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Foto: Ritual der Frauen und Mädchen im Camp Itay in Mato Grosso do Sul. © Egon Heck
Foto: Ritual der Frauen und Mädchen im Camp Itay in Mato Grosso do Sul. © Egon Heck

Bericht zweier Guarani-Aktivistinnen aus Brasilien

„Egal wie laut wir schreien, es hört uns niemand“

Janete und Alenir, zwei indigene Aktivistinnen aus Brasilien, sind aktuell im Frankfurter Weltkulturen Museum zu Gast. Sie wollen auf die Verstöße gegen die Menschenrechte in Brasilien aufmerksam machen. Am heutigen Mittwoch findet ein öffentlicher Vortrag statt.
Die beiden indigenen Aktivistinnen Janete und Alenir aus Brasilien – deren Nachnamen aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden können – stellen sich auf ihrer Europareise durch drei Länder den Fragen über Menschenrechtsverletzungen im Gebiet der Guarani-Kaiowá. Aktuell sind sie zu Gast im Frankfurter Weltkulturen Museum. Janete und Alenir gehören der Guarani-Kaiowá an, einer der größten indigenen Völker Brasiliens. 30 000 Guarani-Kaiowá leben im Bundesstaat Mato Grosso do Sul im mittleren Westen Brasiliens. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden sie durch Großgrundbesitzer systematisch und gewaltsam von ihrem Land vertrieben, um Raum für großflächige industrielle Landwirtschaft zu gewinnen. „Wir kämpfen seit 519 Jahren ohne Ergebnis um unser Land“, erzählen die Aktivistinnen. Und ergänzen: „Ohne Land gibt es kein Leben.“ Der Regenwald wird abgeholzt, damit Monokulturen für Soja und Zuckerrohr entstehen können. Infolge dessen leben inzwischen mehr als 15 000 landlose Guarani-Kaiowá auf engstem Raum im sogenannten „Dorf“ Bororo in der Nähe der Stadt Dourados ohne jede Möglichkeit, ein materielles Auskommen zu finden. Hier ist der Regenwald, ihre Lebensgrundlage, bereits zerstört.

Das Aktionsbündnis der Guarani-Frauen

Die Lehrerin und Schulleiterin Alenir und die Gesundheitsbeauftragte Janete berichten, dass viele ihre Reservate verlassen, um ihren traditionellen Lebensraum wiederzubesiedeln. Diese Dörfer nennen sich Retomadas. „Wir, das Volk, stehen unter dem Druck der brasilianischen Regierung“, berichten die Aktivistinnen. „Von dieser Reise erhoffen wir uns Druck auf die brasilianische Regierung.“ Die beiden sind Anführerinnen der Frauenorganisation „Kuñangue Aty Guasu“. Die Organisation der Guarani-Frauen, die 2006 entstand, fordert die Demarkierung ihres traditionellen Landes sowie die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und den Respekt für das indigene Leben und die Umwelt. Außerdem kämpfen sie für den Ausbau der Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen.

„Wir kennen unsere Rechte, die Landrechte sind gesetzlich geregelt, aber die Regierung hält sich nicht daran“, berichten Janete und Alenir. „Unser Land wurde uns illegal weggenommen, wir haben gesundheitliche Probleme, unsere Anführerinnen und Anführer werden verfolgt und umgebracht.“ Die Indigenen sehen sich zahlreichen Übergriffen ausgesetzt, die von Rassismus über Bedrohungen bis hin zu gezielten Ermordungen reichen. In 10 Jahren wurden circa 400 politische Anführer ermordet. Die beiden erzählen davon, dass sie kein fließendes Wasser haben, Schulunterricht fände teilweise in Privathäusern statt. „Das ist ein sehr prekärer Zustand“, sagt Janete. Sie beteten viel mit ihren Schamanen, das stärke ihre Widerstandskraft.

Vortrag: „Das Land ist unser Leben, unsere Identität, unser Erbe“

Am Mittwoch, den 19. Juni findet um 18.30 Uhr im Museum Angewandte Kunst eine öffentliche Veranstaltung mit dem Titel „Das Land ist unser Leben, unsere Identität, unser Erbe“ statt. Die beiden indigenen Aktivistinnen Janete und Alenir, die zu den Guarani-Kaiowá aus Brasilien gehören, berichten über das Leben als indigene Frauen, Mütter und Hüterinnen der Tradition. Speziellen Fokus legen die Referentinnen auf die Themen, die besonders Frauen betreffen, wie sexualisierte Gewalt, Diskriminierung und Misshandlungen in staatlichen Krankenhäusern und im öffentlichen Gesundheitswesen, insbesondere bei der Geburtshilfe. Sie berichten über ihre traditionelle Kultur und ihren Kampf um deren Erhalt.
Mit dem Rechtsruck unter der aktuellen brasilianischen Regierung, sind bereits deutliche Einschränkungen in Bezug auf die Rechte indigener Gruppen sowie ein Anstieg der Gewalt gegen Indigene und eine zunehmende Kriminalisierung von indigenen Organisationen zu verzeichnen. Der Eintritt ist frei.

>> Vortrag „Das Land ist unser Leben, unsere Identität, unser Erbe“, 19.6., 18.30 Uhr, Museum Angewandte Kunst, Schaumainkai 17, Eintritt frei
 
19. Juni 2019, 11.49 Uhr
Helen Schindler
 
 
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