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Foto: Tamara Marszalkowski
Foto: Tamara Marszalkowski

Flüchtlingsmanagement in Frankfurt

Planen ohne Sicherheit

Es gibt keine verlässlichen Prognosen, wie viele Flüchtlinge künftig nach Frankfurt kommen. Keine leichte Aufgabe für die Stabsstelle Flüchtlingsmanagement. Vorsorglich suchen die Mitarbeiter weiter nach Unterkünften.
Wie viele Flüchtlinge werden in den kommenden Monaten und Jahren nach Frankfurt kommen? Diese Frage treibt die Stabsstelle Flüchtlingsmanagement um, seit sie im Herbst vergangenen Jahres gegründet wurde. Eine konkrete Antwort gibt es allerdings nicht, was die Arbeit nicht gerade erleichtert. Im ersten Quartal des Jahres kamen 1500 neue Flüchtlinge in die Stadt. Ursprünglich hatten die Mitarbeiter der Stabsstelle für das Jahr 2016 mit 10.000 Menschen gerechnet. Grund für die niedrigeren Zahlen sind wohl die geschlossene Balkanroute sowie die Jahreszeit. Das muss somit kein lang anhaltender Trend sein. „Es gibt einfach keine verlässlichen Prognosen“, betont Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU).

Viele Menschen noch immer in Notunterkünften
Momentan leben 4400 Geflüchtete in Frankfurt, die an 140 verschiedenen Standorten untergebracht sind. Die konzentrieren sich nicht – entgegen mancher Auffassung – auf wenige Gebiete, sondern sind über die ganze Stadt verteilt. Besonders viele Unterkünfte befänden sich etwa im Gallus, einfach weil es hier viele geeignete Hotels gebe, erklärt die Sozialdezernentin. Rund 600 Flüchtlinge sind derzeit in Hotels untergebracht.

1600 Menschen müssen dagegen immer noch in Notunterkünften leben. Insbesondere die Sporthallen sollen schnellst möglich wieder frei gegeben werden. „Wir wollen die Geduld der Schulen und Sportvereine nicht unnötig strapazieren“, so Birkenfeld. Einige Unterkünfte müssen in jeden Fall in den nächsten Wochen aufgegeben werden. Darunter einige Wohnungen im Gallus sowie die Schul-Containeranlage im Länderweg, die das Bildungsdezernat zur Verfügung gestellt hat.

Suche nach neuen Standorten
„Deshalb arbeiten wir weiter mit Hochdruck an neuen Unterkünften“, so Birkenfeld. Denn man wisse ja nicht, ob und wann es wieder einen großen Zustrom von Flüchtlingen geben werde. Derzeit prüfe die Stadt 50 neue Standorte – auch wenn die bestehenden Unterkünfte teilweise nicht ausgelastet sich. Große Kritik von Umweltschützern rief die Entscheidung hervor, auf dem Alten Flugplatz in Bonames 350 Flüchtlinge in Containern unterzubringen. Dennoch werden auch weiterhin Frei- und Grünflächen geprüft, vorzugsweise solche, die der Stadt gehören, berichtet Karl-Heinz Frank, Leiter der Stabsstelle. „Es gibt eben keinen idealen Standort“, sagte er. Freiflächen seien auch nur ein Baustein. Geprüft werden auch Industriegebäude und Büroflächen, die sich zu Wohnraum umwandeln lassen. Kosten- und Zeitaufwand für solchen Vorhaben seien allerdings sehr hoch, so Frank.

Mehr Flexibilität soll ein Projekt in der Gutleutstraße bringen. Wenn die Entwicklung es fordert, können in dem vorgesehenen Gebäudekomplex bis zu 800 Menschen untergebracht werden. Das sei aber nicht das Ziel, erklärt Birkenfeld. Lieber wolle man hier 256 Wohneinheiten einrichten. So hätten die Bewohner wenigstens ein gewisses Maß an Privatsphäre, etwa mit einer eigenen Kochnische. In großen Notunterkünften ist es für die Bewohner nicht möglich, selbst zu kochen. „Wegen Brandgefahr und Hygienevorschriften“, erklärt die Sozialdezernentin. Flüchtlinge hatten sich zuletzt im Labsaal wegen der schlechten Verpflegung beschwert.

Zahl der unbegleiteten minderjährigen Ausländer sinkt
Immer weniger unbegleitete minderjährige Ausländer kommen in Frankfurt an. Im Jahr 2015 waren es 4561, im ersten Quartal 2016 wurden der Stadt 478 zugewiesen. 130 von ihnen befinden sich noch im Screening-Verfahren, sprich ihr angegebenes Alter wird geprüft. 511 unbegleitete Ausländer sind Frankfurt fest zugeteilt. Sie leben in 16 Einrichtungen, darunter Jugendhilfeeinrichtungen und Wohngruppen. Fünf Frankfurter Familien haben einen minderjährigen Flüchtling bei sich aufgenommen – sieben weitere Familien stehen dafür in den Startlöchern. Für schwangere Frauen und Homosexuelle sollen eventuell 24 Plätze in der Unterkunft auf dem ehemaligen Gelände der Messebaufirma Ambrosius in Rödelheim zur Verfügung gestellt werden.

Ungewissheit für Mitarbeiter
Ein weiteres Problem bringt die fehlende Planungssicherheit auch mit sich. Als die Stabsstelle im Oktober ins Leben gerufen wurde, mussten viele Mitarbeiter eingestellt werden. Deren Jobs stehen nun auf wackligen Beinen, sollte die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge weiterhin niedrig bleiben. „Es ist sehr hart zu sehen, dass die Menschen, die uns in großer Not geholfen haben, nun selbst vor einer ungewissen Zukunft stehen“, sagt Birkenfeld. Man versuche, die Angestellten an andere Stellen zu vermitteln, so die Sozialdezernentin. Wie viele Jobs letztendlich wegfallen, sei noch nicht absehbar.
 
7. April 2016, 11.48 Uhr
Christina Weber
 
 
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