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traffiq/VGF
Ein Hoch auf die Ehrlichkeit
traffiq/VGF rühmt sich damit, künftig einen „ehrlichen Fahrplan“ anzubieten. Hoffentlich wird die vom Verkehrsdezernat ausgerufene Ehrlichkeits-Offensive ausgedehnt. Eine Glosse von Jasmin Schülke.
Die Ehrlichkeit ist eine der wichtigsten Tugenden. Wie heißt es doch so schön – ehrlich währt am längsten. Klar, wer möchte schon belogen werden? Und so ist es doch eine gute Sache, wenn die städtische Nahverkehrsgesellschaft traffiQ nun verkündet, einen „ehrlichen Fahrplan“ anzubieten. Dieser sieht „wenige Minuten längere Wartezeiten bei höherer Zuverlässigkeit“ vor, ist von traffiQ zu hören. Hurra! Nun wissen wir endlich, woran wir sind, wenn wir abends an der Haltestelle „Hauptfriedhof“ 20 Minuten bei 0 Grad auf die U5 warten. Wenige Minuten sind ja auch eher Definitionssache als Ehrlichkeit.
traffiq/VGF will „ehrlichen Fahrplan“ in Frankfurt
Vor vielen Jahren gab es eine Bewegung in den USA, die „Radical Honesty“ (radikale Ehrlichkeit) propagierte. Deren Begründer, ein gewisser Brad Blanton alias „The Truth Doctor“, behauptete, dass die Welt ein besserer Ort sein könnte, wenn wir nur alle die Wahrheit sagten. Keine Lüge, keine Diplomatie – nur die Wahrheit. Das Essen bei den Freunden schmeckt nicht? Frei raus mit der Meinung. Ob Sie allerdings dann noch mal eingeladen werden, ist fraglich. Der Kollege nervt? Sagen Sie ihm, dass Sie ihn noch nie ausstehen konnten, er wird sicher Verständnis für Ihre Ehrlichkeit haben.
Zurück zum Fahrplan. Vielleicht sind die Erkenntnisse der „Radical Honesty“-Bewegung nun mit Verzögerung im Verkehrsdezernat angelangt. Die Bahnen sind voller, die Fahrpreise steigen, wir müssen länger warten – ein Hoch auf den ehrlichen Fahrplan! Es ist sehr zu hoffen, dass die vom Verkehrsdezernat ausgerufene Ehrlichkeits-Offensive nun auch auf andere Verkehrsbereiche in Frankfurt ausgedehnt wird.
„Der ehrliche Fahrplan ist ein Offenbarungseid der Frankfurter Verkehrspolitik“
Das könnte dann folgendermaßen aussehen: „Auf der Berliner Straße ist Stau.“, „Die Modalsperren führen dazu, dass Rettungsdienste Umwege fahren müssen.“, „Die Verkehrswende ist noch Lichtjahre entfernt“ oder „Auf dem Schnellradweg werden Sie von Langen nach Frankfurt erst fahren können, wenn Sie in Rente sind. Vorher wird er nicht fertig.“ Und natürlich last but not least: „Der ehrliche Fahrplan ist ein Offenbarungseid der Frankfurter Verkehrspolitik.“
traffiq/VGF will „ehrlichen Fahrplan“ in Frankfurt
Vor vielen Jahren gab es eine Bewegung in den USA, die „Radical Honesty“ (radikale Ehrlichkeit) propagierte. Deren Begründer, ein gewisser Brad Blanton alias „The Truth Doctor“, behauptete, dass die Welt ein besserer Ort sein könnte, wenn wir nur alle die Wahrheit sagten. Keine Lüge, keine Diplomatie – nur die Wahrheit. Das Essen bei den Freunden schmeckt nicht? Frei raus mit der Meinung. Ob Sie allerdings dann noch mal eingeladen werden, ist fraglich. Der Kollege nervt? Sagen Sie ihm, dass Sie ihn noch nie ausstehen konnten, er wird sicher Verständnis für Ihre Ehrlichkeit haben.
Zurück zum Fahrplan. Vielleicht sind die Erkenntnisse der „Radical Honesty“-Bewegung nun mit Verzögerung im Verkehrsdezernat angelangt. Die Bahnen sind voller, die Fahrpreise steigen, wir müssen länger warten – ein Hoch auf den ehrlichen Fahrplan! Es ist sehr zu hoffen, dass die vom Verkehrsdezernat ausgerufene Ehrlichkeits-Offensive nun auch auf andere Verkehrsbereiche in Frankfurt ausgedehnt wird.
Das könnte dann folgendermaßen aussehen: „Auf der Berliner Straße ist Stau.“, „Die Modalsperren führen dazu, dass Rettungsdienste Umwege fahren müssen.“, „Die Verkehrswende ist noch Lichtjahre entfernt“ oder „Auf dem Schnellradweg werden Sie von Langen nach Frankfurt erst fahren können, wenn Sie in Rente sind. Vorher wird er nicht fertig.“ Und natürlich last but not least: „Der ehrliche Fahrplan ist ein Offenbarungseid der Frankfurter Verkehrspolitik.“
18. Dezember 2023, 15.51 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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