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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Gute Nacht, Deutschland

Fundamentalisten wollen uns das Tanzen verbieten

Wer glaubte, in Deutschland hätten religiöse Führer nichts zu sagen, muss stark sein: Tanzen ist verboten, Feiern unter Strafe gestellt. Vom politischen Arm der Fundis wurde das alte Gesetz nun wieder verteidigt.
Was soll man davon halten? Nur wenige Tage sind vergangen seit die Europäische Zentralbank in Frankfurt sharia-konforme Zinsen eingeführt hat – und nun der nächste Paukenschlag. Eine religiöse Splitterpartei, die bei der Kommunalwahl überraschend gut 25 Prozent der Stimmen bekam, will ein Gesetz durchsetzen, das uns Deutschen das Tanzen verbietet. Die Begründung ist religiös motiviert: „Auch wer selbst nicht einer Religion angehört, sollte gegenüber den Gefühlen anderer Respekt aufbringen“, sagt Uwe Becker, der sich selbst als Frankfurter Kirchendezernent bezeichnet und der Gruppierung CDU angehört, was für Christlich Demokratische Union Deutschlands steht. Die Stadt Frankfurt hat, soweit ist es schon in unserem Lande, die Erklärung auf ihrer eigenen Website veröffentlicht. Dort schreibt jener Herr Becker von einem christlich-jüdisch geprägtem Werteverständnis, die "das Fundament unserer abendländischen Gesellschaft in Deutschland" darstelle.

"Der Karfreitag ist als christlicher Feiertag dem Gedenken an das Leiden und die Kreuzigung Jesu Christi gewidmet. Dies verträgt sich nicht mit lautem und ausgelassenem Feiern", sagt jener Herr Becker.

Und das Schlimmste – unsere Gesetze geben dem Mann sogar recht: Nach dem Hessischen Feiertagsgesetz sind von Gründonnerstag 4 Uhr, bis Karsamstag um Mitternacht, öffentliche Tanzveranstaltungen verboten, an Sonntagen und gesetzlichen Feiertagen von 4 Uhr bis 12 Uhr.

Von Ruhe kann aber keine Rede sein. So sollen etwa am Ostersamstag um 16.30 Uhr sämtliche Glocken in den Innenstadtkirchen läuten, um das Ende der sogenannten Fastenzeit und den Beginn des Osterfestes anzukündigen. In der Fastenzeit verzichten viele Anhänger der christlichen Religion auf bestimmte Dinge, wie zum Beispiel Alkohol, Rindfleisch oder Emojis in Whatsapp-Chats.

Das Tanzverbot erstreckt sich, wie man zunächst vermuten könnte, übrigens nicht nur auf kirchliche Einrichtungen oder andere Orte der Zusammenkunft von Gläubigen, sondern auf das gesamte Bundesland. Empfindliche Geldstrafen werden auch fällig, wenn sich Veranstalter nicht an das Tanzverbot halten. Proteste gegen das auf das Jahr 1919 zurückgehende Gesetz hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. Ohne Erfolg. Die Afghanen sind da schon weiter, dort galt ein 1996 bis 2001 ein striktes Tanzverbot unter der Herrschaft der Taliban.

Laut CDU-Mann Uwe Becker fördert das Tanzverbot das "friedliche Zusammenleben in unserer Stadt."

Gute Nacht, Deutschland.

>> Tanzverbots-verbotsparty
im Elfer, Klappergasse 5–7 mit the incredible Herrengedeck und Lokalpolitikern der Partei "Die Partei", Karfreitag, 19 Uhr
 
23. März 2016, 21.52 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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Text: sic/Jasmin Schülke/Till Taubmann / Foto: © Harald Schröder
 
 
 
 
 
 
 
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