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Mathias Geiger erklärt sich und andere

House of Cards - die Eschborn-Edition XI

Der Bürgermeister von Eschborn gibt eine persönliche Erklärung ab, in der er seine Gegner angreift, sich selbst in Schutz nimmt und Untersuchungen über dubiose Geschäfte ankündigt. Popcorn, bitte!
„Proximity to power deludes some into thinking they wield it.“
Francis Underwood


Ihr vergangenes Wochenende: Sie waren nicht im Kino, Sie waren nicht essen, haben nicht gefeiert, nur wenig geschlafen, lediglich nötigste Unterhaltungen geführt, Sie haben nur eines gemacht: Möglichst viele Folgen der dritten Staffel von House of Cards geschaut, die soeben erschienen ist. Francis Underwood ist mittlerweile Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Soweit zu den Ereignissen am Potomac, man soll ja nichts spoilern. Durch die Auen des Westerbachs hingegen flattert ein neues Dokument, das lange erwartet wurde. In den Lokalteilen der Zeitungen hörte man schon Beschwerden - lange angekündigt, passiert ist bislang nichts. Ende vergangener Woche war es dann soweit. Sieben Seiten verschickte das Büro des Bürgermeisters von Eschborn, eine Stellungnahme zu den bisherigen Ereignissen, die im Rathaus ausgehängt ist, eine Offensive - oder ein „Gegenangriff“, so zumindest hieß es in den Schlagzeilen hieß, die folgten.

Die Kurzfassung: Der Bürgermeister bleibt im Amt, natürlich, schließlich ist er mit großer Mehrheit gewählt worden und wähnt nicht nur einen ebenso großen Teil seiner Mitarbeiter, sondern auch der Bürgerschaft hinter sich. Das Bildarchiv, das Mathias Geiger anlegte: lediglich ein Versuch, Beweise zu sichern gegen die unglaublichen Vorgänge im Eschborner Rathaus - und weil die Fakten so unglaublich sind, die Herr Geiger in der Hinterhand hält, soll er, wie er schreibt, „diskreditiert und mundtot“ gemacht werden.

Welche brisanten Geschichten es sind, das deutet Mathias Geiger in seiner persönlichen Erklärung ebenfalls an. Die Fälle reichen über zehn Jahre zurück, bis in die Amtszeit von Martin Herkströter, dessen Geschäfte in einer früheren Episode dieser Serie bereits gewürdigt wurden. Mathias Geiger jedenfalls erinnert an Optimax, ein Einkaufszentrum, das Herkströter erst als Bürgermeister, dann als Vertreter des Investors eifrig vorangetrieben habe.

Es folgt der 1. FC Eschborn, der 2008 eine städtische Bürgschaft über eine Million Euro in Anspruch nahm - die FDP war damals dagegen, der Ordner zu der Bürgschaft sei damals, so Geiger, auf wundersame Weise aus seinem Büro verschwunden. Mehr noch: Die Mitarbeiterin, die später schwere, auch justiziable Anschuldigungen gegen Mathias Geiger fuhr, sei mit einem Fußballer des Vereins zusammen, habe mithin beste Kontakte in die Vereinsspitze.

Weiterhin führt uns der Brief über einen angeblichen Wahlbetrug der CDU im Jahr 2011 über fehlerhafte Bebauungspläne, manipulierte Gutachten bis zu „dubiosen Grundstücksgeschäften“. Unstimmigkeiten, so Geiger, könne er noch viele benennen. Das darf man getrost als Drohung verstehen. Auch auf die Bildzeitung und die FAZ geht Geiger ein, diese würden derzeit nicht die erste Kampagne gegen ihn fahren - weil sie so gute Beziehungen zu seinem Amtsvorgänger Speckhardt von der CDU hätten. Von der „Operncafé-Connection“ ist die Rede. Nun ja, sehr hübsch. Peter Lückemeier kommentiert den Brief in der FAZ übrigens ganz trocken so: "Schnüffler bleibt Schnüffler."

Was nun die CDs angeht, so erfahren wir in der Erklärung wenig neues. Ja, der Bürgermeister hat viele Fotos im Rathaus geschossen, sie gesichert und einem Anwalt übergeben - laut seiner Aussage in der Hoffnung auf rechtliche Beratung und um beim Zusammenfügen der Puzzleteilchen zu helfen. Der habe jedoch nur seine eigenen Interessen verfolgt, schließlich die CDs einem Journalisten übergeben, der sie wiederum anderen Medien zum Kauf angeboten habe, letztendlich landeten sie bei der Polizei, der Staatsanwaltschaft und damit sind wir eigentlich schon in der Gegenwart. Eine unabhängige, nicht-ortsansässige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft soll nun nach dem Willen des Bürgermeisters, die Geschäfte seiner Amtsvorgänger untersuchen. Conclusio: „Ein Rücktritt vom Amt, wie es meine vermeintlich ‚sauberen Kontrahenten‘ fordern, wäre für mich ‚Fahnenflucht‘ gegenüber all den Bürgern, die mir ihr Vertrauen als Bürgermeister geschenkt haben und zu Recht von mir erwarten, dass ich einen Schlussstrich unter die intransparente und von persönlichen Interessen geleitete Politik der letzten Jahre ziehe.“

Und damit sind wir, so rein aus journalistischer Perspektive, ja beim schönsten Punkt der ganzen Eschborn-Saga angelangt: Zwei verfeindete Seiten, dazu noch eine Menge Geld - brillant. Amtsvorgänger Wilhelm Speckhardt ließ angesichts des Briefes schon mal ausrichten, er habe die Faxen nun dicke. Als "Pappkamerad" wird er von den Grünen bezeichnet, die SPD spricht von einer Erklärung, die gar nichts erkläre. Wird fortgesetzt ...

>> House of Cards - die Eschborn-Edition
Alle bisher erschienenen Folgen.
 
2. März 2015, 09.47 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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