesen." Das Problem bestehe darin, dass es in der Selbstwahrnehmung der unterschiedlichen Strömungen keinen Unterschied gebe, auch Salafisten begriffen sich als Muslime und gründeten ihre Überzeugung auf dem Koran. Der Wahrheitsanspruch verschiedener Strömungen helfe nicht weiter.

Betriebswirt Dieter Falk, der seit 29 Jahren in der Entwicklungshilfe arbeitet, hob die Probleme der Integration hervor: "Für mich gehören Moslems zu Deutschland, aber nicht der Islam", sagte der Diplomkaufmann. "Er hat keine profunde Basis in Deutschland und Westeuropa." Ohne diese These weiter auszuführen, sprach er die Wahrnehmung des Islam in der Öffentlichkeit an. Das Bild würde von Anschlägen geprägt, die sich fast täglich auf der Welt ereignen. In Deutschland würden mehr Straftaten von Migranten wahrgenommen. Einzelbeobachtungen aus dem Alltag bestimmten das Bild vom Islam. Die Politiker müssten mehr auf die irrationalen Gefühle der Bevölkerung, also die Angst, eingehen, statt bloß auf die Fakten.

Wagishauser wies darauf hin, dass auch die Medien das negative Bild mitprägen, indem sie salafistischen Predigern wie Pierre Vogel Aufmerksamkeit schenken. "Das ist unverantwortlich", sagte er. "Warum gibt man ihm eine Plattform?" Schließlich appellierte er an die Verantwortung politischer Parteien, mehr Aufklärungsarbeit zu leisten. "Natürlich haben wir auch eine Verantwortung. Der stellen wir uns und tun auch was."

Schröter lobte die integrative Arbeit der Ahmadiyya, betonte aber auch die Rolle der Bevölkerung dabei. "Integration bedeutet, die Leute mit ins Boot zu holen. Ich bin überzeugt, dass die meisten Menschen Frieden wollen", sagte Schröter. Man dürfe Integration aber nicht per Dekret von der Politik verordnen.

Zum Schluss kam aus dem Plenum die Frage nach einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Islam auf: "Der Islam muss für sich selbst klären, wo er steht", sagte Axel Kaufmann (CDU), Ortsvorsteher im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend). Der Koran müsse kritisch wissenschaftlich analysiert werden, wie es mit der Bibel passiert sei. "Solange das nicht passiert, machen wir uns was vor." Auch Dieter Falk fragte, ob es eine Reformation oder Aufklärung im Islam geben werde.

"Die gibt es schon längst", sagte Schröter. "Der Islam ist nichts Monolithisches." Es habe Reformer gegeben und es gebe sie immer noch, die den Koran neu auslegten, im Westen auch feministisch. In Deutschland allerdings sei der Islam konservativ, da er zunächst nicht mehrheitlich von einer gebildeten Schicht getragen worden sei. Das ändere sich zurzeit.

Wagishauser sagte, dass eine Ökumene ohne Christen und Politik nicht zu machen sei. Doch ein gemeinsamer Religionsunterricht sei bisher dort gescheitert, wo Katholiken stark seien. Dieter Falk sieht die Muslime in einer Bringschuld: "Es muss mehr Druck von Moscheen auf die Eltern ausgeübt werden. Da muss mehr kommen."
 
8. Januar 2015, 11.26 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
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